Ausbildungsmesse in Teltow: Für eine Mappe voller Flyer
Ob Baubranche oder Verfassungsschutz: Das Angebot auf der Teltower Ausbildungsmesse war umfangreich.
Teltow - Maria hat sich gut vorbereitet und schon mal zu Hause im Messeheft recherchiert, welche Angebote für sie interessant sein könnten. „Etwas mit Recht würde ich gern studieren, am liebsten ein duales Studium“, sagt die 17-jährige Abiturientin aus Kleinmachnow.
Mehr als 250 verschiedene Ausbildungsplätze von rund 125 Ausstellern wurden am Samstag bei der elften regionalen Ausbildungsmesse im Teltower Oberstufenzentrum angeboten, darunter regionale Handwerksbetriebe, aber auch viele Unternehmen im sozialen und medizinischen Bereich, im Bankenwesen und der Landschaftspflege.
Marias Blick streift die Zahlenmarkierungen vor den Räumen, die den einzelnen Firmen und Institutionen zugeordnet sind. „Dort vorn muss die 20 sein.“ Zuerst will sie sich über ein Studium an der Technischen Hochschule Wildau informieren. Doch das Studium zum Verwaltungsrecht läuft gerade aus, 2016 wurden die letzten Studenten für diese Fachrichtung immatrikuliert. „Ich würde auch was mit Immobilien machen“, hat Maria noch eine weitere Option, die sie aber an ein berufsbegleitendes Studium koppeln möchte. Berufsausbildung mit dualem Studium war in diesem Jahr auch von vielen anderen jungen Besuchern gefragt und wird zunehmend von Unternehmen angeboten, wie beispielsweise von der Firma Spitzke aus Großbeeren, die ein Studium zum Bauingenieur anbietet, ebenso im Bereich Elektrotechnik und ein BWL-Studium in der Fachrichtung Industrie. Das Unternehmen entwickelt Bahninfrastrukturen und bildet auch Gleisbauer, Stahlbetonbauer und Industriemechaniker aus. Da die Baustellen im gesamten Bundesgebiet sind und die Firma Spitzke auch Standorte im Ausland hat, erwartet das Unternehmen von seinen Mitarbeitern vor allem Mobilität. Um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sind Ortswechsel auch in anderen Jobs oft unumgänglich – wie beim Beruf des Wasserbauers, der vom Berufsbildungszentrum Kleinmachnow angeboten wird.
Baubranchen gelten als krisenfest, was das Berufsförderungswerk des Bauindustrieverbandes mit dem kessen Slogan werben lässt: lebenslänglich Bau. Nach der dreijährigen Ausbildung zum Gesellen gibt’s weitere Aufstiegschancen zum Vorarbeiter bis zum Meister, aber auch ein Ingenieurstudium ist möglich. Doch nach wie vor sind es die kaufmännischen Ausbildungen, für die sich junge Leute entscheiden. Auch Sebastian Franke lernte nach dem Abitur Einzelhandelskaufmann, merkte aber schnell, dass Finanzen nicht sein Ding sind. „Der Verkaufsdruck und der Blick nur auf das Finanzielle, das hat mir nicht genügt“, sagt der 26-Jährige. Er wollte lieber im sozialen Bereich arbeiten wie sein Vater, der Krankenpfleger in einer Klinik ist. Also absolvierte er Praktika in verschiedenen medizinischen Bereichen und wusste danach: „Ich wollte etwas machen, dass nah am Menschen ist und eine große Bandbreite hat.“ Mittlerweile hat Sebastian Franke seinen Traumjob beim Evangelischen Zentrum für Altersmedizin Potsdam gefunden: Er ist Altenpflege-Azubi im zweiten Lehrjahr. Es sind vor allem die Kontakte zu Bewohnern, die in diesem Beruf inniger seien als in einem Krankenhaus, meint Franke. „Im Krankenhaus sind die Patienten nach spätestens sechs Wochen wieder weg.“ Im Pflegeheim habe man mehr Zeit, die Bewohner kennenzulernen, und es sei familiärer. Von der Körperpflege bis zu Spaziergängen und Mahlzeiten ist der Tagesablauf klar strukturiert. Aber auch Eigenständigkeit und Flexibilität fordere der Beruf einem ab, berichtet Franke: „Vor allem das Organisieren, das liegt mir.“ Wenn er den Abschluss zum examinierten Altenpfleger in der Tasche habe, stünden ihm auch weitere Türen offen. „Ich könnte mir vorstellen, Pflegedienstleiter zu werden“, so Franke.
Derzeit werden acht Azubis am Evangelischen Zentrum für Altersmedizin ausgebildet, zu dem drei Standorte gehören: ein Krankenhaus mit Tagesklinik, das Seniorenheim Bürgerstift mit Tagespflege, stationärer Pflege und betreutem Wohnen sowie eine Kurzzeitpflege. Nur ein paar Meter weiter wartet am Stand der Peter-Lenné-Schule Gerrit Köhler auf potenzielle Bewerber. Er hofft, Jugendliche für den Beruf Agrartechniker im Landschaftsbau und für den eines Umweltschützers begeistern zu können. In der Ausbildung werden Biogasanlagen beprobt, ebenso Pflanzenkläranlagen. Ein Bild vom bioEnergieLabor, dem Schulgelände mit den Tieren und den Gewächshäusern könnten sich Interessenten auch am 17. Februar von 10 bis 14 Uhr im Berliner Hartmannsweilerweg machen, lädt Köhler ein zum Tag der offenen Tür.
Maria hat inzwischen eine ganze Mappe mit Flyern gesammelt. Auch am Stand des Bundesamtes für Verfassungsschutz war sie und grient: „Klang spannend, Cyberangriffe abwehren und so.“ Der Inlandsnachrichtendienst bietet neben einem Informatikstudium auch ein Grundstudium zu Staats-, Verwaltungs- und Zivilrecht an. Allerdings ist Ausbildungsbeginn erst im April 2019. Optimal findet Maria das nicht: „Denn zwischen Abi und Studienbeginn müsste ich erst noch einen Job finden, Däumchen drehen ist nicht so mein Ding.“
Kirsten Graulich
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