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Noch ist das Freizeit- und Erholungsbad "Havel-Therme" nicht vollendet, es gibt aber bereits neue Kosten.
© Andreas Klaer

Bad-Ausschuss in Werder (Havel): Havel-Therme soll nicht noch mehr kosten

Soll die Stadt für Verluste der Therme durch Corona zahlen? Über diese Frage diskutierte der Bad-Ausschuss am Dienstag. Es wurde emotional.

Werder (Havel) - Am Ende platzte es aus Andreas Schauer heraus:  “Wir verzichten auf die Beteiligung!”, rief der Unternehmer sichtlich aufgebracht. „Dann müssen Sie sich hier nicht die Köpfe heiß diskutieren.” 

Seit beinahe drei Stunden hatte der Bad-Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung Werder (Havel) bereits gestritten. Dabei ging es vor allem um einen Antrag der Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU), die Schauer eine zusätzliche Corona-Unterstützung auszahlen wollte. 

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Am Dienstagabend traf sich der Ausschuss direkt in der fast fertigen Therme. In der Sauna fehlten zwar noch ein paar Fliesen, aber das Wasser in den Becken war bereits eingelassen. Die Stadtverordneten und sachkundigen Anwohner saßen unter künstlichen Palmen. Doch wirkliche Entspannung kam trotz des Ambientes nicht auf. Der Grund: Die Therme kann doch nicht wie geplant vor Weihnachten eröffnet werden, der erneute Lockdown macht das unmöglich. 

250.000 Euro zusätzlich beantragt

Die Bürgermeisterin wollte, dass die Stadt dem Badbetreiber Schauer einen Zuschuss gewährt, um ihn für entgangene Einnahmen zu entschädigen. Deshalb hatte sie dem Bad-Ausschuss einen Antrag vorgelegt: Die Stadt sollte sich dazu verpflichten, im Jahr 2025 bis zu 250.000 Euro zusätzlich zu zahlen. Schauer hatte die Stadt zuvor nach eigenen Angaben darum gebeten, sich etwa zur Hälfte an den Verlusten zu beteiligen.  

Doch das scheint nun erst einmal vom Tisch zu sein. Nicht nur, weil Schauer in seinem emotionalen Zwischenruf auf das Geld verzichtete. Die Bürgermeisterin zog diesen Teil ihres Antrages zurück, als sich abzeichnete, dass eine Mehrheit dafür nicht zu erreichen war. 

Saß’ Antrag bestand allerdings insgesamt aus drei Punkten. Die anderen beiden fanden im Ausschuss jeweils eine Mehrheit. Der Ausschuss befürwortete, dass die Stadt auf die Hälfte der Pacht verzichten soll. Die Pacht beträgt laut Doppelhaushalt 2020/2021 insgesamt 250.000 Euro pro Jahr ab Inbetriebnahme. 

Außerdem soll die Stadt die Auszahlung einer Fertigstellungsprämie vorziehen. Diese Prämie in Höhe von etwa 620.000 Euro ist im Vertrag bereits vorgesehen. Endgültig entschieden ist das aber noch nicht. Der Bad-Ausschuss spricht lediglich Empfehlungen für die Stadtverordnetenversammlung aus. Deren nächste Sitzung ist am 10. Dezember. 

Hitzige Debatten auch innerhalb der Fraktionen

Der CDU-Stadtverordnete Dirk Lutze äußerte Verständnis für die Situation des zukünftigen Thermenbetreibers: „Ich weiß, wovon Herr Schauer spricht“, sagte Lutze, schließlich sei er selbst Unternehmer. Für die CDU-Fraktion brachte Lutze einen eigenen Antrag ein: Es solle eine genaue Prüfung der Kosten geben, danach solle sich die Stadt zu 50 Prozent beteiligen. Diese Idee fand jedoch keine Mehrheit. 

Der Unternehmer Andreas Schauer will sich kein "amoralisches Verhalten" unterstellen lassen.
Der Unternehmer Andreas Schauer will sich kein "amoralisches Verhalten" unterstellen lassen.
© Andreas Klaer

In der SPD-Fraktion sei bereits am Vorabend kontrovers diskutiert worden, sagte die Fraktionsvorsitzende Nadine Lilienthal. Am Ende hätten sich die Sozialdemokraten zwar mit der verringerten Pacht und der vorgezogenen Prämie anfreunden können. Aber der Vorschlag zusätzlicher Zahlungen über den bestehenden Vertrag hinaus sei “bei uns auf Ablehnung gestoßen“, sagte Lilienthal. 

„Wir reden hier von Steuergeldern”

Der Ausschussvorsitzende Markus Altmann (Grüne) sagte, er sei ganz grundsätzlich dagegen, dass die Stadt für Verluste des Investors aufkommen soll. „Wir reden hier von Steuergeldern”, sagte Altmann. Nach dem Debakel mit der Kristall Bäder AG, die hohe Zahlungen verlangt, aber wenig geleistet habe, müsse man diesbezüglich sehr vorsichtig sein. Bei Vertragsabschluss sei eine hohe Investition in den Bau gerade deshalb beschlossen worden, weil die Stadt in Zukunft nicht für das unternehmerische Risiko des Investors haften sollte. 

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) führte Anwohner durch die fast vollendete Therme.
Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) führte Anwohner durch die fast vollendete Therme.
© Christoph M. Kluge

Peter Kreilinger, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, hatte weniger Verständnis als sein Fraktionskollege Lutze. Die entscheidende Frage sei, so Kreilinger, ob der Unternehmer wirkliche Verluste hinzunehmen habe. Nur wenn Schauer „richtig Miese gemacht“ hätte, sei das ein Grund für eine Unterstützung. Wenn durch die Pandemie lediglich eine Gewinnminderung eintrete, sei es “eine Sache des Anstandes”, dass der Unternehmer das selbst trage.  

Prüfverfahren liegen auf Eis

Es war wohl auch diese Aussage, die Andreas Schauer dazu provozierte, seine Bitte lautstark zurückzuziehen. "Amoralisches Verhalten” wolle er sich nicht unterstellen lassen, sagte er. 

Am 15. Dezember wird sich der Rechnungsprüfungsausschuss mit dem Vorgängerprojekt der Havel-Therme befassen. Im ersten Versuch hatte die Stadt Werder das Bad mit dem inzwischen verstorbenen “Bäderkönig” Heinz Steinhart bauen wollen.  Am Ende zahlte die Stadt 16 Millionen, bekam aber nur einen Rohbau. Die Stadtverordneten hatten zwei Prüfverfahren beschlossen, beide liegen auf Eis. 

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