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Neue Majestät. Isabel Kaufmann wird Glindows Kirschkönigin.
© Stadt Werder (Havel)

Werder (Havel): Glindower Kirsch- und Ziegelfest ohne Kirschen

Heimische Kirschen wird es erstmalig nicht geben. Doch das 21. Glindower Kirsch- und Ziegelfest findet trotz Ernteausfällen statt.

Werder (Havel) - Türme von Kirschkuchen, große Schüsseln voll saftig-dunkelroter Früchte – die reich gedeckte Tafel für die Gäste im Heimatmuseum Glindow lässt kurz zweifeln: War die Obsternte in diesem Jahr doch nicht so mager wie nach dem starken Frosteinbruch im April erwartet? Aber Fred Witschel klärt auf: „Die sind nicht aus Werder – wir mussten die Früchte diesmal einkaufen.“ In seinen acht Jahren als Vorsitzender des Kirsch- und Ziegelfestkommitees gibt es kurz vor dem Festwochenende zum ersten Mal kaum heimische Kirschen.

Wenn am 1. Juli das 21. Kirsch- und Ziegelfest in Glindow losgeht, werden ein paar Programmpunkte wegfallen: „Die Obstbauern werden die Gäste nicht über die Plantagen führen“, sagt Witschel. „Da gibt es ja kaum was zu sehen.“ Auch wird es keinen Kirschenverkauf geben. Lustig werden soll es trotzdem: Am Samstag beim Festumzug ab 14.15 Uhr zum Beispiel. Oder am Sonntag ab 13.30 Uhr beim Stück „Clownstöne“. Da dieses Jahr auch die 700-Jahr-Feier Glindows ansteht, veranstaltet das Heimatmuseum zudem bereits am morgigen Mittwoch einen Abend mit Geschichten und Filmen über den größten Ortsteil Werders.

Neue Kirschkönigin in Werder (Havel)

Ein Höhepunkt des Fests ist am Samstagnachmittag ab 15 Uhr die Inthronisierung der neuen Kirschkönigin. Isabel Kaufmann freut sich sehr auf das ihr bevorstehende Jahr als Repräsentantin ihres Heimatorts. Im langen rot-weißen Kleid posierte sie gestern schon einmal für ein paar erste Fotos. Dass sie sich überhaupt auf das Amt bewarb, sei Folge eines lustigen Zufalls, erzählt die 27-Jährige: „Ich arbeite als Physiotherapeutin und eines Tages lag die Frau von Fred Witschel auf meiner Behandlungsliege.“ Diese fragte sofort, ob Isabel Kaufmann nicht einmal Lust hätte, sich zu bewerben. „Da ich die Kirschköniginnen schon als Kind angehimmelt habe, musste ich nicht lange nachdenken.“

Wie ihre Vorgängerin wird sich auch die neue Kirschkönigin sozial engagieren. Dafür hat sie sich ein Ehrenamtsprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes Brandenburg ausgesucht: Mit dem „Wünschewagen“, einem komplett ausgebauten Krankentransportwagen, erfüllen Ehrenamtliche sterbenskranken Menschen die letzten Herzenswünsche. Das kann etwa eine Fahrt an die Ostsee, ein Konzert der Lieblingsband oder ein Familienbesuch sein. Isabel Kaufmann wird das Projekt sowohl als Botschafterin als auch aktiv unterstützen. Dafür hat sie sich vor Kurzem in einer Schulung auf die Begleitung schwerstkranker Menschen vorbereitet. Die noch amtierende Kirschkönigin Anika Wolf hatte sich für den Verein Zuckerbaum stark gemacht, der auf der Glindower Platte eine Streuobstwiese als Spieltreff für kranke und sozial benachteiligte Kinder eingerichtet hat. Wolf will sich nach ihrer Amtszeit weiter in dem Verein engagieren.

Brandenburg will Obstbauern entschädigen

Auch das Kirsch- und Ziegelfest wird jedes Jahr hauptsächlich von Ehrenamtlichen sowie den Mitgliedern des Glindower Ortsbeirats organisiert. Zu den Beteiligten gehört auch Walter Kassin, Vorsitzender des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins. Der Obstbauexperte hofft, dass die Werderaner Bauern die diesjährigen Ernteausfälle ausgleichen können. Getrübte Stimmung auf dem Fest erwartet er jedoch nicht: „Wir tun einfach so, als gäbe es genug.“ Immerhin habe das Land Brandenburg eine kleine Entschädigung für die betroffenen Obstbauern zugesagt: „Dafür sind wir hier alle sehr dankbar.“ 

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