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Gute Mission. Der Wünschewagen fährt jetzt auch in Brandenburg.
© A. Klaer

Wünschewagen für Schwerkranke in Brandenburg: Die letzte große Reise

Der neue Wünschebus des Arbeiter-Samariter-Bundes Brandenburg erfüllt Schwerkranken die letzten Wünsche. Zum Beispiel eine letzte Reise an die Ostsee.

Potsdam - Noch einmal einen Tag in der Familie, noch einmal ein Ausflug mit dem geliebten Lebenspartner genießen. Wenn das Leben zu Ende geht und Krankheit oder Schwäche am Lebenslicht zehren, dann zählen für viele nur noch die schönen Momente der Vergangenheit. Menschen, die so kurz vor dem Tod stehen, sind sich meist sicher, dass sie diese Zeiten nie wieder erleben werden. Ein neues Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Brandenburg will nun die letzten Wünsche von sterbenskranken Menschen erfüllen, um deren Leben einen guten und schönen Abschluss zu geben.

„Wünschewagen“ heißt das ehrenamtlich organisierte Projekt, das seit September läuft. Es ist benannt nach dem Fahrzeug, mit dem die Wünsche erfüllt werden: Einem in wenigen Monaten umgebauten Krankenwagen, der nun schon drei Mal von Brandenburg aus in die verschiedensten Teile Deutschlands gefahren ist. Am Dienstag nahm das Wünschewagen-Team am Potsdamer Luisenplatz eine Spende von 15 000 Euro der Mittelbrandenburgischen Sparkasse entgegen. Mit dem Geld könne man nun die nächsten Fahrten finanzieren, so ASB-Landesgeschäftsführer Jürgen Haase.

Platz für Angehörige und Rettungsassistent

Das Besondere am Wünschewagen: Für die Patienten ist die komplette Fahrt kostenlos, damit niemand aus finanziellen Gründen von der Teilnahme ausgeschlossen werden muss. Um den Patienten die Fahrt möglichst schön zu gestalten, gibt es in dem Wagen nicht nur ein Radio und einen CD-Spieler für die Lieblingsmusik der Passagiere, sondern es wurde auch ein „Sternenhimmel“ aus blauen Lichtern in die Decke integriert. Damit soll vor allem die nächtliche Rückfahrt so angenehm wie möglich gemacht werden, so Koordinator Marco Roscher. Mindestens einer der beiden Begleiter ist Rettungs- oder Notfallassistent. Auch die Angehörigen finden in dem voll funktionstüchtigen Krankenwagen bequem Platz.

Von einer besonders berührenden Erfahrung mit dem Projekt berichtete die im Sterben liegende Rosemarie Triebe aus Potsdam, die mit dem Wünschewagen und ihrer Familie ein letztes Mal nach Rerik an die Ostsee reiste. Dort habe sie mit ihrer Familie immer Urlaub gemacht, sei im Meer geschwommen und habe fast immer in ein und demselben Lokal gegessen, mit deren Besitzerin sie am Ende gut befreundet gewesen sei, sagte die 77-Jährige den PNN. Als Triebe mit den Jahren schwächer wurde und die Fahrten zur Ostsee im normalen Auto zu anstrengend geworden waren, blieb der jährliche Urlaub irgendwann aus.

"Letzte große Reise - und eine der schönsten"

Seitdem sehnte sich die Seniorin Jahr um Jahr stärker ans Meer zurück. Der Wünschewagen ermöglichte ihr diese Fahrt schließlich Mitte September. Noch jetzt zehre sie von den wunderbaren Eindrücken. „Es war die letzte große Reise meines Lebens“, sagte Rosemarie Triebe. „Doch es war gleichermaßen eine der schönsten.“ Für sie war es die Möglichkeit, sich noch einmal von „da oben“, von ihrem Meer, zu verabschieden.

Emotional wird es auch, wenn Koordinator Roscher über die Tour an die Ostsee berichtet. „Viele Menschen stellen sich solche Momente sehr traurig vor“, sagte er den PNN. „Doch ganz im Gegenteil sind sie doch meist unglaublich glücklich.“ Es stehe bei den Fahrten des Wünschewagens nicht die Krankheit und der Tod im Vordergrund, sondern die schönen letzten Momente.

Noch wenige Interessenten in Brandenburg

Wünschewagen gibt es bereits seit Längerem in den Bundesländern Berlin, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Weitere Länder wollen sich dem Projekt anschließen. Wer für sich oder einen Angehörigen das Angebot in Anspruch nehmen möchte, findet weitere Informationen auf der Wünschewagen-Internetseite des ASB. Ob die letzte Traumreise tatsächlich angetreten werden kann, hängt ASB-Chef Haase zufolge vor allem von der Schwere der Krankheit und der Lebenserwartung ab. Auch müsse der behandelnde Arzt zustimmen.

Derzeit gibt es laut Haase noch wenige Interessenten in Brandenburg. Das nächste Ziel steht aber schon fest – Hamburg. Er hoffe, dass wieder alles so schön werde wie bei den letzten Fahrten, sagte Marco Roscher. „Der schönste Moment ist, wenn die Fahrt vorbei ist, man vom Patienten ganz lieb umarmt wird und dieser sagt, dass er es sich genauso vorgestellt habe und dass es ein perfekter Tag war.“ Das sei ein Gefühl, das einem niemand bezahlen könne.

Konrad Amrhein

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