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Fass ohne Boden? Einige Teltower haben die Nase voll von den steigenden Kosten für die Marina. Mit einer Petition wollen sie nun gegen das Projekt mobil machen.
© B. Settnik/dpa

Neuer Hafen in Teltow: Geologe geht Kosten für Marina auf den Grund

Wie kam es zu der Kostenexplosion beim Teltower Hafenneubau und was ist bisher schief gegangen? Ein Experte soll diese Fragen klären, doch vorher muss er sich den Fragen von Kommunalpolitikern stellen. Gleichzeitig wollen Gegner des Großprojekts eine Petition starten.

Teltow – Ist er der richtige Mann für die Marina? Nach der exorbitanten Kostenexplosion bei Teltows oberstem Prestigeprojekt gehen die Kommunalpolitiker nun auf Nummer sicher. Zwar hatten die Stadtverordneten bereits Anfang September den Berliner Gutachter Rainer Enßlin mit der Untersuchung der Vorgänge in Sachen Hafen betraut, dennoch musste sich der Geologe am Montag noch einmal den Fragen der Kommunalpolitiker im Hauptausschuss stellen. „Wir waren nicht sicher, ob der vor allem in Altlasten- und Bodenuntersuchungen bewanderte Sachverständige den vollen Prüfauftrag erfüllen kann“, erklärte Antragsteller Ronny Bereczki (CDU/Bündnis 90/Die Grünen). Am Ende hatte Enßlin aber auch den letzten Kritiker überzeugt. Im Falle für ihn nicht zu klärender Fragen wolle er sich externer Fachkräfte bedienen, erklärte er.

Weiterbau der Marina empfohlen

Bereczkis Fraktion hatte bereits im Mai einen entsprechenden Prüfauftrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht, um belastbare und unabhängig geprüfte Zahlen als Grundlage weiterer Entscheidungen beim Hafen-Bau zu erhalten. In einem ersten Teil hatte das Büro DAS aus Frankfurt (Oder) verschiedene Szenarien untersucht, im Ergebnis aber einen Weiterbau der Marina empfohlen (die PNN berichteten). Entsprechend des zweiten Teils des Antrages solle der von der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) geprüfte und vereidigte Sachverständige Rainer Enßlin nun herausfinden, wie es zu den exorbitanten Kostensteigerungen gekommen und was schief gelaufen ist, erklärte Ronny Bereczki den PNN.

Enßlin kündigte an, zunächst die Projektakten verschiedener Behörden zu studieren. Auch werde er prüfen, inwieweit Vorgaben, wie derartige Projekte angegangen werden müssen, eingehalten worden sind, auch Auftragsvergaben und Projektentscheidungen durchgehen. Wunschgemäß wolle er sein „umfangreiches Schriftwerk“ bis zum Ende des Jahres vorlegen.

Teltower Hafen: Es gibt noch weitere unkalkulierbare Risiken

Wie berichtet waren die Kosten für die geplante Marina mit 39 Liegeplätzen von anfänglich rund 5 Millionen Euro zwischenzeitlich um das Dreifache gestiegen. Noch gibt es weitere unkalkulierbare Risiken, wie etwa der Bau der Hafenbrücke, die derzeit mit rund einer Million Euro berechnet ist. Sicher sei diese Investitionsgröße aber nicht, heißt es in der von der DAS Frankfurt (Oder) vorgelegten Finanzanalyse. Der aktuelle Planungsstand ließe noch keine konkrete Berechnung zu.

Die Experten aus Frankfurt (Oder) hatten den Stadtverordneten in Teltow zugleich empfohlen, die Projektsteuerung, die bislang in den Händen der PST GmbH und des Planungsbüros Wieferig & Suntrop lag, unter einem Dach zu vereinen. Allerdings beauftragte der Hauptausschuss im vergangenen Juli mit der DAS just jenes Unternehmen mit der Gesamtprojektsteuerung, das diesen Vorschlag selbst eingebracht hatte. Weil das Geschmäckle hat, schaltete Andreas Wolf (BFB) die Kommunalaufsicht ein, die das Vergabeprozedere derzeit überprüft. Nach Angaben der Kreisverwaltung sei Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) um eine Stellungnahme gebeten worden, die aber noch nicht vorliege. Auch soll der Vertrag selbst noch nicht unterzeichnet sein.

Kritiker wollen Petition starten

Indes formieren sich auch außerhalb der Gremien Kritiker des Großprojekts. Wie der Teltower Robert Fels den PNN bestätigt, sei derzeit eine Petition in Arbeit, die in etwa zwei Wochen an den Start gehen könnte. Als aktiver Wassersportler zweifle er am Erfolg der Marina und ärgere sich über das aus seiner Sicht verschwendete Geld. Es gebe für ihn keinerlei Grund, dort anzulegen. Auch würde man von Teltow aus zu möglichen Ausflugszielen viel zu lange benötigen. Das Benzin in die Kosten einkalkuliert, könne man gleich einen Liegeplatz am Wannsee mieten, sagte er.

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