Kostenexplosion in Teltow: Teltows Hafen wird teurer und teurer
Ein Gutachter sieht weitere finanzielle Risiken beim Bau des Teltower Hafens und rechnet mit Mehrkosten von 670.000 Euro. Dennoch empfiehlt er den Stadtverordneten, weiterzumachen. Und nennt dafür gute Gründe.
Teltow - Es wird ein immer kostspieligeres Vergnügen: Die Kosten für den Teltower Hafen werden nochmals erheblich klettern. In einer Finanzanalyse geht das Projektplanungsbüro DAS aus Frankfurt (Oder) von weiteren Ausgaben von 670 000 Euro aus. Der Hafen würde damit am Ende nicht, wie zuletzt vorgetragen, 13,95, sondern 14,62 Millionen Euro kosten. DAS-Gutachter Dietmar Städter schätzt ein, dass die Risikozuschläge, die in der jüngsten Finanzplanung einbezogen wurden, zum Abschluss des Großprojektes nicht reichen.
So könnten sich Verzögerungen, die es bei der Altlastensanierung gibt, negativ auswirken. Außerdem habe sich nach den jüngsten Ausschreibungen zur Hafenausstattung und Drainage gezeigt, dass Kosten zu niedrig angesetzt waren: Statt 486 000 Euro hatten die günstigsten Angebote 742 000 Euro ergeben. Angesichts der Ausstiegsdebatte wurden die Ausschreibungen aufgehoben. Zudem rechnet Städter mit Mehrkosten für den Rohbau für Hafenmeisterei und Restaurant, da für Letzteres – je nach technischer Strukturierung – Anpassungen erforderlich würden.
Keine Millionen für Kanalwiese
Dennoch hat der vom Rathaus beauftragte Gutachter im Hafenausschuss am Dienstagabend empfohlen, das Großprojekt nicht platzen zu lassen und den Hafen am Teltowkanal zu Ende zu bauen. Dazu legte er einen Variantenvergleich vor: Demnach würde ein Projektausstieg immer noch mit 11,1 Millionen Euro zu Buche schlagen. Grund: Während des laufenden Projektes hatte sich die Stadt verpflichten müssen, die Altlasten zu beseitigen, de facto eine Deponiesanierung, wie es von beteiligten Planern heißt. Aus dieser Verpflichtung kommt man nicht heraus, der teuerste Teil des Hafenbaus müsste also abgeschlossen werden. Außerdem müsste der schon beauftragte Aushub des Hafenbeckens komplett bezahlt werden, auch wenn er nicht mehr gewünscht wäre. Fördermittel müssten mit Zinsen zurückgezahlt werden.
Zusätzlich hinzu kämen Erbpacht-Kosten für den Grundstücksteil westlich vom Hafenbecken, wo ein Bootswinterlager entstehen sollte. Ohne Pachteinnahmen würden sie sich in 70 Jahren auf 5,6 Millionen Euro summieren, rechnete Städter vor. Das Hafengrundstück selbst hatte die Stadt für 1,3 Millionen Euro gekauft. „Das wären dann insgesamt 18 Millionen für nichts“, so Städter. Freilich ist in den jetzt 14,6 Millionen Euro für das Gesamtprojekt Hafen der Grundstückserwerb nicht eingerechnet, auch die zwingend nötige Fahrradbrücke über den Hafendurchstich für voraussichtlich eine Million Euro nicht. Dennoch würde der Hafen bei einem solchen Zahlenspiel mit dann 16,9 Millionen noch günstiger kommen als die Kanalwiese.
Von 5,5 auf 6,8 auf 8,5 auf 10,1 auf 14 auf 14,6 Millionen
Hintergrund der Finanzanalyse war ein CDU/Grünen-Antrag aus der Maisitzung der Stadtverordneten, wo bekannt wurde, dass sich das Projekt von 10 auf knapp 14 Millionen Euro verteuert. Die CDU/Grünen-Fraktion hatte erfolgreich eine externe Prüfung dieser Schätzung und eine Darstellung eines Ausstiegsszenarios beantragt. Eine Fehleranalyse soll im September folgen, die darstellt, wie es zu den Kostensteigerungen von zunächst 5,5 auf 6,8 und 8,5 und 10,1 und 14 und 14,6 Millionen Euro kommen konnte. Besonders beim Thema Altlasten muss es bei den anfänglichen Bodenanalysen eklatante Fehleinschätzungen gegeben haben, wird von Stadtverordneten gemutmaßt.
DAS-Gutachter Städter empfahl dem Rathaus am Dienstag, Ordnung in die Planung zu bringen und einen Projektsteuerer einzustellen. „Wir haben festgestellt, dass es bei den Planungsleistungen sehr viele Beteiligte, für jedes Sachgebiet Spezialisten gibt“, so Städter, der zurzeit selbst als Projektsteuerer bei der Sanierung des Kleinmachnower Freibads Kiebitzberge tätig ist. Für ein Projekt in der Größenordnung des Hafens sei eine zentrale Projektsteuerung nach seiner 25-jährigen Erfahrung zwingend.
Ein Projektsteuerer soll Ordnung reinbringen
„Der Teltower Weg, dass die technische Projektsteuerung beim Rathaus, die planerische woanders und die Ausschreibung bei Dritten ist, ist nicht ideal.“ Ein Projektsteuerer könne sich um Kostenkontrolle, Leistungserbringung und Qualität kümmern, schließe Lücken, halte Kontakt zum Rathaus und nehme alle mit. Der Empfehlung will das Rathaus folgen.
Über die Zukunft des Projektes sollen die Stadtverordneten nun in ihrer Sitzung am 13. Juli entscheiden. Sie werden das wohl nicht abschließend tun. Es zeichnet sich ab, dass bei der Sitzung zwar der Nachtragshaushalt mit den Mehrkosten für den Hafen beschlossen werden könnte, allerdings mit Sperrvermerken. Demnach würden zumindest bis zum Vorliegen der Fehleranalyse im September keine neuen Aufträge vergeben werden.
Die Stadt wird den Dreck nicht los
Müssen wohl auch nicht, denn allein angesichts der Probleme, den belasteten Bodenaushub bei Deponien loszuwerden, haben sich neue Verzögerungen von etwa drei Wochen eingeschlichen, wie es im Hafenausschuss hieß. Bauleute tragen Schutzkleidung. Die Pampe mit Bauschutt, Munitionsresten, Altreifen und Gründungspfählen, versetzt mit Lösungsmitteln, will auch getrocknet keiner so schnell abnehmen. Bevor man die vollen Polder aber nicht freibekommt, kann der Bodenaushub nicht weitergehen.
Laut Rathausangaben könnte der Durchstich vom Hafenbecken zum Teltowkanal ohnehin erst im Sommer 2017 erfolgen. Der Hafen selbst sollte 2018 fertig sein.
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