Langsamer Kulturstart in Potsdam: Thalia startet Kino-Betrieb im Juli
Die Kulturlandschaft darf dank eines Stufenplans langsam wieder lebendig werden. Doch nur wenige Einrichtungen können den Betrieb schnell hochfahren - ein kleiner Überblick.
Potsdam/Cottbus - Bereits in der kommenden Woche dürfen viele Brandenburger Kultureinrichtungen wieder öffnen - doch viele Häuser sind davon noch weit entfernt. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte am Dienstag nach einer Kabinettssitzung angekündigt, dass Theater, Kinos und Konzerthäuser ab dem 6. Juni unter Hygieneauflagen wieder öffnen können - mit bis zu 75 Besuchern in Räumen und bis zu 150 Besuchern im Freien.
Die Entscheidung kam für etliche Kinobetreiber überraschend. „Die Schnelligkeit war doch etwas unerwartet“, sagte Daniela Zuklic, Vize-Geschäftsführerin des Thalia-Kinos in Babelsberg. Sie sei froh über die Lockerungen, der Vorlauf reiche aber nicht, um den Betrieb wieder hochzufahren. Kollegen anderer Kinos hätten Ähnliches berichtet. Sie stehe mit Behörden über die notwendigen Auflagen zum Schutz vor dem Coronavirus in Kontakt. „Es ist ein Kann-Termin, viele Kinos werden wahrscheinlich erst später öffnen“, bemerkte Zuklic. Das „Thalia“ peile dies für den 2. Juli an. Dieser Termin sei bisher im Verband AG Kino als gemeinsamer Wiedereröffnungstermin abgesprochen.
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Nikolaisaal plant kleine Konzerte im Juni
Das kleine „Fontane“-Kino in Brandenburg an der Havel fährt den Betrieb auch nicht so schnell hoch. „Bei 52 Sitzplätzen nur ein Drittel der Karten zu verkaufen wird schwierig und rechnet sich auch nicht“, sagte Karin Schneeweiß-Voigt, Marketing-Beauftragte des Kinos mit Blick auf den vorgeschriebenen Mindestabstand.
Abgesehen davon müssten Hygienemaßnahmen abgesprochen und das Programm auf die Beine gestellt werden. Das bedürfe schon einer gewissen Zeit, erläuterte Schneeweiß-Voigt. Stattdessen wollen die Betreiber des Kinos ab August wieder Filme im eigenen Open-Air-Kino zeigen.
Auch der Potsdamer Nikolaisaal braucht mehr Vorbereitungszeit. „Wir werden die Konzerte aus der aktuellen Spielzeit größtenteils am Ende des Jahres oder im nächsten Jahr nachholen“, sagte Sprecherin Astrid Weidauer am Mittwoch. Es liefen jedoch schon Vorbereitungen für kleinere Live-Konzerte im Juni. Die genaue Ausgestaltung müsse aber noch geplant werden.
Der Intendant des Cottbusser Staatstheaters, René Serge Mund, plant hingegen eine zügige Wiederaufnahme des Beriebs. „Wir freuen uns über die lang erhoffte Möglichkeit, in dieser Spielzeit noch Theater live anbieten zu können“, sagte Mund. Das Theater plane derzeit Formate, die ab Mitte Juni unter freiem Himmel und unter Wahrung der gebotenen Hygiene- und Abstandsregeln auf dem Hof der Alvensleben-Kaserne auf die Bühne gebracht werden sollen.
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Hans-Otto-Theater startet erst mit der nächsten Spielzeit
Als „starkes Signal für die Kultur in Brandenburg“ lobte Bettina Jahnke, Intendantin des Hans-Otto-Theaters, die Maßnahmen der Landesregierung. Für ihr Haus habe die Neuregelung keine Auswirkung, da ohnehin am 19. Juni die Sommerpause beginne. „Den Betrieb für wenige Tage unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln für 75 Zuschauer hochzufahren, steht in keinem Verhältnis“, sagte Jahnke mit Blick auf die Kabinettsentscheidung.
Die Absagen vieler Festivals bleiben auch nach den Lockerungen bestehen. So findet weder das Helene-Beach-Festival am Helenesee in Frankfurt (Oder) noch das Feel-Festival im Elbe-Elster-Kreis statt. Das kleinere Literaturfestival „LIT:potsdam“ soll jedoch wie berichtet unter Hygieneauflagen zwischen dem 4. und 9. August in der Landeshauptstadt steigen. „Wir wollen zeigen, dass es weitergeht“, sagte Festival-Sprecherin Susanne Meierhenrich. Den Veranstaltern sei wichtig, die Autoren vor Ort zu haben und nicht mit dem Angebot ins Digitale abzuwandern.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hatte dem Kabinett einen Stufenplan für die Öffnung von Kultureinrichtungen vorgestellt. Der Plan erlaubt unter Einhaltung der Hygieneregeln ab 6. Juni wieder Kulturveranstaltungen mit bis zu 150 Besuchern unter freiem Himmel und bis zu 75 Besuchern in geschlossenen Räumen. Sofern sich die Infektionslage nicht verschlimmere, könnten ab 1. August 500 Besucher an Kulturveranstaltungen im Freien und 150 Besucher an Veranstaltungen in geschlossenen Räumen teilnehmen. Eine weitere Stufe sieht ab September unter Vorbehalt eine Erlaubnis von Veranstaltungen mit bis zu 1000 Besuchern vor. (dpa)
Wilhelm Pischke, Silke Nauschütz