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Dorothee Oberlinger leitet die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci seit 2018. 2020 gibt es coronabedingt nur Festspielkondensat.
© Johannes Ritter

Musikfestspiele Potsdam stellen Corona-Programm vor: Nähe mit Distanz

Erst musste die diesjährige Ausgabe coronabedingt verschoben werden, nun legen die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zum Trost mit einem virusgemäßen Ersatzprogramm nach: digital und draußen

Potsdam - Nun also doch. Nachdem die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci aufgrund der Coronapandemie Mitte April die diesjährige Ausgabe auf das kommende Jahr verschieben mussten, wurde nun ein Alternativprogramm angekündigt. Eines, das sich auch im von Corona geprägten Festivalsommer 2020 umsetzen lässt - digital und draußen. Was es jedoch ausdrücklich nicht sein will: ein Ersatz für das ursprünglich geplante Motto "Flower Power".

Diesjährige Festspielsaison könne nicht ersetzt werden, sagt Festspielleiterin Dorothee Oberlinger, aber: "Wir wollen zumindest eine Alternative bieten, die sich mit dem derzeitigen Spannungsfeld von Nähe und Distanz kreativ auseinandersetzt." "Nah/Distanz" ist auch die kurzfristig aus anberaumte Corona-Ausgabe der Festspiele überschrieben. Angekündigt ist kein volles Programm, sondern ein "Kondensat" der Festspiele. Es gehe Oberlinger darum, auch im Coronajahr 2020 dem Publikum etwas bieten zu können. Ebenso wichtig aber sei es, "zugleich eine nachhaltige und wertvolle Erinnerung an diese besonderen Zeiten" zu kreieren, so die Festspielleiterin.

Im Live-Stream: Ein Kondensat der Musikfestspiele aus dem Schlosstheater

Herzstück des neuen Programms ist ein Festspielabend der Alten Musik am 21. Juni im Schlosstheater des Neuen Palais. Ab 19 Uhr wird drei Stunden lang Alte Musik im Live-Stream übertragen - sowohl im Radio auf rbbKultur wie auch im Video-Livestream. Musiziert werden soll in verschiedenen Sälen des Weltkulturerbes: im Raffaelsaal (auch als Reminiszenz an das 500. Todesjahr Raffaels im Jahr 2020), in der Ovidgalerie und in dem Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten. Auf dem Programm steht Kammermusik unter anderem von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Friedrich dem Großen, Ludwig van Beethoven und Isang Yun, sowie Opern-Auszüge unter anderem von von Georg Philipp Telemann.

Anlässlich der Liveübertragung wird das Schlosstheater erstmals nach siebenjähriger Renovierungspause wieder bespielt werden - wenn auch vorerst ohne Publikum. Der Abend wird von Dorothee Oberlinger und dem Generaldirektor der Schlösserstiftung Christoph Vogtherr moderiert. Musizieren werden unter anderem die Akademie für Alte Musik Berlin, die Violinistin Suyeon Kang von der Kammerakademie Potsdam, die Sopranistin Lydia Teuscher, die Pianistin Christine Schornsheim, die Cellistin Kristin von der Goltz und der Bariton Florian Götz. Für die filmische Adaption der Konzerte wird der Schweizer Regisseur Fosco Dubini zuständig sein. Und auch das Hans Otto Theater wurde mit ins Boot geholt: Aus dem Material soll unter Beteiligung von Schauspielern ein Musikfilm entstehen, der im Herbst vorgestellt wird. Titel: "Pan liebt Echo".

Live: Zwei Wandelkonzerte im Park Babelsberg und im Park Sanssouci

Außerdem sind für den 13. Juni, den ursprünglichen Eröffnungstag der Festspiele, zwei Wandelkonzerte im Schlosspark Babelsberg geplant. Ein Familienwandelkonzert lädt am Vormittag ein zur Jagd nach Professor Echo. Am Nachmittag geht es entlang einer Route durch den Park Sanssouci zu Frischluftkonzerten: Waldgott Pan und Nymphe Echo zeigen dem coronagebeutelten Publikum, wie das Spiel von Nähe und Distanz in der Kunst funktionieren kann. Versprochen sind "ungewöhnliche Stationen im Park" sowie beeindruckende Echomusiken des Frühbarocks, mit Turmbläsern, Traversflöte, Gambe und Laute.

Der Kartenverkauf für die Frischluftkonzerte beginnt am 4. Juni um 12 Uhr, Tickets sind ausschließlich telefonisch unter 0331 28 888 28 oder persönlich in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals zu erwerben. Die Anzahl der Teilnehmer ist auflagenbedingt sehr begrenzt, warnen die Festspiele. Wer indessen mehr von Dorothee Oberlinger zum diesjährigen Programm erfahren will, hat dazu am 18. Juni Gelegenheit: Im Rahmen einer Gesprächsrunde zum Thema "Corona und Stadtentwicklung" gibt sie im Haus der ILB, Babelsberger Straße 21, Antwort auf die Frage: "Was lernt Potsdam aus der Krise?".

Lena Schneider

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