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Helena Zengel in „Systemsprenger“. Gecastet wurde sie von der Potsdamer Rietz-Casting-Agentur.
© Peter Hartwig / kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Ime,

Interview mit dem Potsdamer Produzenten Peter Hartwig: „Man lacht und weint bei diesem Film“

Der Potsdamer Peter Hartwig spricht im PNN-Interview über den Film „Systemsprenger“, den er mitproduziert hat. Der Film läuft im Wettbewerb der Berlinale, am 8. Februar hat er Weltpremiere.

Herr Hartwig, Sie kennen Regisseurin Nora Fingscheidt seit Ihrer gemeinsamen Arbeit bei Philipp Stölzls „Goethe!“ vor neun Jahren. Wie kam es zu dem gemeinsamen Filmprojekt „Systemsprenger“?
 

Nora war damals Regieassistentin und war bei allen wichtigen Gesprächen über das Projekt beteiligt. Schon damals fiel mir ihr kluges, couragiertes Wesen auf. Ihre Art, über filmische Themen nachzudenken, deckt sich mit meiner und somit sind wir über die Jahre in Kontakt geblieben. Ich habe einige ihrer Projekte begleitet und wir haben immer geguckt, was wir gemeinsam machen könnten.

Dann entstand 2016 die Dokumentation „Ohne diese Welt“.
Genau. Darin beobachtet sie behutsam eine Mennoniten-Kolonie im Norden von Argentinien. Schon vorher konfrontierte mich Nora mit der Idee zu „Systemsprenger“, von der ich von Anfang an begeistert war.

Sie haben den Film als Produzent begleitet, was genau sind dabei Ihre Aufgaben?
Zunächst habe ich – so gut ich das konnte – Nora beim Buch und der Geschichte beraten und dann ist es meine Aufgabe, den Film auf den Weg zu bringen. Wir wurden dabei vom Kleinen Fernsehspiel des ZDF unterstützt, ein ganz wichtiger Partner. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat uns ebenfalls unterstützt, das Medienboard Berlin-Brandenburg und zahlreiche andere.

Fotograf und Produzent Peter Hartwig. 
Fotograf und Produzent Peter Hartwig. 
© Manfred Thomas

Der Film erzählt von einem sehr rebellischen neunjährigen Mädchen, das sich keinen Regeln beugen möchte und gleichzeitig nur Sehnsucht nach der Mutter hat. Was hat sie an dem Stoff gereizt?
Der Film erzählt ein Thema, das unmittelbar unsere Gesellschaft betrifft. Es hätte auch mich betreffen können, hätte ich so ein Kind gehabt oder hätten Freunde so ein Kind gehabt. Und dann gibt es eben zwei Seiten: Die Verzweiflung, die Sehnsucht, die das Kind in sich trägt auf der einen. Aber auch die Überforderung der Verantwortlichen in sozialen Diensten, die jeden Tag so eine wichtige Arbeit machen und denen finanzielle sowie personelle Mittel fehlen.

Das klingt nach sehr dramatischem Stoff.

So eine Geschichte muss natürlich empathisch erzählt werden, gerade weil es ein Spielfilm ist. Das ist Nora von Anfang gelungen. Auch die Emotionen herauszuarbeiten. Man lacht und weint bei diesem Film.

So ein Film steht und fällt sicher auch mit der Hauptdarstellerin. Wie haben Sie Helena Zengel gefunden?
Na klar, ohne die richtige Schauspielerin ist so ein Film gar nicht möglich. Die Potsdamer Casterin Jacqueline Rietz hat Helena mit uns gefunden, was ein großes Glück war.

Kinderdarsteller dürfen ja nur eine bestimmte Stundenzahl am Tag drehen.
Sie dürfen fünf Stunden am Set sein, drei davon drehen. Deswegen hatten wir auch eine sehr lange Drehzeit von über 65 Tagen. Außerdem waren wir viel unterwegs: in Hamburg, Niedersachsen und in Berlin.

„Systemsprenger“ läuft im Wettbewerb der Berlinale und hat am heutigen Freitag Premiere. Was bedeutet das Filmfest für Sie?
Es ist das A-Festival vor der Haustür, ich habe hier schon viele wichtige Filme präsentiert. „Halbe Treppe“ etwa vor 18 Jahren mit Andreas Dresen oder letztes Jahr „3 Tage in Quiberon“, den ich als Fotograf begleitet habe. Es ist schon immer wieder schön, hier zu sein.

Sind Sie nervös wegen der Premiere?
Aufgeregt trifft es eher. Freudig aufgeregt. Das habe ich auch zu Nora gesagt: Sie soll sich freuen und es genießen, das ist das Wichtigste.

- Die Fragen stellte Sarah Kugler

„Systemsprenger“ feiert am 8. Februar um 15.30 Uhr im Berlinale Palast Premiere und ist dann im Rahmen der Berlinale am 9. Februar in Berlin um 9.30 Uhr im FSP, um 12 Uhr im HdBF sowie um 20.30 Uhr im HAU1 zu sehen. Am 17. Februar läuft er um 18.30 Uhr noch einmal im Berlinale Palast. Der reguläre Kinostart ist für Herbst 2019 geplant.

ZUR PERSON: Peter Hartwig, 54 Jahre, geboren in Babelsberg, ist ein Potsdamer Produzent und Fotograf. Er gehört zur Stammcrew von Andreas Dresen und lebt sowie arbeitet in Babelsberg.

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