Auktionsrekord: Keine Galerie, aber Millionen Follower
Ein digitales Bild bricht im Auktionshaus Christie's alle Rekorde
Kunstwerke, die online gehandelt werden und allein digital existieren, verwirren die Kunstwelt derzeit mächtig. Und während viele noch zu verstehen versuchen, wie das überhaupt funktioniert und wie ernst man das Phänomen nehmen muss, das auch unter der Abkürzung NFT kursiert, sorgt es im klassischen Kunsthandel für einen Superlativ. Das Auktionshaus Christie's versteigerte gerade ein NFT, eigentlich einfach ein JPG, für 69 Millionen Dollar. Noch nie wurde für ein digitales Kunstwerk so viel bezahlt, lebende Künstler, die mit solchen Auktionsergebnissen mithalten können gibt es nicht viele, höchstens David Hockney und Jeff Koons.
Das Werk, ein digitales Bild mit dem Titel „Everydays – The First 5000 Days“ stammt von einem Künstler mit dem Pseudonym Beeple, der zwar keine Galerie hat, dafür aber 1,8 Millionen Follower auf Instagram. Wenn man nachvollzieht, wie und warum der Preis für seine Kunst derart explodiert, ist das ein wichtiger Faktor. Beeples echter Name ist Mike Winkelmann, er ist Amerikaner und veröffentlicht seit 13 Jahren jeden Tag eine Arbeit auf seinem Social Media-Kanal. Das nun versteigerte Bild ist eine Collage aus allen Bildern, die er seit 2007 gepostet hat. Die Gebote für das Werk starteten bei 100 Dollar. Vergleichen lässt sich eine derartige Wertexplosion höchstens mit den Aktien der angeschlagenen Firma Gamestop, die durch eine gemeinsame Aktion eines Schwarms von Kleinanlegern gepusht wurde.
Bezahlt wird in Kryptowährung
Der Handel mit digitaler Kunst – das können Katzenbilder wie das kürzlich für 600 000 Dollar verkaufte animierte GIF „Nyon Cat“ sein, Musik oder auch Memes – findet bisher auf speziellen Marktplätzen im Internet statt und wird mit Kryptowährungen wie Ether bezahlt. Gehandelt werden sogenannte NFTs (non fungible token), also „nicht austauschbare Tokens“. Tokens sind kryptografische Werte, die in einer Blockchain gespeichert sind, der vernetzten, communitybasierten Technologie, auf der auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether aufbauen.
Digitale Bilder und Animationen konnten bisher leicht geteilt und von jedermann kopiert werden, sie stellten schon deshalb keine echten Vermögenswert dar. Das ist bei NFTs, die mit einem bestimmten Kunstwerk verknüft sind, nun anders. Sie sind einzigartig, als digitale Manifestation eines Werts, nicht als Bild an sich. Das kann weiterhin kopiert und verbreitet werden. Also auch Beeples teure Collage.
Für Künstler:innen scheint das eine gute Nachricht, sie können ihre digitalen Bilder, Fotografien, Gifs und Animationen künftig über Marktplattformen wie Nifty Gateway oder Foundation verkaufen und verdienen sogar, so das Prinzip der Blockchain, bei jedem Wiederverkauf mit. In der Kunstwelt sind diese Marktplätze bisher weitgehend unbekannt. Auch die Künstler, die dort vertreten sind, dürfte kaum jemand kennen. Man wird sich nun streiten, ob Memes und GIFs überhaupt Kunst sind. Aber viele, die sich in der digitalen Welt zu Hause fühlen, interessiert dieser Diskurs kaum.
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