Interview mit Kurzfilmpreisträgerin Sophia Bösch: "Ich dachte, der Film ist nicht deutsch genug“
Filmuni-Studentin Sophia Bösch ist für ihren Film „Rå“ mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet worden. Im Interview spricht sie über anstehende Projekte und verrät, warum „Rå“ sie immer noch nicht los lässt.
Frau Bösch, Sie sind am gestrigen Mittwochabend für „Rå" mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet worden. Wie war Ihre erste Reaktion?
Das ganze Team ist ganz aus dem Häuschen, wir haben uns sehr gefreut. Zunächst war ich allerdings komplett fassungslos, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Das sagt man ja öfter, aber ich dachte, der Film ist einfach nicht deutsch genug.
Weil er in Schweden angesiedelt ist?
Ja, der ganze Film ist sehr verankert in der lokalen Kultur, er ist ja auch auf Schwedisch gedreht.
Sie erzählen in „Rå" von einer jungen Frau, die sich im Jagdmilieu behaupten möchte, einer Männerdomäne. Greifen Sie dieses Thema wieder auf?
Tatsächlich plane ich gerade ein Projekt, das sich thematisch wahrscheinlich wieder um die Jagd drehen wird. Wahrscheinlich geht es auch wieder um Mädchen mit Waffen. Ob er allerdings wieder in Schweden angesiedelt werden wird, weiß ich noch nicht. Auch in der deutschen Volksseele gibt es ja vieles, was die Themen von „Rå“ aufgreift: das Verhältnis von Mensch und Natur, das Mystische.
Das Wort „Rå“, das im Schwedischen unter anderem auch für die Hüterin des Waldes steht, hat Sie noch nicht losgelassen?
Nein, ich muss dahingehend noch weiter forschen, besonders der weibliche Blickwinkel ist mir wichtig.
Mit dem Kurzfilmpreis verbunden ist eine Prämie von 30 000 Euro. Wird das Geld in das Projekt fließen?
Genau. Das Projekt soll mein erster Langfilm werden und vielleicht mein Master-Abschlussfilm, aber das wird sich erst noch zeigen.
Sie sind auch noch in andere Projekte involviert. Unter anderem arbeiten Sie an einem Episodenfilm für den rbb. Können Sie dazu schon etwas erzählen?
Inhaltlich möchte ich noch nicht auf die Storys der einzelnen Filme eingehen, aber die Episoden spielen alle in der Berliner Gastronomie und erzählen jeweils eigenständige Geschichten. Insgesamt sind sechs Regisseure der Filmuniversität Potsdam beteiligt.
Unter anderem auch Sophie Linnenbaum und Michael Fetter Nathansky, die ebenfalls schon mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurden. Tauschen Sie sich aus?
Wir sind alle aus der gleichen Regieklasse, freundschaftlich sehr eng miteinander verbunden und daher ohnehin ständig im Kontakt. Alle Regisseure bringen ihre eigene, ganz unterschiedliche Handschrift mit ein.
Bleibt denn bei den Projekten auch noch Zeit zum Feiern?
Absolut. Ich inszeniere zwar auch ein Theaterstück an der Filmuni mit Schauspielstudenten, das Mitte Dezember Premiere hat und arbeite bei Pro Quote Film. Aber wenn die Auszeichnung eingesunken ist, wird weiter gefeiert.
- Die Fragen stellte Sarah Kugler