Papierne Gewänder auf dem Pfingstberg: Die Kleider der Feenkönigin
Die deutsch-römische Künstlerin Susanna Cianfarini hat sich der Arbeit mit Papier verschrieben. Im Pomonatempel auf dem Pfingstberg sind nun drei märchenhafte Papierne Kleider zu sehen.
Potsdam - Mystisch sehen sie aus, diese drei wallenden Gewänder. Vor allem wenn die Sonne durch die geöffnete Tür des Pomonatempels scheint, mutet es an, als würden sie von innen heraus leuchten. Wie Feen, Geister – oder eben wie Götter. Wohl deswegen trägt die Ausstellung in dem kleinen Tempel auf dem Potsdamer Pfingstberg den zunächst etwas hochtrabend klingenden Titel „Audienz bei einer Göttin“. Zu sehen sind dort nur noch an diesem Wochenende drei Papierkleider der deutsch-römischen Künstlerin Susanna Cianfarini. Aufgehangen an durchsichtigen Fäden, scheinen die Kleider zu schweben. Und wenn der Wind sie sacht hin und her weht, glaubt man, ein geheimnisvolles Flüstern zu hören. Dafür muss man sich einlassen auf die zunächst etwas unscheinbar anmutende Kunst. Doch der zweite Blick offenbart zauberhafte Details.
Susanna Cianfarini wurde in Köln geboren, wuchs aber in Rom auf. Sie studierte sowohl an der L.U.I.S.S. Universität Rom als auch an der Accademia delle Belle Arti in Rom. Heute lebt und arbeitet sie in Wiesbaden sowie in Rom. Papier fasziniert sie seit jeher, wie ihrer Website zu entnehmen ist, für ein persönliches Gespräch war sie leider nicht zu erreichen. Wegen seiner Zerbrechlichkeit und seiner Transparenz, die das Papier mit getrockneten Blüten und Blättern teilt, hat sich die Künstlerin diesem Material verschrieben. Als Inspirationsquelle dienen ihr vor allem die Natur und die dazu im Gegensatz stehende Stadt. So kommt wahrscheinlich die Mischung aus irdischer und phantastischer Atmosphäre zustande, die ihre Kunst ausstrahlt.
Im Pomonatempel ist es vor allem der pompöse Mantel, der etwas sehr Hoheitliches ausstrahlt. Zwar arbeitet Susanna Cianfarini auch mit buntem Papier und leuchtenden Farben, hier hat sie sich eher auf die gedeckten Töne und das leuchtende Weiß des Papiers konzentriert. Ein Muster aus getrockneten Blättern ziert den Mantel. Sie bilden so etwas wie einen großen Schmetterling, vielleicht auch ein mystisches Wappen. Auf der einen Seite sind die Blätter etwas dunkler, auf der anderen Seite gehen sie ins Rötliche. Beim längeren Hinschauen entsteht die Illusion eines bewegten Bildes, eines Gekrabbels, ähnlich eines Ameistenhaufens auf dem Waldboden. Überhaupt erinnert dieser Mantel an einen Herbstwald, der auf den Schultern der Göttin Pomona raschelt und rauscht.
Auch die beiden Kleider würden die römische Göttin der Baumfrüchte gut kleiden. Eines ist sommerlich luftig geschnitten, ähnlich eines frühneuzeitlichen Nachthemdes. Am Kragen ist eine grüne Papierranke drapiert, kurz unter der Brust befindet sich eine Borte, die an die Mode des frühen 19. Jahrhunderts erinnert. Auch die leicht gepufften Ärmel und die Spitzenborte am Saum verweisen auf den Stil der Empire-Mode. Die auf dem Kleid verteilten Blätter sind in einem hellen Braun und verleihen dem Kleid insgesamt ein sommerliches Aussehen.
Um bei den Jahreszeiten zu bleiben, ordnet sich das zweite Kleid leicht dem Frühling zu. Sein taillierter Brustbereich ist über und über mit kastanienbraunen Blüten bedeckt, deren Mitte gold angemalt sind. Die Taille markiert ebenfalls eine Linie aus Blüten, abgesetzt mit einer goldenen Borte. Eine goldene Schleife ziert außerdem die Brustmitte. Ein festliches Kleid also, das ohne Ärmel daherkommt und dessen glockenförmiger Rock mit einem bunten Blättermix verziert ist.
Nicht nur Pomona könnte es gut kleiden, sondern auch die Feenkönigin Titania. Ihr leises Lachen weht jedenfalls mit dem Wind durch die papiernen Laubkleider und verwandelt den Pomonatempel in eine kleine mystische Anderswelt.
>>Noch am 20. und 21. Juli, jeweils von 14 bis 17 Uhr im Pomonatempel auf dem Pfingstberg. Eintritt frei.
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