Potsdam Museum: Ausstellung über Karl Hagemeister wird eröffnet
Seine Stärke war das Beobachten der Natur. Jetzt sind die Werke des Werderaner Malers Karl Hagemeister Am Alten Markt zu sehen - und können mit Zeitgenossen verglichen werden.
Potsdam - Zum Auftakt der Karl-Hagemeister-Ausstellung im Potsdam Museum begrüßt ein gut aussehender junger Mann – mit dunkelhaarigem Bart, schwarzer Jacke und Hut – die Gäste. Er schaut die Betrachter aus seinem Ölbild heraus wohlwollend an. 1874 malte sich Karl Hagemeister selbst. Da war er 26 Jahre alt und schon rege unterwegs als Schüler von Friedrich Preller d. Ä. in Weimar. Er reiste an die Ostsee, nach Dresden, Bayern, Holland oder nach Paris. Mit seinem Malerkollegen Carl Schuch unternahm er oftmals die Fahrten, um zu malen oder in Kunstmetropolen alte und neue Kunst zu studieren. Später empfing er vermehrt Besucher in seinem Wohnhaus in der Kirchstraße 14 auf der Insel Werder an der Havel, die seine Bilder bewunderten.
Auch die Malergrößen Max Liebermann, Lovis Corinth, Ulrich Hübner oder der Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer gaben sich in dem unscheinbaren Haus die Klinke in die Hand. „Vierzig Jahre hat sich kein Mensch um mich gekümmert, nun mit einem Male bin ich anscheinend ein berühmter Mann geworden“, resümiert Hagemeister, nachdem man ihm am 30. Januar 1914 zum Königlich Preußischen Professor ernannte.
Die Bilder werden Zeitgenossen gegenübergestellt
Ein dreiminütiger Stummfilm, der 1928, fünf Jahre vor Hagemeisters Tod entstand, steigert das Interesse an dem Künstler. Ein zeitgeschichtliches Dokument ersten Ranges: Er ist mit einer Dame im Pelzmantel zu sehen – sie flanieren durch Werder. Der Maler muss von einer eher mittleren Körpergröße gewesen sein, keine Spur von Aufgeblasenheit, er wirkt wie ein bescheidener Fischer oder Obstzüchter, der er nach dem Willen der Eltern eigentlich sein sollte. Seine Augen strahlen warmherzig, er ist gesprächig. Mürrisch und unzugänglich, wie ihn manche Zeitgenossen schilderten, ist er in diesem Film, der während der Ausstellung „Karl Hagemeister ,…das Licht, das ewig wechselt.’ Landschaftsmalerei des deutschen Impressionismus“ gezeigt wird, jedenfalls nicht.
Die Sonderschau, die am Samstag eröffnet wird, erzählt in eindrucksvoller Weise von einer höchst professionellen und leidenschaftlichen Kuratierung durch Museumschefin Jutta Götzmann und Hendrikje Warmt, Spezialistin in Sachen Werkverzeichnis Hagemeisters. Warmt nahm schon vor Jahren Kontakt zu privaten Sammlern des Werderaner Künstlers auf. Denn so manche Obstzüchter hatten bei dem Maler ein Bild in Auftrag gegeben beziehungsweise nahmen in des Künstlers finanziell dürftigen Zeiten auch hin und wieder mal ein Kunstwerk im Tausch mit Lebensmitteln entgegen. Von daher befinden sich noch so manche Bilder im privaten Besitz. In dieser Weise fanden rund 50 Ölbilder, Pastelle, Zeichnungen und Grafiken den Weg in die aktuelle Schau. Außerdem ist das Berliner Bröhan-Museum mit wichtigen Werken vertreten, auch die Staatlichen Museen zu Berlin und natürlich das Potsdam Museum mit 41 Werken. Hagemeisters Bilder werden in der Schau einigen Bildern seiner Zeitgenossen gegenübergestellt.
Er blieb dem Havelland treu
14 Hagemeister-Gemälde, fünf großformatige Pastelle sowie 76 Zeichnungen umfasst die Sammlung des Potsdam Museums. Die Ölgemälde stammen noch aus dem Bestand des Städtischen Museums aus der Zeit vor 1945. Das Potsdam Museum hat mit dem Georg Schäfer Museum Schweinfurt sowie dem Kunstmuseum Ahrenshoop engagierte Kooperationspartner gefunden. Auch dort wird die Hagemeister-Ausstellung bis Herbst 2021 zu sehen sein. Der umfangreiche Katalog, der im Wienand Verlag erschien, kann als gelungene Gemeinschaftsarbeit der drei Museen gewertet werden. Auch mit dem Nachbarn, dem Museum Barberini, ist eine Zusammenarbeit geplant, denn – wie berichtet – werden dort ab Ende Februar Bilder des bedeutenden französischen Impressionisten Claude Monet ausgestellt.
Karl Hagemeisters künstlerisches Hauptthema war das Bekannte, Vertraute, ihn Umgebende. Somit blieb er seiner engeren Heimat, dem Havelland, aber auch der geliebten Ostsee treu. Stets sind die Formen des Wassers, der Wellen der Havel, der Pflanzen oder Vögel in ein sehr persönliches Farberlebnis eingebettet, dem er, der vor der Natur malte, hin und wieder einen Ausdruck des Träumerischen verlieh. Wie bei den französischen Impressionisten üblich, wird auch bei dem Werderaner das Flüchtige und Fließende des Lichts veranschaulicht. „Die Natur beobachten, in und mit ihr leben, ihre intimsten Stimmungen ablauschen, das ist das große Geheimnis, das wir alle lernen müssen“, sagte Hagemeister 1928 gegenüber einer Bekannten.
Sein Geheimnis in Sachen Beobachtung hat der Künstler dem Betrachter offengelegt: Bei den großformatigen Bildern mit den stillen Teichen, den Seerosen und Wildenten, dem Schwielowsee, den Birkenwäldern, dem vom Raureif bedeckten Baum. „Die Landschaft ist still, anmutig und lebt eigentlich nur durch die Stimmung, die ich immer in letzter Zeit liebte“, schrieb er in sein Tagebuch. Die abwechslungsreichen Stimmungen haben ihn immer wieder bewegt, vor allem der Wechsel des Lichts.
>>Ab Samstag, 8. Februar um 10 Uhr im Potsdam Museum, Am Alten Markt. Zu sehen bis zum 5. Juli