Humboldt Forum plant Restitution: Ausstellung doch ohne Benin-Bronzen?
Bewegung in der Raubkunst-Debatte: Das Auswärtige Amt verhandelt mit Nigeria über die Rückgabe der Benin-Bronzen, die im Humboldt Forum gezeigt werden sollten.
Das Berliner Humboldt Forum will seine Planungen für die bisher vorgesehene Präsentation der umstrittenen Benin-Bronzen weiter überarbeiten. Die Präsentation befinde sich in der Abstimmung, hieß es am Dienstag beim Humboldt Forum. Sicher sei, dass das Unrecht thematisiert werde.
Das Ethnologische Museum der Stiftung verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen, die weitgehend als Objekte aus Unrechtskontexten kolonialer Zeiten gelten. Die geplante Präsentation der Bronzen im Humboldt Forum steht im Zentrum der Diskussion um die Folgen des Kolonialismus und mögliche Restitutionen.
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Der Generalintendant des Humboldt-Forums Hartmut Dorgerloh sagte bei einem Pressetermin am Montag, dass es bis zum Herbst, noch vor der Eröffnung weiterer Ausstellungsflächen, eine Entscheidung über die Rückgabe der Skulpturen und Reliefs aus Berlins Ethnologischem Museum geben soll. Ursprünglich war geplant das umfangreiche Benin-Konvolut zur Eröffnung der Ausstellung des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum ab Herbst zu zeigen.
„Wir wollen zuhören und verstehen“, sagte Dorgerloh am Montag. Das Humboldt Forum wolle einen Beitrag zum Thema „Entkolonisieren von Wissen & Praxis“ leisten. Es sei klar, dass es ein „langer Weg zur Glaubwürdigkeit“ sei, so Dorgerloh.
Weiterhin hieß es, Andreas Görgen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, sei nach Nigeria gereist, um über die Modalitäten einer möglichen Rückgabe zu verhandeln. Im Humboldt Forum könnten Lücken anstelle der Objekte gelassen, Kopien gezeigt oder auch weiterhin Originale ausgestellt werden, hieß es bei dem Termin. Alle Varianten seien denkbar.
Beschlossene Sache sind die Rückgaben aber noch nicht. Darüber müsste der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entscheiden.
Bénédicte Savoy präsentiert ihr neues Buch
Am vergangenen Wochenende hatte die Kunsthistorikern Bénédicte Savoy sich erneut gegen eine Präsentation der Benin-Bronzen im Berliner Humboldt Forum ausgesprochen. „Eigentlich sollte das Schloss 2019 eröffnet werden, und damals wäre eine Präsentation gerade noch denkbar gewesen“, sagte Savoy dem „Spiegel“.
„Aber mit jedem Monat, mit jedem Tag sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bronzen gezeigt werden können, ohne sich zu blamieren“, so die in Berlin und Paris lehrende Professorin.
Savoy hat sich in ihrem neuen Buch „Afrikas Kampf um seine Kunst“ mit der „Geschichte einer postkolonialen Niederlage“ befasst. In dem Band schildert sie anhand verschiedener Beispiele die Bemühungen afrikanischer Staaten und Völker um Restitution von Kunstwerken, die während der Kolonialzeit in europäische Museen gelangt waren.
Das rund 680 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen neben der Stiftung das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Tsp (mit dpa)