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Stadtansicht. Der Luisenplatz in Potsdam
© ZB

Vergleich der Landeshauptstädte: Potsdam hat die meisten Kitaplätze und Sonnenstunden

Im Vergleich der ost- und westdeutschen Landeshauptstädte steht Potsdam gut da. In einem Detail gleichen sich alle Städte. 

Potsdam - Vergleichsweise wenig Autos, deutlich geringere Gehälter, aber besonders viele Sonnenstunden und viele Kitaplätze: Potsdam unterscheidet sich deutlich von anderen Landeshauptstädten in Deutschland, vor allem westdeutschen. Das zeigt ein am Montag vorgestellter statistischer Vergleich der 16 deutschen Landeshauptstädte. Die PNN geben einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse aus der vom Rathaus veröffentlichten Analyse, die auf 2018 erhobenen Daten basiert.   

Unterschiede bei den Löhnen

30 Jahre nach der Deutschen Einheit zeigen sich noch deutliche Unterschiede im Gehaltsgefüge zwischen Ost und West. So liegt die Differenz der durchschnittlichen Jahresbruttolöhne bei fast 15000 Euro: So verdiente ein Arbeitnehmer in Stuttgart im Schnitt 45000 Euro, in Magdeburg aber nur 30000 Euro. Mit rund 32500 Euro Jahresverdienst verzeichnete Potsdam eine Zunahme um 3,3 Prozent und liegt damit an der Spitze der ostdeutschen Landeshauptstädte, nur in Berlin wird mit 34700 Euro etwas mehr verdient. Allerdings betrage die Differenz zum westdeutschen Durchschnitt noch immer rund 7000 Euro, so die Analyse. "Um tatsächlich eine Einheit zu werden, braucht es wohl noch mehr Ausdauer“, erklärte Hauptamtsleiter Dieter Jetschmanegg (SPD) bei der Vorstellung des Berichts

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Nicht erhoben wurden für die Analyse die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei zum Beispiel den Kosten für Wohnraum, die in Potsdam bekanntlich in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. 
Geringere wirtschaftliche Unterschiede gibt es bei der Arbeitslosigkeit: Hier teilte sich Potsdam 2018 mit einer Quote von 5,6 Prozent den fünften Platz mit Dresden. Spitzenreiter war München mit 3,4 Prozent, das Schlusslicht war Saarbrücken im Saarland mit 9,3 Prozent. Zum Bruttoinlandsprodukt der Städte lagen noch keine Daten von 2018 vor: Einige der Kommunen hätten im Zuge der Coronakrise ohnehin nur verspätet Daten liefern können, hieß es von den Rathausstatistikern.

Potsdam ist familienfreundlich und kinderreich. 
Potsdam ist familienfreundlich und kinderreich. 
© Ottmar Winter PNN

Bevölkerung wächst

Potsdam bleibt durch den Zuzug und eine hohe Geburtenrate eine vergleichsweise junge Stadt. Im Vergleich reichte es 2018 beim Durchschnittsalter mit 42,3 Jahren zu Platz 6. Platz 1 ging an Mainz (Rheinland-Pfalz) mit 40,9 Jahren, in Schwerin war die Bevölkerung mit durchschnittlich 46,6 Jahren am ältesten. Auch beim Anteil der null- bis dreijährigen Kinder belegte Potsdam mit 3,4 Prozent einen Spitzenplatz, ebenso wie bei der Zahl der Kinder bis 14 Jahren. Allerdings gibt es mit 19,8 Prozent zumindest einen deutlichen Anteil von Menschen in der Gruppe 65 plus. 

Potsdam war 2018 die prozentual am stärksten wachsende Landeshauptstadt - mit einem Plus von 1,5 Prozent. Allerdings ist Potsdam nach Schwerin immer noch die zweitkleinste Landeshauptstadt, mit rund 1000 Einwohnern weniger knapp hinter Saarbrücken mit aktuell mehr als 182 000 Einwohnern. Seit Jahren muss Potsdam aber auch mit den negativen Folgen des Wachstums kämpfen, weil für die neuen Bewohner die Infrastruktur geschaffen werden muss: Schulen, Kitas, Wohnungen und öffentlicher Nahverkehr.  Übrigens: Vergleichsweise gering ist in Potsdam noch der Ausländeranteil mit 8,7 Prozent, auch die anderen ostdeutschen Hauptstädte haben hier nur einstellige Werte. Hingegen liegt der Ausländeranteil in Stuttgart bei 25,6 Prozent. 

Mehr Neubauten

Zum wiederholten Mal in Folge war Potsdam 2018 Spitzenreiter beim Bau neuer Wohngebäude. Die Zahl der Häuser stieg um 1,5 Prozent. In allen anderen Landeshauptstädten lag diese Zuwachsrate bei unter einem Prozent. Durchschnittlich wohnten in Potsdam 1,98 Personen in einer Wohnung - eine größere Belegungsdichte hatte nur Wiesbaden in Hessen mit 2,05 Personen pro Wohnung. Magdeburg liegt hingegen im Schnitt bei nur 1,7 Personen pro Wohnung. 

Viele Kinder in der Kitas

Bei der kindlichen Bildung sieht es in den Ost-Hauptstädten gewohnt gut aus – bei der Betreuungsquote reicht es in Potsdam für einen Spitzenplatz: 67,3 Prozent der null bis 14-jährigen Potsdamer Kinder wurden 2018 in Kindergärten oder im Hort betreut, nur in Dresden waren es noch 0,4 Prozent mehr. Schlusslicht war Bremen mit einem Anteil von 32 Prozent. Bei der Studentendichte reichte es für Platz drei hinter Mainz und Kiel – mit 144 Studierenden pro 1000 Einwohner in Potsdam. Der Ausländeranteil unter den Studenten betrug dabei 12,9 Prozent, Tendenz steigend.

Nicht ganz so viele Autos wie anderswo

Vergleichsweise niedrig ist in Potsdam die Zahl der Autos pro 1000 Einwohner – nämlich 423 Fahrzeuge. In Berlin liegt dieser Wert bei 321, Spitzenreiter ist Stuttgart mit 491 Autos je 1000 Einwohner. 

Allerdings hat in Potsdam 2018 die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge am stärksten zugenommen: Ein Plus von 3,4 Prozent registrierten die Statistiker. Bei den Verkehrsunfällen pro 1000 Einwohner liegt Potsdam mit 31 im Mittelfeld.

Schon ziemlich sicher

In den vergangenen Jahren ist mehrfach die Sicherheitslage in Potsdam debattiert worden – zumindest laut den Vergleichszahlen von 2018 ist Potsdam aber relativ sicher. So lag die Zahl der erfassten Kriminalitätsfälle, bezogen auf je 1000 Einwohner, bei 91 Delikten. 

Besser schnitt allerdings München mit nur 64 Fällen ab, auch Dresden, Mainz und Stuttgart blieben knapp unter der 90er-Marke. Zum Vergleich: Berlin kam 2018 auf 137 Kriminalfälle pro 1000 Anwohner. 

Viel Sonne und trocken

Erstmals in den Bericht integriert ist das Wetter. Danach hatte Potsdam 2018 mit 2245 Stunden die höchste Sonnenscheindauer aller Landeshauptstädte, 76 Stunden mehr als das zweitplatzierte München. Am wenigsten schien die Sonne in Schwerin mit 1453 Stunden.

Zugleich lag Potsdam in punkto Niederschläge zusammen mit  Dresden an letzter Stelle - mit nur rund 345 Litern pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Das fast ebenso sonnenreiche München registrierte 2018 knapp 950 Liter Niederschlag.

Besuchermagnet Schloss Sanssouci.
Besuchermagnet Schloss Sanssouci.
© Ottmar Winter PNN

Gutes Mittelfeld beim Tourismus 

Nicht nur das Wetter dürfte Besucher nach Potsdam locken. 2018 wurden rund 3000 Gästeankünfte pro 1000 Einwohner registriert, was Platz sieben im Vergleich bedeutet. Spitzenreiter war München mit 5360 Gästeankünften, Kiel, Magdeburg und Saarbrücken kamen dagegen auf Besucherzahlen unter 2000. 

Mehr Ärzte

Besonders hervor hob die Stadt Potsdam den Versorgungsgrad bei Ärzten. Dieser ist in den westdeutschen Vergleichsstädten zwischen 1993 und 2018 gesunken, in den ostdeutschen Städten dagegen gestiegen. Heute führt Potsdam dieses Ranking mit der Kennzahl von 30 Ärzten pro 10 000 Einwohner an.

Mehr Briefwahl in den Weststädten

Bei der Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2019 lassen sich laut dem Bericht keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den ost- und westdeutschen Städten erkennen. Der Briefwahlanteil war jedoch in den westdeutschen Städten tendenziell höher. So erreichte Potsdam mit 63,9 Prozent Platz sechs bei der Wahlbeteiligung. Beim Anteil der Briefwähler erreichte man mit 27,5 Prozent Rang zehn von 16. 

Übrigens, auf einen Fakt, bei dem sich ost- und westdeutsche Städte gleichen, wiesen die Statistiker im Rathaus noch hin: In keiner Landeshauptstadt gibt es eine Oberbürgermeisterin, regiert werden die Kommunen allesamt von Männern.   

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