Corona-Regeln: Potsdam diskutiert über 2G
2G oder 3G – welche Regel bevorzugen Potsdams Veranstalter? Sie wollen vor allem eins: die Wahl haben.
Potsdam - Nach der Ankündigung der rot-schwarz-grünen Koalition im Land, dass auch in Brandenburg wahlweise nur noch Geimpfte und Genesene in Kinos, Konzertsäle oder Gaststätten kommen sollen, bereiten erste Potsdamer Einrichtungen so ein 2G-Modell vor. Andere Betreiber reagieren noch skeptisch.
Zustimmung kommt aus dem Waschhaus in der Schiffbauergasse. Chef Mathias Paselk erklärte auf PNN-Anfrage, für Partys, Konzerte und sonstige Veranstaltungen sei 2G, „sofern damit Abstandsregeln und das Maskengebot aufgehoben werden“, ein wichtiger Schritt zur Ermöglichung von Kulturangeboten – der gleichzeitig das Risiko eines Infektionsgeschehens minimieren würde. Allerdings solle so ein Modell fairerweise erst ab Mitte Oktober in Kraft treten, „damit alle rechtzeitig die Möglichkeit haben, sich impfen zulassen“.
Lindenpark setzt auf das 3G-Modell
Kritischer ist man im Lindenpark. Zwar sei eine 2G-Regel „eine denkbare, aber von uns nicht favorisierte Option“, sagte Sprecher Reiko Käske. So sei das derzeit praktizierte 3G-Modell funktionabel und sicher. Zugleich warb auch Käske für Lockerungen – insbesondere bei Abstandsregeln, die nach wie vor Indoor-Veranstaltungen erschweren und unwirtschaftlich machen würden. „Die Konsequenz ist aktuell, dass immer noch eine große Anzahl an Veranstaltungen abgesagt oder verschoben werden muss.“
Am Dienstag hatten Vertreter der Koalitionsfraktionen angekündigt, dass in Brandenburg – ähnlich wie schon in Hamburg – demnächst eine 2G-Regelung für Gastronomie, Theater oder Kinos eingeführt werden soll. Betreiber:innen sollen dann die Wahl haben, ob sie ihre Angebote unter den bisherigen Konditionen für Getestete, Geimpfte und Genesene (3G) anbieten – oder ob sie ihre Säle nur noch für Geimpfte und Genesene (2G) öffnen, dann aber ohne Beschränkungen. Am nächsten Dienstag will das Brandenburger Kabinett eine neue Corona-Verordnung für das Land beraten.
Veranstalter begrüßen die Wahlmöglichkeit
Die meisten Veranstalter:innen begrüßen die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen wählen zu können. Auch Sabine Chwalisz, die Leiterin der fabrik. Was eine volle Auslastung der Säle angeht, ist sie jedoch skeptisch. Eine solche sei zwar wünschenswert, „aber nur, wenn sie wirklich sicher ist.“
Sie persönlich könne sich 2G in Clubs ohne Maske und Abstand nur mit vorheriger Testung vorstellen. Wenn jetzt übereilt geöffnet würde, wäre damit niemandem gedient, so Chwalisz. Und sie betont auch die ethische Komponente der G-Frage: „Die Diskussion über die Ausgrenzung der Ungeimpften ist auch noch zu führen. Denn individuelle Bedenken oder vielleicht sogar Erfahrungen sollten nicht einfach übergangen werden.“
HOT gegen generelles 2G
Bettina Jahnke, Intendantin des Hans Otto Theaters, spricht sich offen gegen eine generelle Einführung der 2G-Regel aus. Diese würde zu einer noch größeren Spaltung der Gesellschaft beitragen, sagt sie. Das kommunal geförderte Theater erfülle seinen Kultur- und Bildungsauftrag für die ganze Stadtgesellschaft „und möchte mit seinem Programm so viele Menschen wie möglich erreichen“. Bei Privattheatern oder im Konzertgeschäft jedoch könne die 2G-Regel durchaus wirtschaftlich sinnvoll sein, so Jahnke.
Das bekräftigt Alexander Hollensteiner, Geschäftsführer der Kammerakademie Potsdam, die 50 Prozent ihres Budgets selbst erwirtschaftet – über Konzerte. „Für viele, insbesondere privat-wirtschaftlich organisierte Kulturveranstalter, ist der Kartenverkauf die primäre Einnahmequelle.“ Von daher seien Regelungen, die eine vollständige Auslastung der Häuser verantwortungsvoll ermöglichen, „unbedingt zu prüfen“, so Hollensteiner. „Der Veranstalter sollte eine größtmögliche Flexibilität haben, die adäquate Variante für ein bestimmtes Veranstaltungsformat oder eine Zielgruppe wählen zu können“ – natürlich auch 2G. Das Wichtigste, sagt er, sei die klare Kommunikation mit dem Publikum.
Es brauche statt einheitlicher Regeln endlich wieder „Spielraum, Selbstbestimmung und Ermöglichung“, sagt auch Heike Bohmann, Geschäftsführerin des Nikolaisaals Potsdam. Sollte 2G bei Vollbesetzung von der Maskenpflicht befreien, sei dies „eine durchaus denkbare Option“. Auch 3G mit Abstand und ohne Maske am Platz sollte künftig eine Option bleiben, sagt sie. Am Nikolaisaal soll eine Umfrage unter den Besucher:innen der Sinfoniekonzerte zeigen, welche Regelung präferiert würde. In jedem Fall werde man keine Option ausschließlich anwenden: „Wir werden dies von Fall zu Fall entscheiden und uns dabei auf unsere Besuchergruppen konzentrieren.“
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Auch im kommunalen Schwimmbad blu am Brauhausberg, wo Nutzer:innen wegen Corona derzeit nur jeweils Sportbad, Familienbereich oder Sauna betreten dürfen und nicht wechseln können, sieht man das Modell 2G als Variante. „Wir begrüßen jede Regelung, die eine möglichst weitgehende Öffnung für unsere Bäder ermöglicht. 2G und der Wegfall der Abstandsregel wäre so eine Möglichkeit“, sagte Stadtwerke-Sprecher Stefan Schulz.
Skepsis bei der Dehoga
Skeptisch hatte sich bereits am Dienstag der Präsident des märkischen Hotel- und Gaststättenverbands, Olaf Schöpe, gezeigt. Er sprach von einer zweifelhaften Entscheidung. „Ich bin strikt dagegen, dass wir uns weiter auseinanderdividieren lassen“, sagte Schöpe. „Warum soll der gesunde Mensch, der getestet ist, nicht auch mein Gast sein?“ In der Unscheinbar in der Friedrich-Ebert-Straße hingegen gilt die vieldiskutierte 2G-Regel bereits – basierend auf dem Hausrecht.
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