OSC Potsdam startet in die Playoffs: Positive Überraschung
Unsicher ging der OSC Potsdam in die Wasserball-Saison. Doch letztlich spielten die Potsdamer ihre bislang besteBundesliga-Hauptrunde und wollen diese nun bei den Playoffs veredeln. Für den Viertelfinalauftakt gegen den SSV Esslingen gönnen sie sich sogar einen Luxus.
Potsdam - Über ihren historischen Erfolg sind sie sich beim Wasserball-Bundesligisten OSC Potsdam gar nicht bewusst gewesen. „Oh, tatsächlich?“, erwidert Kapitän Hannes Schulz. Und selbst der sportliche Leiter André Laube, der für gewöhnlich die Geschichte des Clubs sowie diverse Resultate im Detail vortragen kann, meint nur: „Ich hatte es nicht auf dem Schirm.“ Dass der OSC in der A-Gruppe der Bundesliga seine bislang beste Hauptrunde gespielt hat.
Am Samstag schlossen die Potsdamer mit einem Derbysieg gegen die SG Neukölln als Tabellenvierter ab. So weit oben standen sie zwar auch 2016/17 und 2011/12, doch erstmalig weist der Brandenburger Verein eine positive Punktbilanz vor – 15:13 Zähler durch sieben Siege und ein Remis bei nur sechs Niederlagen. „Wir waren unsicher, wohin es für unser neu formiertes Team gehen kann. Daher können wir die Saison schon als großen Erfolg verbuchen“, urteilt Laube. Aber: „Jetzt wollen wir natürlich daran arbeiten, dass der Erfolg noch größer wird.“ In den Playoffs. Am heutigen Mittwoch beginnt der OSC auswärts gegen den fünftplatzierten SSV Esslingen seine Viertelfinalserie. Gespielt wird im Modus „Best of five“, es sind also drei Siege zum Weiterkommen nötig. Am Wochenende wird das Duell mit zwei Partien im Potsdamer blu-Bad fortgesetzt.
Personellen Umbruch erfolgreich vollzogen
Zum dritten Mal in Folge das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft zu erreichen, ist das Ziel. Und wenn das gelingt, wäre ein Medaillengewinn die maßgebliche Ambition. Vorige Saison hatte der OSC Bronze geholt, was den ersten Podestplatz in einem nationalen Männerwasserball-Wettbewerb für einen Club aus den neuen Bundesländern bedeutete. Dank Rang drei hinter den Profiteams Waspo Hannover und Wasserfreunde Spandau feierten sich Potsdams Wasserballer als „Deutscher Amateurmeister“. Im Laufe der aktuellen Saison habe das Team von Trainer Alexander Tchigir wieder bewiesen, „dass es ausgenommen von Hannover und Spandau alle bezwingen kann“, sagt André Laube. Das sei so nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
Einen größeren personellen Umbruch vollzog der Verein im Moment seines schillerndsten Triumphs. „Den Abgang von erfahrenen Leuten haben wir gut kompensiert“, findet Hannes Schulz. So konnte beispielsweise Youngster Lu Meo Ulrich beeindruckend das immense Loch in der Defensive stopfen, das durch den Abgang von Nationalspieler Reiko Zech zu Waspo entstanden war. Ebenso etablierte sich der neue Torwart Max Vernet Schweimer als verlässlicher Rückhalt. „Abwehr ist immer die Grundlage. Da kommen wir – verglichen mit den Vorjahren – besser zurecht“, analysiert Laube. Die Statistik bestätigt das. Die entstandene Tordifferenz der Hauptrunde wurde mit minus 18 so gering gehalten wie noch nie.
"Positives Grundklima" - Umgang mit Niederlagen war sehr gut
Offensiv taten sich vor allem der mit 34 Treffern drittbeste Schütze der Liga Tomi Tadin sowie Lukas Küppers und Ferdinand Korbel hervor. Beide Letzteren sind OSC-Eigengewächse, stehen bei Kooperationspartner Spandau unter Vertrag, dürfen dank eines Doppelstartrechts zur Förderung von deutschen Wasserballtalenten aber auch für ihren Heimatclub ins Becken springen. „Sie haben uns bei nahezu allen Spielen zur Verfügung gestanden. Das war schon ein wichtiger Faktor“, so Laube.
Ein anderer war die Mentalität. In der Vorsaison habe der eine oder andere Spieler, von dem sich dann im Sommer getrennt wurde, für atmosphärische Probleme innerhalb der Mannschaft gesorgt. „Jetzt haben wir ein sehr positives Grundklima“, betont der sportliche Leiter. Schulz ergänzt: „Wir sind gut zusammengewachsen, eine stabile Truppe.“ Das wurde beispielsweise beim Umgang mit Niederlagen deutlich. „Danach haben wir uns gemeinsam gut gefangen, uns nicht gegenseitig runtergezogen, sondern haben uns gleich wieder aufgerichtet“, berichtet der Kapitän von einer Qualität, die gerade in den Playoffs von Bedeutung sein könnte. Dann, wenn es nun Schlag auf Schlag geht und der Fokus sowie Optimismus nach einem möglichen Dämpfer gewahrt werden müssen.
"Wenn wir uns einschläfern lassen, bekommen wir Probleme"
Dass es einen solchen gegen den SSV Esslingen geben kann, zeigte das Hauptrundenhinspiel. 5:10 unterlag der OSC auswärts auf enttäuschende Art. Dafür gelang daheim ein sattes 18:7. „Ich bin mir sicher: So deutliche Ergebnisse wird es im Viertelfinale nicht mehr geben“, mutmaßt Laube, der zwischen den Potsdamern und dem in Stuttgart spielenden Kontrahenten Ähnlichkeiten ausmacht: „Wie wir hatten sie einen Umbruch im Kader mit Abgängen von Leistungsträgern zu managen und wollten eigentlich nur nicht absteigen. Nun sind sie souverän in den Playoffs.“ Hannes Schulz weiß worauf es gegen die Neckarstädter ankommt: Disziplin und Chancenverwertung. „Unsere Vorteile bei der Beweglichkeit und Schnelligkeit müssen wir nutzen. Wenn wir uns einschläfern lassen, bekommen wir Probleme.“
Um am Mittwoch hellwach um 19 Uhr in Esslingen anzutreten, ermöglicht der OSC seinem Team auch einen besonderen Luxus. Erstmalig reisen die Potsdamer per Flugzeug zu einer Bundesligapartie. Am frühen Donnerstagmorgen fliegen sie zurück. Das sei sicherer als stundenlang am Tag und durch die Nacht mit zwei Kleinbussen zweimal quer durch die Republik zu fahren, sagt Laube. Und bequemer ist es auch. Die volle Kraft wird im Wasser gebraucht, damit diese Saison die historisch gute Hauptrunde nicht die einzige Positivüberraschung bleibt.
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