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Personeller Umbruch. Sechs Neuzugänge verzeichnet der OSC in seinem Kader, der im Vergleich zur Vorsaison nochmals verjüngt wurde. 
© Sandra Seifert/Verein

Wasserballer des OSC Potsdam vor dem Saisonstart: Ein Team im Wachstum

Vergangene Saison schafften die Wasserballer des OSC Potsdam Historisches. Die neue Bundesliga-Spielzeit wird für sie nun zu einer Geduldsprobe. Die junge, unerfahrene Mannschaft schwankt noch, wie sich beim finalen Vorbereitungstest in eigener Halle zeigte.

Immer wieder schwirrte dieses Wort durch die Chlorluft im Potsdamer Hallenbad blu. Erfahrung. Viele sprachen am Wochenende beim Ehrl-Cup des Wasserball-Bundesligisten OSC Potsdam über die Reife von Spielern und einer Mannschaft. Sehr gut illustriert wurde das Thema im letzten Turniermatch zwischen den Gastgebern und ihrem Lokalrivalen SG Neukölln. Für die Berliner ging Center Thomas Schertwitis ins Becken: 46 Jahre alt, mehrfach Deutscher Meister, zweimal Olympiateilnehmer und mit 276 Länderspielen für Deutschland ausgestattet. Er allein verfügt über so viel Erfahrung wie der halbe Kader des OSC. „Unser Team muss noch eine Menge lernen“, sagte Potsdams Kapitän Hannes Schulz. „Das wurde uns bei dem Turnier nochmal deutlich aufgezeigt.“

Ein Sieg, ein Unentschieden und eine "Katastrophe"

Eine Woche vor dem Bundesligastart testeten vier Erstligisten am Brauhausberg. Die Potsdamer, die vorige Spielzeit durch Bronze in der Deutschen Meisterschaft ihren bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte schafften, belegten nach einem Sieg, einer Niederlage und einem Unentschieden den dritten Platz. „Das spiegelt den aktuellen Zustand unserer Mannschaft ganz gut wider. Die Leistung ist sehr schwankend“, urteilte Schulz. „Es kann in beide Extreme ausschlagen.“ Entweder sehr gut wie zum Turnierauftakt. Gegen den SVV Plauen, Rückkehrer in die A-Gruppe der ersten Liga, gelang ein überzeugender wenn auch knapper 10:9 (4:3, 2:2, 2:2, 2:2)-Erfolg. Und dann läuft auch mal herzlich wenig zusammen wie im zweiten Spiel gegen den ambitionierten B-Gruppen-Vertreter SV Ludwigsburg, der die Hausherren mit einem 8:19 (2:4, 1:4, 1:6, 4:5) auseinandernahm. „Das war eine absolute Katastrophe. Totalausfall bei jedem“, sagte Schulz schonungslos. Zum Abschluss rettete ein später Treffer gegen Neukölln das 7:7 (3:1, 2:3, 0:1, 2:2), womit Rang drei vor dem Team aus Berlin gesichert wurde. Den Turniersieg holte sich aufgrund des Erfolgs im direkten Vergleich Plauen vor den punktgleichen Ludwigsburgern.

Treffsicher. Tomi Tadin war beim Ehrl-Cup mit elf Toren bester Schütze des OSC.
Treffsicher. Tomi Tadin war beim Ehrl-Cup mit elf Toren bester Schütze des OSC.
© Sandra Seifert/Verein

Das wechselhafte Antlitz des OSC offenbarte sich auch schon in den vergangenen Wochen. Sowohl beim Abendroth-Pokal in Berlin, der gewonnen wurde, als auch beim Bodensee-Cup (Platz fünf) und bei der anspruchsvollen Champions-League-Aufgabe (drei klare Niederlagen) schwappten die Leistungen von Höhen zu Tiefen hin und her. „Aber das ist normal“, betonte Trainer Alexander Tchigir mit Blick auf seinen Kader. Der hat sich stark gewandelt. Sechs Neuzugänge gibt es. Und der ohnehin schon traditionell geringe Altersschnitt wurde nochmal gesenkt auf nunmehr rund 20,5 Jahre. „Die Mannschaft muss erst wachsen - da brauchen wir Geduld“, sagte Tchigir, der auch wegen der Notwendigkeit dieses Prozesses elf Wochen für die Saisonvorbereitung angesetzt hatte. So viele wie noch nie. Und es werden wohl noch einige weitere Wochen verstreichen, bis das neue Konstrukt tragfähig ist. Um die erforderliche Stabilität und Konstanz zu entwickeln, nannte Hannes Schulz eine Prämisse: „Trainieren, trainieren, trainieren und spielen, spielen, spielen. Das ist der Weg.“

Saisonauftakt beim amtierenden Meister Waspo Hannover

Nach der glorreichen Vorsaison, in der Potsdam als erster Verein aus den „neuen“ Bundesländern eine Medaille in einem nationalen Männer-Wasserballwettbewerb holte, werden zunächst keine weiteren Großtaten als Ziel ausgegeben. „Weil wir noch gar nicht abschätzen können, wo wir durch den personellen Umbruch überhaupt ungefähr stehen“, erklärte Coach Tchigir. Zumal wieder von enormer Bedeutung sein wird, wie sich das Doppelstartrecht für Top-Talente zwischen dem OSC und Rekordmeister Wasserfreunde Spandau letztlich gestalten wird. 2017/18 profitierten die Brandenburger davon, dass Tomi Tadin, Lukas Küppers, Ferdinand Korbel und Dennis Strelezkij eine Vielzahl an Gasteinsätzen für Potsdam durch Spandau eingeräumt bekamen. Neben ihnen dürfen in der neuen Saison auch noch Luca Vucecevic, Luka Götz und Moritz Ostmann mit zweifacher Lizenz agieren.

Wohin es für den OSC dieses Jahr geht, „hängt wohl stark von der Hinrunde ab“, glaubt der sportliche Leiter André Laube. Bei den sieben Partien der ersten Saisonhälfte hat Potsdam viermal Heimrecht gegen Kontrahenten, die es im Kampf gegen den Abstieg und um die Playoff-Qualifikation zu schlagen gilt: Duisburger SV 98, ASC Duisburg, SG Neukölln, SVV Plauen. „Gerade in eigener Halle sollten wir da ordentlich punkten“, fordert Laube im Wissen darum, dass es in der Rückrunde auswärts gegen diese Teams ungemütlich wird. Vor allem in Plauen, bei Deutschlands atmosphärischer Wasserball-Nummer eins. Ins Bad der Vogtländer strömen dank Zusatztribünen bis zu 700 Zuschauer. Für diesen Sport in der Bundesrepublik eine außergewöhnliche Marke.

Selbst der amtierende Deutsche Meister Waspo Hannover ist weit von solchen Dimensionen entfernt. Bei ihm gastiert der OSC Potsdam am Sonntag zum Saisonstart. Gleich das erste Spiel also eine riesige Herausforderung für die Unerfahrenen von der Havel.

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