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Am Otto-Braun-Platz gibt es 16 Stellplätze für Fahrräder, die meist gut belegt sind.
© C. Fratzke

Radverkehr in Potsdam: Parkplatzsuche mit dem Drahtesel

Am Alten Markt gibt es zu wenige Fahrradstellplätze. Die Stadt will noch in diesem Jahr Abhilfe schaffen – jedenfalls ein bisschen.

Innenstadt - Viele Radfahrer kennen das Problem. Vor allem bei gutem Wetter wird es zunehmend schwerer, einen Stellplatz für seinen Drahtesel rund um den Alten Markt zu finden. Die in diesem Jahr wiederhergestellte Alte Fahrt und der Otto-Braun-Platz etwa lockten in den vergangenen Wochen regelmäßig Hunderte Ausflügler auch am Abend in die dortigen Lokale. Nur wohin mit dem Rad?

Die historische Mitte ist längst zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Anziehungspunkte sind unter anderem das Landtagsschloss oder das Potsdam Museum und ab Januar zudem das neue Museum Barberini. Doch Stellplätze für Fahrräder sind in diesem Bereich rar gesät. Gerade einmal 16 gibt es an der Alten Fahrt, wie die stadteigene Bauholding Pro Potsdam mitteilte. 32 Zweiräder finden dort Platz. Ein paar weitere Fahrradständer stehen in der Nähe des Fortunaportals auf dem Alten Markt.

Wildes Parken an der Alten Fahrt

Viel zu wenig, heißt es bei der Ortsgruppe Potsdam des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (umstrittenen Lift an der Alten Fahrt. Oft war er bei schönem Wetter durch abgestellte Räder blockiert und konnte nicht genutzt werden. Der rund 46 000 Euro teure Aufzug sorgt seit Wochen für Ärger. Erst war er nur mit einem speziellen Schlüssel zu bedienen, dann fiel er laufend wegen technischer Defekte aus. Zuletzt kam es zu Vandalismus – und der beschriebenen Fahrradblockade.

Eine Lösung könnte sein, einen weiteren großen öffentlichen Bereich am Alten Markt für Radfahrer zu reservieren, sagte der Sprecher der Potsdamer ADFC-Ortsgruppe, Ulf Hildebrand, den PNN. Ein Problem dabei sei sicherlich „das künstlerische Element“. Fahrradständer passen eben nicht zum historischen Erscheinungsbild. „Man sollte aber nicht nur auf die Fassaden schauen“, so Hildebrand. Schließlich bekomme auch der Fahrradverleih Nextbike Stellplätze in Potsdam, etwa am Filmmuseum oder am Hauptbahnhof.

Vorbild Fortunaportal und Pfingstberg

So sind etwa die Stellplätze am Fortunaportal laut Hildebrand gut in die Architektur integriert worden. Ein gelungenes Beispiel sei auch der Pfingstberg. Wichtig sei nun für die Innenstadt, dass bei der Planung des neuen Wohnviertels nach dem Abriss der Fachhochschule (FH) genügend öffentliche Stellplätze eingeplant würden. Dem schloss sich auch die Sprecherin der Initiative „Mitteschön“, Barbara Kuster, an. Die Fahrradständer müssten sich aber in die Gestaltung einpassen.

Dabei versucht die Stadtverwaltung seit Jahren, die Potsdamer und Pendler zum Umsteigen auf das Rad zu bewegen. Es gibt mit Torsten von Einem einen Radverkehrsbeauftragten im Rathaus und 2008 wurde ein Radverkehrskonzept für Potsdam erstellt. Am heutigen Montag stellt von Einem die Fortschreibung des Konzeptes vor. Es soll in den kommenden Wochen öffentlich ausgelegt werden.

Zusätzliche Parkmöglichkeiten sollen noch dieses Jahr entstehen

Es gebe am Alten Markt durchaus einen Bedarf für weitere Stellplätze, räumt auch von Einem ein. Immerhin: Fünf sogenannte Lehnbügel für zehn Räder sollen noch in diesem Jahr vor der Touristeninformation in der Humboldtstraße installiert werden. Erweiterungen sind auch rund um die Wilhelmgalerie geplant. Neue Stellplätze sollen ebenfalls an der Potsdamer Straße (fünf Bügel), in der Medienstadt Babelsberg (zwölf Bügel) und in der Brandenburger Straße sowie am Luisenplatz (drei Bügel) und am Brandenburger Tor (neun Bügel) aufgestellt werden. Im sogenannten Innenstadtverkehrskonzept sollen außerdem weitere Standorte ausgewiesen werden. Dieses soll Ende des Jahres in der Stadtverordnetenversammlung beraten werden, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage.

Ob das ausreicht, können die Radler in Potsdam in den kommenden Wochen durchaus beeinflussen. So freue man sich über Hinweise für das Radverkehrskonzept, sagte von Einem. Außerdem startete der ADFC Anfang September eine bundesweite Umfrage, auch in Potsdam. Bis 30. November läuft der sogenannte Fahrradklima-Test. Der Radclub will damit online erfahren, wie fahrradfreundlich Deutschlands Städte und Gemeinden sind. Beim letzten Test vor zwei Jahren landete Potsdam übrigens auf Platz vier unter den vergleichbaren Städten. Die Schulnote: 3,4. Da ist noch Luft nach oben.

Die öffentliche Informationsveranstaltung zur Bürgerbeteiligung beim neuen Radverkehrskonzept der Stadt findet am heutigen Montag um 18 Uhr im Haus 1, Raum 405, auf dem Gelände der Stadtverwaltung in der Hegelallee statt.

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Stefan Engelbrecht

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