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Kein Weiterkommen. Zu einem regelrechten Stau ist es am Dienstagnachmittag vor dem Lift an der Alten Fahrt gekommen. Vermutlich wurde er versehentlich „abgeschlossen“.
© H. Heider

Lift an der Alten Fahrt in Potsdam wieder kaputt: Die nächste Fehlerquelle

Ausgerechnet wegen des Euro-Schlüssels gab es jetzt neue Probleme: Der Lift an der Alten Fahrt war wieder einmal defekt. Nun denkt die Stadt endlich ernsthaft über Alternativen nach.

Potsdam - Die peinliche Pannenserie bei dem neuen Lift an der Alten Fahrt reißt nicht ab. Erneut war die Anlage Anfang dieser Woche defekt, erneut mussten Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen lange Umwege in Kauf nehmen, um zur Uferpromenade am Wasser zu gelangen beziehungsweise um von dort nach oben zu kommen. Mittlerweile funktioniert der Aufzug wieder, doch es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der nächste Defekt auftritt. Bei der Stadt zeigt man sich zerknirscht – und denkt mittlerweile endlich ernsthaft über Alternativen nach.

Seit der Inbetriebnahme Mitte Juni ist der 46 000 Euro teure Lift immer wieder in den Schlagzeilen. Für eine regelrechte Welle der Empörung sorgte die Tatsache, dass die Anlage anfangs nur mit einem sogenannten Euro-WC-Schlüssel zu bedienen war, den Menschen mit einem bestimmten Grad an Behinderung für 20 Euro bei einem privaten Verein in Darmstadt bestellen können. Daraufhin hinterlegte die Stadt einen solchen Schlüssel bei der Touristeninformation am Alten Markt, wo Nutzer dann jedes Mal anrufen sollten. Doch das stellte sich wie zu erwarten als wenig praktikabel heraus und hatte zudem wenig mit der UN-Behindertenrechtskonvention zu tun, wonach Menschen mit Behinderung die Zugänglichkeit „ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe“ gewährt werden soll.

Der Lift wurde neu programmiert - nun gibt es den nächsten Fehler

Daraufhin wurde der Lift so programmiert, dass nur noch von 23 bis 6 Uhr ein „Euro-WC-Schlüssel“ nötig ist – nachdem wochenlang betont wurde, dass die Anlage aus rechtlichen Gründen nur mit Schlüssel zulässig sei. Doch mit der Neu-Programmierung hat sich eine weitere Fehlerquelle für das ohnehin anfällige Gerät eingeschlichen: Denn wird der Schlüssel versehentlich zwischen 6 und 23 Uhr benutzt, wird der Aufzug damit automatisch „abgeschlossen“. Nach 23 Uhr ist der Schlüssel also Pflicht, während er vor 23 Uhr zum Ausfall führt.

Noch hält die Stadt an dem Lift fest, doch Stadtsprecher Schulz deutete am Mittwoch an, dass er womöglich doch eines Tages wieder abgebaut wird. Man werde nun darauf hinarbeiten, dass der Fahrstuhl über einen längeren Zeitraum funktioniere, sagte er. Wenn sich aber herausstelle, dass die häufigen Ausfälle anhalten, müsse tatsächlich über Alternativen – in Form eines anderen Aufzugs oder einer wie auch immer gearteten Rampe – nachgedacht werden. Behindertenverbände hatten von Anfang an eine Rampe oder Kehre an der Stelle gefordert. Die Stadt hat dies unter anderem mit Verweis auf ästhetische Gründe abgelehnt.

Potsdam will Behinderten "Platz in der Gesellschaft einräumen" - theoretisch

Auch wenn es in der Praxis an dieser Stelle ordentlich danebengegangen ist – theoretisch will die Stadt Behinderten „einen Platz mitten in der Gesellschaft“ einräumen. Das zumindest steht im 2012 aufgelegten sogenannten Teilhabeplan, der die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention auf lokaler Ebene umsetzen soll. Just am Mittwoch schickte die Stadtverwaltung eine Pressemitteilung heraus, dass dieser Teilhabeplan fortgeschrieben werden soll. Ein konkretes Projekt drängt sich dafür schon jetzt förmlich auf: eine Rampe an der Alten Fahrt.

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