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Leerer Campus an der Universität Potsdam.
© Ottmar Winter PNN
Update

Umstellung auf digitales Studium: Notbetrieb an der Universität Potsdam

Die Coronakrise wirbelt auch das Leben der Studenten in Potsdam durcheinander. Ein digitalisiertes Studium soll nun das Sommersemester retten.

Potsdam - Die Universität Potsdam will wie die Berliner Hochschulen das kommende Sommersemester durch ein digitales Studium retten. Online-Angebote sollen das Studium in dem Semester ermöglichen, erklärte der Vizepräsident für Lehre und Studium, Andreas Musil, gegenüber den PNN. Das sei so am Dienstag auch  den Studiendekanen mitgeteilt worden. Die Technik dafür soll an der Hochschule aufgerüstet werden. 

Auf das Schlimmste vorbereitet  

Die Universität Potsdam befindet sich seit Dienstag im sogenannten "Präsenznotbetrieb". Die Aktivitäten und die Anwesenheiten vor Ort würden weiter zurückgefahren, um Infektionsrisiken zu senken, heißt es von der Universität. „Wir müssen dazu beitragen, die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verlangsamen“, erklärte Uni-Präsident  Oliver Günther nun in einer sehr betroffen wirkenden Video-Botschaft an die Angehörigen der Hochschule. Die Gesundheit der Beschäftigten, Studierenden sowie der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler habe höchste Priorität. „Wir haben an der Universität Potsdam einen Krisenstab eingerichtet und der Senat hat einen Pandemie-Plan verabschiedet. So sind wir auf das Schlimmste vorbereitet“, erklärte Günther. Er halte den "Präsenznotbetrieb" für ein notwendiges Instrument. „Auch weil Studierende und Lehrende viele Sozialkontakte haben, ist das Gefährdungspotential hoch." Gleichwohl bleibe digitale Lehre und systemrelevante Forschung weiterhin möglich. Was das Sommersemester betreffe, seien noch keine endgültigen Aussagen möglich. "Wir sind nach wie vor optimistisch, über digitale Lehre zumindest ein rudimentäres Angebot leisten zu können", so Günther.

Der Betrieb an der Uni wird nun weiter eingeschränkt: Prüfungen sind nicht mehr möglich, die Hochschule suche derzeit nach Lösungen, wie betroffene  Studierende das Wintersemester abschließen können, so Günther. Für Abschlussarbeiten gilt aktuell eine automatische Verlängerung von zwei Monaten. Sprechzeiten an der Uni werden ausgesetzt oder telefonisch geführt. Gesprächstermine und Sitzungen sollen durch Telefon- oder Videokonferenzen ersetzt Termine und Sitzungen.

Der Unibetrieb soll jedoch nicht ganz zum Erliegen kommen: "In manchen Bereichen wird noch stärker als bisher auf Home Office gesetzt werden, in anderen Bereichen soll jeweils eine Teilbesetzung umschichtig von Woche zu Woche tätig sein." Regelungen zur Anwesenheit des wissenschaftlichen Personals würden in den Fakultäten und zentralen Einrichtungen getroffen, der Laborbetrieb werde "sehr stark heruntergefahren". In der Verwaltung werde ein eingeschränkter Dienst sichergestellt: "Um die Gebäude in Betrieb zu halten, eilige Zahlungen durchführen zu können, zeitkritische Beschaffungen voranzubringen, dringende Personalangelegenheiten zu bearbeiten und die Studierenden- und Prüfungsverwaltung stabil zu halten", so die Uni

Starkes digitales Standbein

An der Potsdamer Uni gibt es bereits jetzt ein starkes digitales Standbein. „Die Digital-Engineering-Fakultät der Uni ist in dieser Ausnahmesituation vergleichsweise gut aufgestellt, da wir seit vielen Jahren sowieso alle Vorlesungen und Veranstaltungen mit tele-task aufzeichnen“, erklärte Christiane Rosenbach, Sprecherin des Hasso-Plattner-Instituts, das die Fakultät trägt.

Mit dieser am HPI entwickelten Technologie könne aufgezeichnet und live gestreamt werden. „Eine vollständige Umstellung auf Online-Vorlesungen bedarf daher keiner allzu großen Vorbereitungen“, so Rosenbach. „Auf die Umstellung bereiten wir uns derzeit vor.“ Bedingt durch die Coronakrise werde das Hasso-Plattner-Institut aber zunächst bis zum 19. April auf einen Notbetrieb umstellen, langfristiger könne man derzeit nicht planen.

Über die Plattform mooc.house des HPI haben zudem auch andere Hochschulen und Unternehmen die Möglichkeit, eigene Kurse und Vorlesungen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das würde beispielsweise auch von Organisationen wie die Charité oder acatech genutzt. Andere Unternehmen und Organisationen haben selbst eigene Plattformen, wie etwa die Weltgesundheitsorganisation WHO mit dem vom HPI eingerichteten Angebot openWHO, über deren Plattform sich aktuell mehr als 50.000 Menschen täglich für Corona-Kurse anmelden.  

Auch die Fachhochschule Potsdam hat reagiert

Auch die Fachhochschule Potsdam hat komplett auf Onlineformate umgestellt, wie Sprecherin Steffi Brune den PNN sagte.  Auch hier wird ein Notbetrieb gefahren. Federführend bei der didaktischen Unterstützung der Lehrenden das Zentrum digitale Lehre der FH (ZEDI). Die ZEDI-Webseite werde in der aktuellen Ausnahmesituation die zentrale Informationsseite der FH zu Angeboten der digitalen Lehre sein, sie wird wochentäglich aktualisiert. 

Für alle Lehrenden der FH seien möglichst einfach nachnutzbare Handreichungen für die Erstellung unterschiedlicher E-Learning-Formate in Vorbereitung. Möglichen technischen Schwierigkeiten begegnet die FHP mit niedrigschwelligen (z.B. Texte, Bilder) und nicht-audiovisuellen, asynchronen Formaten. „Selbstorganisiertes, zeit- und ortsunabhängiges Studieren steht im Vordergrund“, so Brune. Um bei entsprechenden Lehrformaten den Seminarcharakter zu erhalten, könnten dosiert auch audiovisuelle Angebote und Webkonferenzsysteme eingesetzt werden.

Filmuniversität ebenfalls im Notbetrieb

Auch die Filmuniversität Babelsberg organisiert nun einen "Präsenznotbetrieb".  Lehre findet bis mindestens 20. April online, in Ersatzleistungen, reduziert oder mit Verschiebungen statt, so Sprecherin Julia Diebel. Studierende sind demnach verpflichtet, die Online-Angebote zu nutzen. Nach jetzigem Stand sei nicht geplant, das Semesterende ebenfalls nach hinten zu verschieben. "Ziel ist zudem, die Lehrleistungen im verkürzten Semester zu absolvieren, so dass eine Reihe von Änderungen erforderlich werden", heißt es von der Filmuni. Die Studiengänge würden aktuell in Absprache mit dem Krisenstab Maßnahmen erarbeiten, um die Lehre möglichst umfassend im Sommersemester durchzuführen. Vorlesungen, Seminare, Beratungen sollen bis auf weiteres über Video-  oder Telefonkonferenzen abgehalten werden. Die Studierenden sollen in Kürze von ihren Studiengänge über das weitere Vorgehen informiert werden.

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Jan Kixmüller

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