VfL Potsdam beendet Sieglosserie: Nervenflattern der Adler
Nach zuvor vier Niederlagen in Folge haben die Drittliga-Handballer des VfL Potsdam nun gegen die TSV Burgdorf II gewonnen. Das Spiel wurde zu einer Therapiesitzung. Vor allem zwei Akteure bewahrten das Potsdamer Team vor einem drohenden Psychoknacks.
Sie tanzten und jubelten wie nach dem Gewinn der Meisterschaft. Tatsächlich aber feierten die Handballer des VfL Potsdam am Freitagabend ihren zweiten Sieg der laufenden Drittliga-Saison. 27:25 (16:13) hieß es vor 523 Zuschauern nach 60 Minuten und einem harten Stück Arbeit gegen die TSV Burgdorf II. „Das war Kampf pur“, hechelte Matti Spengler nach der Schlusssirene. „Die Situation war auch nur mit Kampf zu lösen,“ fügte er hinzu und meinte damit sowohl die Partie gegen den Burgdorfer Bundesliga-Nachwuchs als auch die Serie vier verlorener Spiele in Folge.
Bis sich die Adler und deren Publikum selbst vom Druck und der Spannung befreiten, projizierten sie einmal mehr einen Krimi aufs Parkett. Als wollten sie sich den Frust der vergangenen Wochen von der Seele spielen, schalteten sie nach dem Anpfiff in den vierten Gang: In der Abwehr wurde kräftig zugepackt, im Tor sollte Jan Jochens im Verlauf des Abends mit fast 20 abgewehrten Bällen glänzen und im Angriff zappelte nahezu jeder Wurfversuch im Netz. Auf 11:4 flogen die Adler davon.
Zehn Minuten vor Schluss war das Worst-Cast-Szenario erreicht
Doch die Erfahrung der vergangenen Woche, als ähnliche Führungen verspielt wurden, schützte vor allzu großer Euphorie. „Du gewinnst kein Handballspiel in der ersten Halbzeit“, sah sich VfL-Trainer Daniel Deutsch später auch bestätigt. Tatsächlich verkürzten die Gäste bis zur Pause den Rückstand auf drei Tore, nachdem deren Trainer Heidmar Felixson im Timeout seine Spieler wachgerüttelt hatte. „Absolut dämlich haben wir uns in der Anfangsphase angestellt“, zürnte er später. Er ließ fortan seine Deckung etwas offensiver agieren, womit die Potsdamer ihre Probleme hatten. Drei Fehlversuche am Stück waren die Folge, was die Gäste ihrerseits mit drei Treffern beantworteten.
Somit wurde die zweite Hälfte so etwas wie zur Therapiesitzung für die Adler, um deren Nervenflattern zu kurieren. Dieses wurde deutlich sichtbar: überhastete Abschlüsse, vergebene Konter, einfache Ballverluste. Und als die Burgdorfer Talente zehn Minuten vor Schluss mit 23:22 in Führung gingen, war das Worst-Case-Szenario erreicht.
Keeper Jochens pariert und Shooter Simic trifft reihenweise
Doch hatte der VfL zwei Mittel gegen den drohenden Psychoknacks: Keeper Jochens blieb die Rück-Versicherung für sein Team – endlich, wie Trainer Deutsch später bemerkte und seinen Schlussmann „in der Saison willkommen“ hieß. Und im Angriff war Josip Simic die Antwort auf aufkommende Frustration: Der 19-jährige Rückraum-Shooter übernahm Verantwortung, ließ sich auch von ein, zwei Fehlwürfen nicht entmutigen und sicherte mit den zwei letzten seiner insgesamt neun Treffer dem VfL den so sehr ersehnten Sieg. Und als elf Sekunden vor Schluss Potsdams zweiter Torhüter Fabian Pellegrini zu seiner einzigen Amtshandlung an diesem Abend schritt, um einen Siebenmeter zu parieren (und das dann auch erfolgreich tat), ging die finale Sirene im Jubel unter.
„Und jetzt eine Siegesserie“, formulierte Rechtsaußen Moritz Ende nicht nur Wunsch, sondern auch Aufgabe des VfL, um den eigenen Saisonansprüchen gerecht zu werden. Dafür gibt es gehörigen Nach- und Aufholbedarf.
Peter Könnicke
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