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Die Ausgangssperre gilt ab dem 19. Januar zwischen 22 und 6 Uhr.
© Ottmar Winter
Update

Die aktuelle Corona-Lage in Potsdam: Nächtliche Ausgangssperre für Ungeimpfte ab Mittwoch

Die Inzidenz in Potsdam nähert sich der 1000er-Marke. Mehr als 1600 Kitakinder befinden sich in Quarantäne. Unterdessen hat die Polizei eine Corona-Protestdemo unterbunden.

Potsdam - Das dynamische Infektionsgeschehen in Potsdam hat neue Regeln zur Folge: Ab Mittwoch gilt für ungeimpfte und nicht genesene Personen eine nächtliche Ausgangssperre. Das gab die Stadtverwaltung am Dienstag im Amtsblatt öffentlich bekannt.

Die Maßnahme werde laut Eindämmungsverordnung ergriffen, wenn an drei aufeinander folgenden Tagen der Sieben-Tage-Inzidenzwert - die Neuinfektionen innerhalb einer Woche bei 100.000 Einwohnern - 750 übersteige, hieß es. Die Beschränkung gilt von 22 bis 6 Uhr.
Die betroffenen Personen dürfen das Haus nur noch „in gewichtigen Ausnahmefällen“ verlassen, etwa zum Aufsuchen der Arbeitsstätte.

Für die Festlegung der Ausgangsbeschränkung muss auch der Anteil der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Patienten an den tatsächlich zu Verfügung stehenden Intensivbetten berücksichtigt werden. Der Anteil darf an drei Tagen hintereinander nicht über 10 liegen. Von Samstag bis Montag wurden Werte von 14,8 und dann jeweils 14,7 ermittelt.

Potsdamer Inzidenz auf Rekordhoch

Potsdams Sieben-Tage-Inzidenz hat sich am Dienstag der 1000er-Marke genähert. Das Robert Koch-Institut gab den Wert mit 974,1 an - ein neues Allzeithoch und der landesweit höchste Wert. 376 weitere Ansteckungen wurden vermeldet.

Die vorherige Rekordinzidenz von 874,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen hatte die Stadt erst am Sonntag vermeldet. Insgesamt waren damit vergangene Woche in Potsdam 1666 Ansteckungen registriert worden, in der Woche zuvor waren es 1056. Das ist ein Plus von 57,5 Prozent. Die vielen Fälle gehen offensichtlich auf die neue und deutlich ansteckendere Omikron-Variante des Coronavirus zurück. 

In seinem Lagebild berichtete das Landesgesundheitsministerium am Montag bereits von 529 Omikron-Fällen für Potsdam – nach 229 vor einer Woche. Am Montag wiederum pausierte wie immer die statistische Erfassung des Infektionsgeschehens; das Gesundheitsamt, das sonntags keine Fälle ins System speist, meldete somit keine Neuinfektionen.

Mehr als 1600 Kita-Kinder in Quarantäne

Mit der Omikron-Welle leeren sich die Potsdamer Kindertagesstätten. Am Montagabend veröffentlichte die Stadt eine neue Statistik, wonach sich die Zahl der Quarantäne-Fälle in dem Bereich in nur einer Woche sprunghaft erhöht hat. Demnach befinden sich aktuell 2170 Kinder und Jugendliche in der häuslichen Absonderung, darunter sind 1639 Kitakinder. Vor einer Woche ging es noch um 729 Kinder und Schüler. Zur Einordnung der Zahlen: Im vor allem betroffenen Alter zwischen null und sechs Jahren leben in Potsdam derzeit mehr als 11 000 Kinder.

Strengere Regeln für Kitakinder

Für Kitakinder legt das Potsdamer Gesundheitsamt die Regeln wie berichtet strenger aus als im jüngsten Bund-Länder-Beschluss zu Quarantäneregelungen vorgesehen, weil sie nicht geimpft werden können und keine Masken tragen. Daher müssen Kitakinder als Kontaktpersonen sieben Tage in häusliche Isolation. Diese Quarantäne ist in Schulen weggefallen, hier müssen sich Kontaktpersonen in den Klassen täglich testen und Masken tragen.

(Symbolbild)
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© dpa

Viele Infektionen in Schulen

Gerade aus Kitas und Schulen werden aber viele Fälle gemeldet, teilte das Rathaus am Montagabend mit. So seien 462 Kinder und Jugendliche aus Potsdamer Kitas und Schulen infiziert – sowie 90 Mitarbeitende. Vor einer Woche ging es noch um 214 Kitakinder und Schüler sowie 34 Angestellte. Hier entsprechen die Gesamtzahlen einem Anstieg von 122 Prozent.

Polizei verhindert unangemeldete Demonstration

Unterdessen hat die Polizei einen für den Montagabend von Corona-Verharmlosern geplanten sogenannten „Lichterspaziergang“ durch die Brandenburger Straße, zu dem in einschlägigen Nachrichtendiensten aufgerufen wurde, wie bereits vergangenen Montag untersagt. Beamte machten vor Ort entsprechende Durchsagen, auch eine Reiterstaffel war wieder im Einsatz, um eine nicht angemeldete Demonstration gleich zu unterbinden. 

Chancenlos. Mit massivem Polizeiaufgebot auf der Brandenburger Straße wurde ein „Lichterspaziergang“ gegen geltende Corona-Regeln unterbunden.
Chancenlos. Mit massivem Polizeiaufgebot auf der Brandenburger Straße wurde ein „Lichterspaziergang“ gegen geltende Corona-Regeln unterbunden.
© Ottmar Winter

Beamte forderten vor Ort potenzielle Teilnehmer zum Verlassen des Bereichs auf. Schon vor einer Woche hatte die Polizei in Potsdam eine solche Corona-Demo aufgelöst und teilweise eingekesselt. Hier hatten mehr als 120 Menschen wegen vermuteter Ordnungswidrigkeiten ihre Personalien angeben müssen. Auch bei einer Mahnwache gegen Corona-Regeln am Filmmuseum sprachen Beamte jeden Teilnehmer zum Beachten der Maskenpflicht an. Zu einer weiteren angemeldeten Demonstration gegen eine allgemeine Impfpflicht kamen derweil einige hundert Teilnehmer. Es gab auch drei Gegenkundgebungen vom Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ und der linken Initiative „Solidarisches Potsdam“ mit insgesamt jeweils Dutzenden Teilnehmern.

Laut. Das Bündnis „Solidarisches Potsdam“ protestierte gegen Corona-Verharmloser.
Laut. Das Bündnis „Solidarisches Potsdam“ protestierte gegen Corona-Verharmloser.
© Ottmar Winter

Noch überschaubare Auswirkungen auf Krankenhäuser

Die hohen Inzidenzen in der Stadt schlagen bisher noch nicht auf die Krankenhäuser durch, in denen derzeit 19 Covid-Patienten behandelt werden, davon acht auf der Intensivstation. Laut Experten verursacht die Omikron-Variante mehr mild verlaufende Erkrankungen – allerdings besteht die Sorge, dass durch die hohen Infektionszahlen auch die Krankenhäuser und die allgemeine Infrastruktur an den Rand der Leistungsfähigkeit gelangen.

Insofern ist nun für Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr seit Montag das Tragen einer besonders schützenden FFP2-Maske Pflicht. In den kommenden Tagen werde erkundet, wie die neue Regelung befolgt werde, sagte Joachim Radünz, Sprecher des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, auf Anfrage. Dann seien Schwerpunktkontrollen vorgesehen. Kinder unter 14 Jahren und das Kontroll- und Fahrpersonal können auch OP-Masken tragen. Unter anderem Kinder unter sechs Jahren sind von einer Maskenpflicht ganz befreit.

Stadt will Krisenmanagement verbessern

Zur Bekämpfung der Pandemie und auch zur Vorbereitung auf ähnliche Gesundheitskrisen will Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) derweil im Rathaus eine flexibel einsetzbare Verwaltungseinheit für „Medizinischen Bevölkerungsschutz“ schaffen. Dies sollen die Stadtverordneten am 26. Januar genehmigen. 

Laut der entsprechenden Antragsvorlage soll der neue dreiköpfige Behördenbereich die pandemische Lage koordinieren – und zwar mit Hilfe eines „dynamischen Organisationsmodells“, mit dem je nach Lage auch Personal aus anderen Bereichen abgezogen werden kann, vor allem aus dem Bürgerservice-Bereich im Rathaus. Schon dieses Jahr soll das über noch unbesetzte Stellen im Rathaus umgesetzt werden, ab 2023 sollen zusätzliche Stellen festgeschrieben werden. Kalkuliert wird mit mehr als 420 000 Euro pro Jahr, wobei auch neue Stellen für den Bürgerservice einberechnet sind.

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Ferner plant die Stadt ab April ein festes kommunales Impf- und Testzentrum mit einer Laufzeit von einem Jahr und samt einer Option für weitere zwölf Monate. Betrieben werden soll dies vom städtischen Bergmann-Klinikum. Die Stadt stellt dafür eine Finanzierung aller Kosten in Aussicht, die nicht von Krankenkassen oder Bund und Ländern übernommen werden. Es gehe dabei um maximal 460 000 Euro pro Monat, so die Verwaltung. 

Falls die Anmietung einer passenden Immobilie unmöglich sei, würde ein Container-Modulbau für rund 350 000 Euro errichtet, heißt es in der Vorlage. Derzeit wird das kommunale Impfprogramm über die Schinkel- und die Metropolishalle abgewickelt, was wie berichtet allein 345 000 Euro Mietkosten pro Monat verschlingt.

Mobile Impfaktionen an der Uni Potsdam

Zugleich kündigte die Stadt für heute und Donnerstag zwei mobile Impfaktionen am Uni-Campus in Golm an: Jeweils von 12 bis 18 Uhr können sich dort gerade Studenten impfen lassen. 

Ferner starteten am Dienstag die Impf-Schulungen für Apotheker:innen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Fortbildung dazu fand in der Metropolishalle statt, von der Landesapothekenkammer organisiert. (mit dpa)

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