Geplanter Turmbau zu Babelsberg: Nach dem Libeskind-Coup beginnt die Debatte
Der Investor für das turmhohe Medienzentrum am Filmstudio ist gegen einen Architektenwettbewerb. Wie es weitergeht, entscheidet sich im nächsten Bauausschuss in zwei Wochen
Babelsberg - Nach einem überraschenden Auftritt des US-amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind im Potsdamer Bauausschuss nimmt die Debatte um den von ihm geplanten Turm neben den Filmstudios Babelsberg an Fahrt auf. So forderte der Investor Jan Kretzschmar auf PNN-Nachfrage, es müsse eine baldige Entscheidung zur Frage eines Wettbewerbs für das geplante Medienzentrum geben. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er ein solches Verfahren ablehnt – schon aus der Sorge einer ungleichen Konkurrenz, wenn neben Libeskind keine anderen namhaften Gestalter mitmachen würden: „So ein Wettbewerb wäre für alle Beteiligten unfair.“
"Großer Wurf für Babelsberg"
Zugleich warb der Investorenvertreter, der Libeskind zusammen mit Filmpark- Chef Friedhelm Schatz für das Vorhaben begeistern konnte, für den Entwurf. „Das wird die Strahlkraft von Babelsberg erhöhen, auch für den Filmstandort an sich.“ Der Entwurf habe viele Vorteile: Zum Beispiel integriere er auch ein denkmalgeschütztes Haus am Bahnhof Medienstadt. „Das kann ein großer Wurf für Babelsberg werden.“ Das zentrale Element, ein bis zu 66 Meter hoher Turm, sei in die Mitte des Geländes gerückt und von der Straße aus kaum zu sehen, sagte Kretzschmar. Anwohner hatten Bedenken daran geäußert, ob die Pläne zu Babelsberg passen.
Kretzschmar sagte, man wolle das Vorhaben so schnell wie möglich öffentlich vorstellen, gern auch vor den gewählten Stadtverordneten. Allerdings könne man das nicht tun, solange noch die Idee eines Wettbewerbs existiere – denn sonst könnten Teilnehmer den Entwurf von Libeskind als Grundlage für ihr Tun nutzen. In dem Bau seien vielfältige Nutzungen denkbar, so Kretzschmar: „Wir wollen Medien ihren Raum geben.“ Denkbar seien Serienproduktionen in Babelsberg oder Platz für eine weitere Produktionsfirma. Studio Babelsberg hatte schon mit Skepsis auf die Projektidee reagiert.
Ein überraschender Besuch im Treffpunkt Freizeit
Der Anlass für die Nachfragen war ein Besuch des US-amerikanischen Architekten Libeskind im Potsdamer Bauausschuss vom Dienstagabend. Dort stellte er – hinter verschlossenen Türen – sein Großprojekt vor. „Es ist ein fantastisches Projekt. Babelsberg ist ein weltweit bekannter Standort – wir müssen etwas tun, um diese Geschichte zurückzubringen“, sagte er kurz vor der Präsentation wartenden Journalisten. Mit ihm gekommen waren die Projektinitiatoren, Schatz und Kretzschmar.
Der Ausschuss tagte im Treffpunkt Freizeit – kurz vor 21 Uhr kamen Libeskind, der zusammen mit seiner Frau aus New York angereist war, und die anderen Protagonisten. Es war ein durchaus bemerkenswertes Bild: Während im großen Saal der noch aus DDR-Zeiten stammenden Freizeitstätte die Stadtpolitik tagte, saß davor auf einer einfachen Holzbank der weltberühmte Architekt, bekannt für seine außergewöhnlichen Gebäude an historischen Orten, etwa das Jüdische Museum in Berlin. Es gehe ihm um eine kraftvolle Architektur, die zur Historie des Filmstandorts passe, sagte der 75-Jährige.
Viel Lob für den Entwurf
Wie berichtet sollen mit dem bis zu 66 Meter hohen Libeskind-Bau an der Kreuzung Großbeeren-, Ecke August-Bebel-Straße rund 5000 Arbeitsplätze in der Medienbranche entstehen. Allein der Bau soll rund 300 Millionen Euro kosten. Die ersten Reaktionen aus dem Ausschuss waren teils voll des Lobes. Ein Teilnehmer sagte den PNN, es sei ein „Hammer-Entwurf mit vielen Anlehnungen und Inspirationen aus dem Film“. Es gehe um verschiedene Hochbauten, die gestaffelt angeordnet werden sollen, und einen rund 60 Meter hohen Turm in der Mitte. Damit bekomme der Filmstandort Babelsberg ein architektonisches Highlight, das künftig weltweit für das Filmstudio stehen werde, hieß es auch: „Wie der Schriftzug von Hollywood.“ Das sei „eine völlig neue Architektur für Potsdam“. Der Entwurf greife „in beeindruckender architektonischer Qualität“ den cinematografischen Ruf Babelsbergs auf, hieß es von einem weiteren Ausschussmitglied. Alle Bauten hätten unterschiedlich geschwungene Formen und Überhänge. Andere Ausschussmitglieder reagierten skeptischer: So gebe es noch Debattenbedarf, gerade zu den städtebaulichen Prämissen des Entwurfs.
Die Frage des Wettbewerbs blieb noch offen. Man wolle sich im Bauausschuss am 31. August zum Verfahren verständigen, teilte ein Stadtsprecher mit. Zur Erinnerung: Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) hatte sich schon bei einem anderen Potsdamer Großprojekt eines weiteren Stararchitekten mit der Idee eines Architektenwettbewerbs nicht durchsetzen können – beim Raw-Digitalzentrum nahe des Hauptbahnhofs, dessen Bau gerade vorbereitet wird.
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