Neuer Plan für Potsdamer Medienstadt: Libeskind soll 66 Meter hohen Turm bauen
Star-Architekt Daniel Libeskind soll ein Hochhaus am Filmpark entwerfen. Die Stadt soll auf einen Wettbewerb verzichten. Doch die Pläne bekommen Gegenwind aus dem Rathaus und von Stadtverordneten.
Potsdam - Neben Filmpark und Studio Babelsberg soll eines von Potsdams höchsten Häusern gebaut werden. Den Entwurf für das Projekt soll der renommierte Architekt Daniel Libeskind liefern. Entsprechende Ideen stellte Filmpark-Chef Friedhelm Schatz am Dienstagabend im Bauausschuss den Stadtverordneten vor. Demnach könnte der Bau bis zu 66 Meter hoch sein und damit in etwa so hoch wie das Hotel Mercure.
Das Gremium beschäftigte sich in der Sitzung mit einer Mitteilung der Verwaltung unter dem Titel „aktuelle Projektvorstellung und Umgang im weiteren Verfahren“ mit dem dazugehörigen Bebauungsplan 119 für die Medienstadt, der derzeit aufgestellt wird. Dabei ging es um Änderungen an zwei Flächen: einer Fläche von Studio Babelsberg im Inneren der Medienstadt und eine größere Fläche an der Kreuzung von Großbeerenstraße und August-Bebel-Straße, die derzeit weitgehend brach liegt.
Filmpark-Chef Schatz hatte dazu im Ausschuss Rederecht. Die Medienstadt habe sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt, so Schatz. „Das Filetstück fehlt aber noch.“ Er habe Daniel Libeskind dafür gewonnen, sich diesem Projekt zu nähern. „Er hat Pläne gemacht und die sind hoch und groß.“ Das sei eine Chance ein bisschen Internationalität herein zu bekommen. „Wir haben jemand gefunden, der etwas für Potsdam Bedeutsames leisten kann.“ Schatz warb im Ausschuss dafür, auf einen Architektenwettbewerb zu verzichten.
Hinter dem Projekt steht nicht nur Schatz selbst, der das Grundstück wie berichtet bereits verkauft hat - und zwar an die KW Development des Potsdamers Jan Kretzschmar. Schatz und Kretzschmar haben schon andere Teile der Medienstadt gemeinsam entwickelt, beispielsweise die Wohn- und Geschäftshäuser am nördlichen Ende der Marlene-Dietrich-Allee und den Neubau für den Kostümfundus.
Gebäudemasse würde sich deutlich erhöhen
Wie das Bauwerk aussehen soll, wurde am Dienstag noch nicht verraten. Klar ist aber, dass es deutlich höher als alle anderen Gebäude in der Umgebung sein wird. Bisher seien für die Bebauung an der Stelle laut Entwurf des B-Plans 21 bis zu 23,50 Meter Höhe vorgesehen, wie die Verwaltung im Ausschuss erläuterte. Folge man den Vorstellungen von Schatz, kämen für eine Teilfläche im Innenbereich noch 43 Meter dazu. Da die bebaute Grundfläche gleich bliebe, würde für den Investor eine deutliche Steigerung der vermarktbaren Geschossfläche herausspringen. Anders als Schatz schlägt die Stadtverwaltung jedoch einen Wettbewerb vor.
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Die Reaktionen im Gremium waren gemischt. Einige sahen im Engagement von Libeskind eine Chance, andere beklagten den beabsichtigten Verzicht auf einen Wettbewerb. Schließlich einigte man sich, zunächst in der nächsten Sitzung im nichtöffentlichen Teil einen Blick auf den Entwurf zu werfen. Dafür hatten insbesondere Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) und Ralf Jäkel (Linke) geworben. „Wir müssen feststellen, ob eine hochwertige Idee gefunden wurde“, so Jäkel.
Bedenken wegen Gebäudehöhe
Saskia Hüneke (Grüne) äußerte sich skeptisch in Bezug auf die Bauhöhe. Man müsse die Fernwirkung untersuchen. Das geplante Gebäude sei doppelt so hoch wie das am RAW am Hauptbahnhof geplante. Steffen Pfrogner (Die Andere) sprach sich deutlich für einen Wettbewerb aus. Man müsse erst die städtebaulichen Ziele klären und dann die beste Lösung suchen.
Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) warnte vor einer vorschnellen Festlegung. „Wenn man mehr Baumassen haben will, braucht man dafür eine Begründung. Da sollten wir Argumente abwägen.“ Er würde sich jetzt noch nicht zutrauen, das einfach zu bewerten. Durch einen Wettbewerb würde das Projekt nicht zwangsläufig länger dauern.
Ganz überraschend mag der Vorstoß für einige Stadtpolitiker allerdings nicht gekommen sein. Nach PNN-Informationen haben bereits Vertreter mehrerer Fraktionen den Entwurf gesehen. Allerdings soll sich das Vorhaben noch in einem frühen Projektstadium befinden.
Der Name Libeskind hatte in Potsdam schon im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Damals hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ein Engagement von Libeskind ins Spiel gebracht, um ein Gebäude anstelle des Kirchenschiffs des Garnisonkirche zu errichten. Diesmal ist jedoch der Grundstückseigentümer mit an Bord.