Neuwahl Gemeindekirchenrat St. Peter und Paul: Nach AfD-Eklat soll wieder Ruhe einkehren
Nach Querelen um die Wahl eines AfD-Mannes hat sich die St.-Peter-und-Paul-Gemeinde in Potsdam neu aufgestellt - und einen neuen Pfarrgemeinderat bestimmt. Die Wahlbeteiligung dabei war deutlich höher als zuletzt.
Potsdam - Nach der umstrittenen Wahl eines damals noch führenden AfD-Mitglieds in den Pfarrgemeinderat der St.-Peter-und-Paul-Gemeinde haben sich die Potsdamer Katholiken neu aufgestellt – und für den aus Kamerun stammenden Potsdamer Edward Bello an der Spitze des ehrenamtlichen Gremiums votiert. Die Ergebnisse für die Neuwahl am vergangenen Wochenende teilte Propst Arnd Franke den PNN auf Anfrage mit. Er bestätigte dabei auf Nachfrage, dass AfD-Mitglieder oder -Sympathisanten diesmal nicht in den Gemeinderat gewählt worden, entweder weil sie nicht antraten oder nicht genügend Stimmen erzielten.
Vor einem Jahr gab es viel Unruhe in der Gemeinde
Nach dem Urnengang vor einem Jahr hatte es in der Gemeinde erhebliche Irritationen gegeben, weil der damalige Schatzmeister der als rechtsradikal geltenden AfD-Jugendorganisation Junge Alternative Brandenburg in das Gremium gewählt wurde. Diese Informationen lagen der Gemeinde bei der Wahl aber nicht vor, was danach für viel Unruhe sorgte. Auch mit Blick auf die Linie der Kirchenspitze, die eine klare Haltung gegen Rechtsnationalismus fordert. In der Folge hatte Propst Arnd Franke die Neuwahl des Kirchenrats beantragt. Die Atmosphäre in der insgesamt 7000 Mitglieder starken Gemeinde sei zunehmend von Anfeindungen und gegenseitigem Misstrauen geprägt, begründete er den Schritt damals.
Das Vorgehen hat für mehr Wähler gesorgt. 2019 wurden noch 320 Stimmen abgegeben, jetzt waren es 468. Franke sagte, auch die Briefwahl sei möglich gewesen. Die deutlich höhere Wahlbeteiligung trotz Corona nannte er „bemerkenswert und ermutigend“. Ferner hätten sich doppelt so viele Gemeindemitglieder als Kandidaten zur Wahl gestellt, als Plätze in dem Gremium vorhanden seien.
Mehr Transparenz
Für die angestrebte größere Transparenz vor der Wahl hätten sich erstmals alle Kandidaten mit Foto und Steckbrief in einer Wahlzeitung vorgestellt. Zweimal habe es persönliche Kandidatenvorstellungen und Fragestunden nach Gottesdiensten gegeben. Zugleich habe man auf digitale Kommunikationskanäle wie den Gottesdienstbesuch per Livestream, wöchentliche Newsletter oder die Internetseite zurückgegriffen. „Kontakt zu älteren Gemeindemitgliedern wurde über Besuche, Telefonpatenschaften und auf dem Postweg ermöglicht.“ Der neu gewählte Pfarrgemeinderat vertritt zukünftig repräsentativ die Anliegen der 7000 Mitglieder umfassenden Gemeinde. Man wolle unter anderem für ein interreligiöses und interkulturelles Miteinander stehen, sagte Franke.
Bello sagte, ihn habe das Ergebnis und das damit gezeigte Vertrauen der Gemeinde überrascht – er bekam 283 Stimmen, also mehr als die Hälfte der Voten. Er ist Projektentwickler und Gründer des Potsdamer Kinderhilfsvereins Children’s Rights Group International. Bello sagte: „Wir werden uns zusammensetzen und über die besten Ideen für unsere Gemeinde reden.“
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