PNN-Olympiaserie "Rio ruft" - die Potsdamer Teilnehmer: Mit 17 Jahren bereits ein Olympionike
Der Potsdamer Sportschüler Johannes Hintze springt bei den Sommerspielen ins Schwimmbecken von Rio. Dort hat er den Junioren-Weltrekord über 400 Meter Lagen im Visier. Und langfristig gesehen, peilt er einen ganz großen Coup an.
Ein klein wenig olympisches Flair erlebte Johannes Hintze bereits vor einem Jahr. Damals nahm der Schwimmer des Potsdamer SV am European Youth Olympic Festival in Tiflis teil. Quasi Sommerspiele für die besten Nachwuchssportler des europäischen Kontinents. Einmal Gold und viermal Silber gewann er beim sogenannten „EYOF“, das für ihn hochemotional begann. Zur Eröffnungsfeier durfte der Schüler, der als eine der größten deutschen Sporthoffnungen gehandelt wird, die schwarz-rot-goldene Fahne ins Stadion tragen. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, sagt Johannes Hintze, dessen Erfahrungsschatz nun – ein Jahr später – um das allergrößte Erlebnis für einen Sportler erweitert wird: Teilnahme bei Olympia.
Zur Auftaktzeremonie am 5. August wird er diesmal aber nicht gehen. Schließlich tritt Hintze bereits tags darauf zu seinem Rennen in Rio, den 400 Metern Lagen, an. Und das macht er im Alter von dann gerade einmal 17 Jahren und 32 Tagen, womit der aus Brandenburg an der Havel stammende und 2011 nach Potsdam gekommene Athlet zu Deutschlands jüngsten Männer-Olympioniken aller Zeiten gehört. Nachdem er Anfang Juni die Qualifikation perfekt gemacht hatte, erzählt der Youngster, habe er den Moment kurze Zeit genossen und sich dann voller Ehrgeiz gesagt: „Hey, jetzt geht es aber weiter. Ich möchte mich komplett auf das Training fokussieren, um in Rio nicht nur dabei zu sein und das Feeling kennenzulernen, sondern um dort auch meine bestmögliche Leistung zeigen zu können.“ Seine persönliche Top-Zeit von 4:14,72 Minuten – aufgestellt im Mai bei der deutschen Meisterschaft, als er Silber gewann – solle unterboten werden. Was in der Konsequenz bedeutet, dass Hintze einen Angriff auf den Junioren-Weltrekord, der aktuell nur 65 Hundertstelsekunden schneller als sein eigener Wert ist, startet.
Aufgrund seiner Vielseitigkeit glänzt Hintze besonders in der Disziplin Lagen
Knackt er ihn, wäre es die erste globale Bestmarke, die in seinen Besitz käme. In den deutschen Altersklassenrekordlisten ist der Name Johannes Hintze hingegen schon lange vermerkt. Und zwar reichlich. Momentan 43-mal, verteilt über alle Stilarten. „Die Vielseitigkeit ist eine große Stärke von ihm“, sagt Norbert Warnatzsch, der das Talent gemeinsam mit Thomas Luckau am Luftschiffhafen trainiert. Schmetterling, Rücken, Brust und Kraul – all das beherrscht Hintze hervorragend, weshalb er in der Disziplin Lagen, die die vier Teilelemente verbindet, eben besonders glänzt. Vor allem auf der 400-Meter-Strecke.
Diese ist hart, anspruchsvoll – sowie sehr trainingsintensiv. Dass der Potsdamer bereits in so jungen Jahren ein derart hohes Niveau erreicht hat, ist daher schlichtweg absolut außergewöhnlich. Doch Coach Warnatzsch betont: „Wir haben Johannes nicht auf Teufel komm raus im Hinblick auf Rio trainieren lassen, sondern verfolgen einen sorgfältigen Aufbau. Wir haben uns noch viel Steigerungspotenzial gelassen.“ Etwa in Sachen Krafttraining. Bislang sei das nicht mit Stemmen dicker Gewichte forciert worden. Der athletische und gut definierte 1,93 Meter große Körper des Jugendlichen ist lediglich das Produkt der vielen Stunden im Wasser und funktioneller Übungen an Land.
„Ich möchte bei Olympischen Spielen ganz oben auf dem Treppchen stehen“
Wenn Norbert Warnatzsch über diese Trainingsarbeit mit seinem Schützling spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Er schätzt dessen gute Einstellung, seine Intelligenz und das starke Bewegungsgefühl. Letzteres verdankt Johannes Hintze unter anderem seinem familiären Umfeld. „Ich hatte schon als Kind einen riesigen Drang, aktiv sein zu wollen. Meine Opas und meine Eltern haben mir immer viele verschiedene Möglichkeiten zum Sport machen geboten“, erklärt der Sohn einer ehemaligen Leichtathletin und eines früheren Schwimmers.
Beide waren einst – wie nun auch ihr Filius – an der Potsdamer Sportschule. Papa Hintze drückte damals die Schulbank zusammen mit Uwe Daßler, dem bislang einzigen Schwimm-Olympiasieger aus der brandenburgischen Landeshauptstadt. Dass er künftig als weiterer hinzukommt, hat sich Johannes Hintze selbstbewusst zum Ziel gesetzt. Er sagt entschlossen: „Ich möchte bei Olympischen Spielen ganz oben auf dem Treppchen stehen.“ Rio ist dafür natürlich noch kein Thema, aber Tokio 2020 und die Spiele 2024.
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