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Gymnasiasten in Potsdam (Symbolbild)
© Ottmar Winter

Was Potsdams Schulpläne bedeuten: Mehr als 280 Millionen Euro für Bildung

Die Stadtverordneten haben die Planungen für den Kita- und Schulbereich beschlossen. Die PNN beantworten wichtige Fragen, was dies für die Potsdamer bedeutet

Potsdam - Ein neues Gymnasium ab 2022, weitere Provisorien mit Übergangsstandorten für Grundschulen und weiterführende Schulen, mehr Sporthallen für Potsdamer – und zunächst sechs kommunale Kitas: Das sind zentrale Punkte des ersten gemeinsamen Kita- und Schulentwicklungsplans von Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos), den die Stadtverordneten jüngst nach wochenlanger Debatte mit breiter Mehrheit beschlossen haben

Es geht bis 2030 um Neubauten mit einem Investitionsvolumen von mehr als 280 Millionen Euro, um den Bedarf in der wachsenden Stadt zu decken. Dazu kommen Millionenausgaben für anstehende Sanierungen. Ein Überblick.

Neuer Schulstandort. An der Pappelallee sollen künftig Schüler lernen.
Neuer Schulstandort. An der Pappelallee sollen künftig Schüler lernen.
© A. Klaer

Wird es für Schüler einfacher, einen Gymnasialplatz zu erhalten?

Kurzfristig ja, dauerhaft wohl nicht. Demnach soll das neue Gymnasium für den Potsdamer Norden schon Mitte nächsten Jahres und nicht erst zwei Jahre später starten – und damit helfen, den wachsenden Bedarf für diese Schulform zu decken. Der frühere Start ist durch den nun auch schon für Mitte 2022 angestrebten Umzug der derzeit in Unterrichtscontainern an der Esplanade untergebrachten Gesamtschule „Am Schloss“ in das Oberstufenzentrum (OSZ) an der Jägerallee möglich. Die Schulcontainer sollen dann zum Übergangsquartier des Gymnasiums werden, bevor Mitte 2027 der geplante Festbau für diese vierzügige Schule am Standort Pappelallee/ Reiherweg fertiggestellt ist. 

Allerdings weist die Opposition auf ein langfristiges Problem hin – denn trotz des abgesagten Umzugs der Schule „Am Schloss“ soll in dem umstrittenen Entwicklungsgebiet Krampnitz auch weiter eine bis zu fünfzügige Gesamtschule errichtet werden – und zwar laut Beschluss bis Mitte 2029, was zwei bis drei Jahre später wäre als bisher vorgesehen. Damit drohe nun langfristig ein Überangebot an Gesamtschulplätzen, warnte CDU-Mann Viehrig. Das könne dafür sorgen, dass ab dem Jahr 2025 eine solche Schule zur Oberschule umgewandelt werde, wenn nicht genügend Schüler diese anwählen wollen. 

Und bisher ist eben nur noch ein weiteres Gymnasium geplant. Das soll im Stadtteil Schlaatz entstehen, am jetzigen Standort der Förderschule am Nuthetal, die 2028 nach Waldstadt umziehen soll. Zu den Hausaufgaben von Aubel gehört es nun, das Problem fehlender Gymnasialplätze zu lösen – und auch generell Platz für neue Schulen zu finden. 

So hatte die Dezernentin beispielsweise am Standort Birnenplantage in Neu Fahrland bis Mitte 2029 ein weiteres vierzügiges Gymnasium errichten wollen. Das ist nach verbalem Widerstand aus dem Ortsteil gestrichen. Nun soll ihr Dezernat für den Potsdamer Norden eine weitere Potenzialfläche für einen solchen weiterführenden Schulstandort sichern.

Auch politisch ist der Einsatz für Gymnasien nicht leicht: Zwar hatte nicht zuletzt immer wieder das Schulamt mehr Gymnasialplätze für die Zukunft angemahnt. Doch hatte die Debatte um den Schulentwicklungsplan gezeigt, dass zumindest Linke und Grüne in der rot-grün- roten Rathauskooperation aus prinzipiellen bildungspolitischen Gründen deutliche Vorbehalte gegen weitere Gymnasien haben – während viele andere Stadtverordnete den Respekt vor dem Anwahlverhalten der Eltern und Schüler betonten.

Zukunft ungewiss. Das Oberstufenzentrum 1 (OSZ I) in der Jägerallee.
Zukunft ungewiss. Das Oberstufenzentrum 1 (OSZ I) in der Jägerallee.
© Andreas Klaer

Was wird mit dem Oberstufenzentrum I?

Das ist ungewiss. Fakt ist aber laut Dezernentin Aubel, dass das OSZ I und die Gesamtschule „Am Schloss“ dauerhaft nicht gemeinsam am Standort Jägerallee untergebracht werden können, allein aus Platzgründen. Vielleicht sei aber zumindest der Erhalt von bis zu zwei Ausbildungsgängen in einer „friedlichen Koexistenz“ zwischen OSZ und Gesamtschule möglich, sagte Aubel bereits am Dienstag im Bildungsausschuss. 

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Dort warnte OSZ-Direktor Larsen Hähle, die von der Politik versprochene Verlagerung von Bildungsgängen laufe auf eine Zersplitterung oder Auflösung des OSZ hinaus. Es gehe um rund 900 Schulplätze, zum Beispiel für angehende Tischler, Maurer, Maler oder Kosmetiker. Ebenso engagiere man sich in der Berufsausbildungsvorbereitung und der Arbeit mit Flüchtlingen. Der Preis, dies alles am Standort aufzugeben, sei „zu hoch“. Gerade teuer aufgebaute Fachkabinette abzubauen wäre „Wahnsinn“, so Hähle. Heftige Kritik hatte es aus der Wirtschaft gegeben – mit Blick auf den Fachkräftemangel. So schaffe Potsdam ein Übergewicht bei den akademischen Bildungsgängen, so ein Argument. 

Laut Beschluss soll Dezernentin Aubel für das OSZ mit zuletzt rückläufigen Schülerzahlen nun „verschiedene Szenarien“ prüfen – wie den Umzug in andere Oberstufenzentren, in den geplanten Schulcampus in Waldstadt-Süd oder notfalls auch die Verlagerung von Ausbildungsgängen in andere Landkreise.

CDU-Politiker Clemens Viehrig
CDU-Politiker Clemens Viehrig
© CDU Potsdam

Wie profitieren Potsdamer ohne Schulkinder von den Plänen?

Möglicherweise gibt es bald mehr öffentliche Räume für Sport und Stadtteilangebote. Denn ein weiteres und von der Rathauskooperation sowie der Fraktion Die Andere verankertes Markenzeichen des Plans ist es, dass sich Schulen mehr für die Potsdamer öffnen sollen. Hier soll die Verwaltung einen Plan für die schrittweise Öffnung weiterer Schulhöfe für Kinder und Jugendliche vorlegen. Und gerade auch an den Standorten OSZ und Pappelallee sind laut Antrag ausdrücklich öffentliche Angebote vorgesehen. 

So seien am Pappelallee-Gymnasium rund 300 Quadratmeter Räumlichkeiten für die Stadtteilarbeit im Bornstedter Feld einzuplanen, auch Aula und Sportanlagen sollen außerhalb der Schulzeit nutzbar sein. Von einer neuen Ein-Feld-Halle für Schule und Öffentlichkeit ist ebenfalls die Rede – so ein Bau ist laut Antrag übrigens auch für das OSZ-Areal geplant. Ähnliches ist für Krampnitz vorgesehen.

Bildungsbeigeordnete Noosha Aubel
Bildungsbeigeordnete Noosha Aubel
© Ottmar Winter PNN

Welche besonderen Schulen sind geplant?

Einige. So soll Aubel laut dem Kompromiss mit der Universität Potsdam und dem Land das Projekt „Universitätsschule“ stemmen – dort sollen Lehramtsstudenten und junge Lehrer neue und möglichst innovative Unterrichtsmethoden anbieten. Den Bedarf dafür hatte das Schulamt angezweifelt, eingesetzt dafür hatte sich vor allem die SPD. 

Unter der Kategorie Modellversuch steht auch der Plan der Politik, eine eigenständige Klinikschule für Kinder und Jugendliche mit psychischen und psychiatrischen Erkrankungen zu etablieren. Derzeit werde in Potsdam bereits eine Kapazität von 55 solcher Plätze benötigt, dies werde künftig auf bis zu 80 ansteigen, heißt es in der Begründung. 

Ferner soll Aubel gerade nach dem Willen der SPD eine Planung für eine zusätzliche Modulanlage zur schulischen Nutzung im Potsdamer Süden erarbeiten. Dieses Ausweichquartier soll zum Zuge kommen, wenn andere Schulen saniert werden. 

So haben die Sozialdemokraten auch eine Komplettsanierung der Weidenhof-Grundschule am Schlaatz sowie der Montessori-Oberschule in Potsdam bis 2026 festgelegt. Auch sei mit der kommunalen Bauholding Pro Potsdam eine Planung für die Sanierung der Elite-Sportschule am Luftschiffhafen zu erarbeiten, was laut einer Studie bis zu 23,6 Millionen Euro kosten dürfte.

Welche weiteren Schulen werden gebaut?

Mehrere. Bekannt sind bereits die umstrittenen Planungen für den Waldstadt-Campus, dort soll ab 2026 eine Gesamtschule mit bis zu sechs Zügen entstehen, also mit rund 1000 Schülern. Allerdings ist unklar, ob das gelingt, Umweltschützer haben wegen der Eingriffe in den Wald vor Ort bereits mit Klagen gedroht. 

Schon im Sommer soll eine dreizügige Grundschule für die Teltower Vorstadt an den Start gehen – und zwar zunächst in den Räumen der Grundschule am Humboldtring. Ab Winter kann diese in einen Übergangsbau an ihrem Standort Heinrich-Mann-Allee ziehen, 2025 soll dann für diese Schule ein Massivbau fertig sein. 

Erweiterungen ohne Provisorien gibt es aber auch: So soll die Regenbogengrundschule in Fahrland ab Sommer dauerhaft auf drei Züge wachsen, für die Grundschule am Humboldtring ist das im Sommer 2023 geplant.

Was für Vorteile bringt das neue Konzept bei der Kita-Planung?

Einmal soll der Plan dafür sorgen, dass künftig die Schul- und Kitaplanung parallel läuft – und eine Schule der unteren Jahrgänge nicht ohne notwendigen Hort geplant wird. Mit dem Beschluss wird Potsdam ferner ab 2022 nach vielen Jahren wieder eigene kommunale Kitas betreiben. Der Plan nennt dafür sechs konkrete Standorte, insgesamt plant die Stadt zwölf eigene Häuser. 

Als Erstes soll schon nächstes Jahr eine städtische Kita am Bornstedter Feld an der Georg-Hermann-Allee öffnen. Ferner soll ab 2023 der Hort für die ab 2023 geplante Filmpark-Grundschule kommunal betrieben werden. Bisher hat Potsdam ausschließlich auf private Träger gesetzt – deren Vertreter hatten Kritik an den Plänen für kommunale Kitas geübt, unter anderem weil die Stadtverwaltung schon jetzt überfordert in der Zusammenarbeit mit den Trägern wirke und Probleme haben werde, Personal zu finden. 

Dezernentin Aubel hingegen will, dass das Rathaus im Kitabereich wieder über eigenes Knowhow verfüge. Die Stadt beschreibt in ihrem Kitaplan auch größere Probleme: Gerade in Babelsberg-Süd bestehe „eine starke Unterversorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen“, es gehe um Platz für bis zu 350 Kinder. Wie das gelöst werden soll, bleibt unklar – hier muss nachgearbeitet werden. Insgesamt spricht Aubel von 19 privaten und kommunalen Kitas in den nächsten Jahren.

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