Potsdamer Schwimmsport: Macht dicht, weil undicht
Unschöne Erinnerungen werden wach: Wie bereits 2013/14 muss die Schwimmhalle im Luftschiffhafen wegen aufwendiger Sanierungsarbeiten mehrere Monate schließen. Diesmal sogar noch länger. Die Reparaturen werden kostspielig und bei den Vereinen wachsen die Sorgen.
Das klingt wie ein Déjà-vu: Die Schwimmhalle am Luftschiffhafen muss geschlossen werden. Ab den Sommerferien wird die Sportstätte wegen dringender Sanierungsarbeiten bis voraussichtlich Ende März 2019 trockengelegt. Grund: Die Überlaufrinne am Beckenrand war undicht, sodass Wasser zwischen das Nirosta-Becken und den Hohlraum drang, was erhebliche Feuchtigkeitsschäden verursachte.
Um weitere Schäden dauerhaft zu vermeiden, sind umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen notwendig. Dazu zählt nach Informationen der Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage eine qualifizierte Bauwerkstrocknung im Technikgang und am Hohlraum zwischen Beckenrohbau und Beckenauskleidung sowie eine fachgerechte Betoninstandsetzung im Technikgang zur Wiederherstellung des Korrosionsschutzes. Der komplette Fußbodenaufbau wird erneuert und die Betonbauteile im Technikgang werden überarbeitet.
Sanierung kostet voraussichtlich 1,1 Millionen Euro
Für die Sanierung sind nach derzeitigem Kenntnisstand 1,1 Millionen Euro veranschlagt. Im Haushalt 2018 der Landeshauptstadt sind 845.000 Euro eingeplant. Dieser soll in der Stadtverordnetenversammlung im März oder April beschlossen werden. Die restlichen Kosten sollen in der Haushaltplanung für 2019 verankert werden.
Unschöne Erinnerungen werden wach: Im Dezember 2013 mussten Schwimm- und Leichtathletikhalle im Sportpark Luftschiffhafen quasi über Nacht geschlossen werden. Wegen unzureichender Bauausführungen bei Sanierungsarbeiten unter anderem der Dächer war die Gebäudestatik gefährdet. Für fünf Millionen Euro wurden die Schäden und Mängel beseitigt. Sechs Monate war die Schwimmhalle damals geschlossen. Vereine und Hunderte Sportler saßen buchstäblich zunächst auf dem Trockenen, ehe alternative Trainingsstätten gefunden, deren Belegung und Nutzungszeiten koordiniert waren. Neben der Schwimmhalle am Brauhausberg nutzten Schwimmer und Triathleten die Möglichkeiten der Bundeswehr in Geltow oder fuhren nach Brandenburg an der Havel oder Ludwigsfelde. Nicht nur, dass für extra Wege und Personal Mehrkosten entstanden, von denen die Stadt den Vereinen 53.000 Euro erstattete. Das viel größere Problem war der Mitgliederschwund: Dem OSC Potsdam gingen in seiner Schwimm- und Triathlonabteilung die Aktiven und somit auch deren finanzielle Beiträge verloren. Von damals fast 1.000 Mitgliedern des Potsdamer Schwimmvereins (PSV) im OSC hatten 350 ihren Austritt erklärt. Inzwischen hat der PSV wieder annähernd 800 Mitglieder erreicht.
Planung alternativer Trainingsmöglichkeiten laufen
Diesmal laufen die Absprachen zwischen den Beteiligten, lange bevor die Bauarbeiten beginnen. „Es hat bereits Ende 2017 eine Beratung mit den wesentlichen Institutionen und Stellvertretern der Vereine mit dem Stadtsportbund stattgefunden“, sagt Rathaussprecher Jan Brunzlow. Wie bei vorangegangenen Schließungen werde erwogen, dass Leistungssportler außerhalb von Potsdam in Form von Trainingslagern in den Sportschulen in Lindow oder Kienbaum trainieren.
Was jedoch nicht so einfach sein dürfte, denn die Sportschulen – vor allem Lindow als gern genutzte Anlage für leistungsorientierte Freizeitsportvereine – sind lange im Voraus gebucht. „Zudem ist es eine Kostenfrage“, sagt Dörte Paschke, Lehrertrainerin der paralympischen Schwimmer an der Potsdamer Sportschule. Und gerade für diese Klientel mit einer eingeschränkten Mobilität sei es eine enorme Herausforderung, den erhöhten Aufwand an Wegen und Zeit zu gewährleisten.
"In der Not muss dann eben zusammengerückt werden"
Auch PSV-Vorsitzender Michael Prenz nennt die erneute Hallenschließung „extrem ärgerlich und problematisch, aber nicht zu ändern“. Jetzt werde gerade alles dafür getan, die Wasserzeiten für die Aktiven möglichst analog woanders sicherzustellen. „In der Not muss dann eben zusammengerückt und mit zehn statt fünf Leuten auf einer Bahn geschwommen werden.“ Doch hat Prenz Sorge, dass es wieder Abmeldungen geben werde.
Schwimm-Stützpunkttrainer Jörg Hoffmann wertet es als „positiv, dass wir diesmal genug Vorlauf haben, um alles durchzuplanen“. Er sei relativ entspannt. „Schon bei der Schließung vor vier Jahren wurde das ja im Großen und Ganzen gut gelöst mit dem Bad am Brauhausberg und der Kaserne in Geltow. Ich bin guter Hoffnung, dass wir das diesmal ähnlich hinbekommen“, meint Hoffmann.
OSC-Triathleten üben Kritik an bisheriger Kommunikation
Ganz andere Erfahrungen haben bei der Schließung 2013/14 die Triathleten vom Zeppelin-Team im OSC gemacht. „Damals wurden wir als Abteilung komplett vergessen“, erinnert sich Vereinschef André Rasch. Und auch diesmal hätten sie eher beiläufig von der geplanten Hallenschließung erfahren, moniert Rasch sowohl die Informationspolitik der Luftschiffhafen GmbH als auch des eigenen Trägervereins OSC. „Die Kommunikation ist schwach“, tadelt Rasch. Dabei seien Transparenz und Absprachen wichtig, um eine Austrittswelle im Zeppelin-Team zu verhindern. Dass Mitglieder verloren gehen, hält Rasch für eine berechtigte Befürchtung. 100 Mitglieder zählt der Verein, für die die aktuell fünf Schwimmzeiten in der Halle nicht nur ein wichtiger Trainingsbestandteil sind, sondern auch eine wichtige Kommunikationsschnittstelle. „Ich hoffe, dass man uns frühzeitig einen Ansprechpartner und Koordinator bestimmt“, so Rasch.
Laut Rathaussprecher Brunzlow sind für Ende Januar weitergehende Gespräche zum Interimsbelegungsplan für alternative Schwimmstätten während der neunmonatigen Sanierungszeit verabredet. Zu klären sein wird auch eine Lösung für die Sportstudenten der Universität Potsdam, die im Rahmen ihres Studiums die Schwimmhalle im Luftschiffhafen nutzen.
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