US-Star-Architekt in Potsdam: Libeskind will Ideen für die Garnisonkirche entwerfen
Es könnte Bewegung in den jahrelangen Streit um die Garnisonkirche bringen: Der Stararchitekt Daniel Libeskind will sich mit seinen Ideen an dem Projekt beteiligen. Potsdams Oberbürgermeister Schubert hat Libeskind für die Mitarbeit gewinnen können.
Potsdam - Für Potsdam ist es ein Coup: Der amerikanische Stararchitekt Daniel Libeskind will sich beim umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche mit seinen gestalterischen Ideen beteiligen. Das verkündete Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Mittwochabend vor Stadtverordneten im Hauptausschuss.
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Man wolle nun mit Libeskind gemeinsam prüfen, „ob und inwieweit es sinnvoll und möglich ist“, vorhandene Ideen und Nutzungen zum neuen Turm der Garnisonkirche und des benachbarten Künstlerhauses Rechenzentrum „mit einer verbindenden Idee für das ehemalige Kirchenschiff zu ergänzen“, sagte Schubert. Das habe man auch in einem – mit der Stiftung und der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche – abgestimmten Schreiben an Libeskind deutlich gemacht, unter der programmatischen Überschrift „Brüche zeigen, Brücken bauen“. Demnach soll der Architekt nun nach Potsdam zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen werden.
Libeskind hat familiäre Verbindungen nach Potsdam
Libeskind, geboren 1946 im polnischen Lódz, gilt als einer der wichtigsten Architekten der Moderne und hat schon mehrere große Kultureinrichtungen entworfen, etwa das das Denver Art Museum oder das Imperial War Museum in Manchester. Viele seiner nicht immer unumstrittenen Projekte, wie zum Beispiel der Umbau des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden, symbolisieren auch Brüche mit der Geschichte der jeweiligen Gebäude – in Dresden etwa entwarf Libeskind einen keilförmigen Einbau für das Ex-Armeegebäude.
Die Stadt Potsdam kennt Libeskind schon länger: Sein Sohn arbeitet hier als Astrophysiker. Schubert sagte im Ausschuss, es freue ihn sehr, dass es gelungen sei, den Architekten für das Projekt zu begeistern. Es handele sich um einen der städtebaulich spannendsten Orte Deutschlands, warb Schubert.
Erster Kontakt bereits im Februar
Demnach sind der Rathauschef und Libeskind bereits im Februar bei einem gemeinsamen Termin in Potsdam auch auf das Projekt zu sprechen gekommen. Der Architekt habe sich dann Bilder von beiden Gebäuden angesehen und habe erneut den Kontakt mit ihm gesucht, so Schubert. Schließlich habe es auch eine schriftliche Offerte aus seinem Büro in New York gegeben, sich mit einer „gestalterischen Idee“ bei dem Projekt zu beteiligen und in die Debatte einzusteigen.
Auch Libeskind könne sich den Erhalt des Rechenzentrums vorstellen, so Schubert. Dieses sollte eigentlich nach 2023 abgerissen werden. Ein Teil des DDR-Baus steht auf dem ehemaligen Grundriss des Schiffs der Garnisonkirche und gehört der Stiftung für den Wiederaufbau, welcher von der Bundesregierung derzeit bereits mit rund 20 Millionen Euro als Projekt nationaler Bedeutung gefördert wird.
Auch die Evangelische Kirche unterstützt den Bau, hatte aber stets auch einen Bruch mit der Geschichte gefordert. Ferner hatte der Bund bereits 750.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zum Aufbau des Kirchenschiffs in Aussicht gestellt.
Der Architekt kann Bewegung in jahrelangen Streit bringen
Mit der Offerte von Libeskind kann nach Schuberts Worten weitere Bewegung in den jahrelang verhärteten Streit um die Garnisonkirche kommen. So würden Stiftung und Fördergesellschaft deutlich und gemeinsam für das Kirchenschiff die Notwendigkeit eines äußerlich sichtbaren Bruchs mit der Geschichte der einstigen Militärkirche bekunden, sagte Schubert. Kritiker sehen das 1968 gesprengte Bauwerk als Symbol des preußischen Militarismus und des NS-Regimes. Befürworter betonen vor allem die Bedeutung für das Stadtbild. Die Stiftung und die Fördergesellschaft wollen den neuen Garnisonkirchturm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.
In der Debatte hatten sich zuletzt die Stadtverordneten gegen den Wunsch von der CDU für einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau des Kirchenschiffs gestellt – was angesichts von Libeskinds Architektursprache ohnehin unmöglich scheint. Schubert sagte, es handele sich mit Libeskinds Offerte aber nicht um eine Vorfestlegung. Für das Projekt sei es dennoch ein wichtiges Signal.
Daneben hatten die Stadtverordneten auf Anregung von Schubert auch ein mehrstufiges Verfahren beschlossen, mit dem zunächst die inhaltliche Arbeit vor Ort geklärt werden soll. Hierzu wolle er im August weitere Verhandlungen mit allen Beteiligten führen, sagte Schubert auf PNN-Nachfrage: Dies Gespräche würde man nun mit der Offerte von Libeskind ergänzen.