Brauhausberg in Potsdam: Letzter Aufruf für das Minsk
Nur einer der 31 Bieter für die Brauhausberg-Grundstücke will das einstige Terrassenrestaurant auf dem Brauhausberg erhalten. Dabei haben die Stadtverordneten beschlossen, den Erhalt des DDR-Baus zu favorisieren.
Potsdam - Wird das Haus noch einmal wach geküsst? Oder kommt die Abrissbirne? Wenn es nach dem Architekten Falco Herrmann geht, hat für das einstige Terrassenrestaurant Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg noch lange nicht das letzte Stündlein geschlagen. Dem 1977 eröffneten und in den 1990er-Jahren wieder geschlossenen Haus, das mittlerweile völlig heruntergekommen ist, möchte Herrmann gemeinsam mit einigen Mitstreitern neues Leben einhauchen. Unter dem Namen „(re)vive minsk“ hat sich die Gruppe Gleichgesinnter im Rahmen einer Ausschreibung, deren Angebotsfrist kürzlich zu Ende gegangen ist, für das Areal beworben.
Die Minsk-Freunde um Herrmann wollen eine Baugemeinschaft gründen und in das frühere Restaurant Eigentumswohnungen hineinbauen. „Unsere Planung sieht vor, dass es elf Wohnungen sind“, sagt der Potsdamer Falco Herrmann, der als Architekt in einem Berliner Büro arbeitet. Zum Teil könnten zweigeschossige Maisonettewohnungen entstehen. Also viel Platz für Familien. Die Grundrisse seien aber noch veränderbar. Die großen Wohnungen „kann man auch noch einmal teilen“, erklärt der Architekt. Im Foyer des einstigen Restaurants Minsk soll nach den Vorstellungen der Gruppe ein Café eingerichtet werden.
Überraschung für die Stadt: Investor unterbreitet ein Angebot über 27 Millionen Euro
Wie berichtet haben sich nach Angaben der Stadtwerke, denen mehrere Grundstücke am Brauhausberg – unter anderem das des Minsk – gehören, auf die von der Pro Potsdam durchgeführte Ausschreibung hin 31 Interessenten beworben. Insgesamt geht es um ein großes Areal südlich der Max-Planck-Straße. Dort befinden sich heute die frühere Schwimmhalle und eben das Minsk. Für die Ausschreibung wurde das Gelände in drei Lose aufgeteilt. Interessenten konnten bis zum 29. November ihre Angebote abgeben. Herrmann und seine Mitstreiter von „(re)vive minsk“ haben sich für Los zwei beworben – also das Gelände des Minsk inklusive größerer Freiflächen ringsherum. Auch ein Bunker, der bis ins Jahr 2004 als Lager für den Katastrophenschutz genutzt wurde, gehört dazu. Welchen Preis die Gruppe geboten hat, will Herrmann nicht sagen.
Der Preis könnte denn auch der Knackpunkt an der Sache werden. Wie viel Geld die Mitbewerber jeweils geboten haben, ist öffentlich nicht bekannt. Nach PNN-Informationen hat jedoch einer der 31 Interessenten rund 27 Millionen Euro für das Gesamtpaket am Brauhausberg geboten – unter der Bedingung, dass das Minsk abgerissen wird, um auch dort Wohnungen zu bauen. Im Exposé hatte die Pro Potsdam noch eine deutlich geringere Kaufpreiserwartung angegeben: Für alle drei Lose zusammen nur 8,7 Millionen, für das Minsk-Grundstück erwartete man 2,45 Millionen Euro. Käme die Gruppe um Falco Herrmann beim Los zwei zum Zuge, würden immerhin die Abrisskosten für das Minsk entfallen. Da die Stadtwerke laut Exposé bereit sind, zur Vorbereitung einer künftigen Bebauung das Minsk auf eigene Kosten abzureißen, aber „(re)vive minsk“ das Haus gar nicht beseitigen will, dürfte diese Ersparnis von Abrisskosten mit in die wirtschaftliche Bewertung des Angebots einfließen. Viele Mitbewerber hingegen sehen mit ihren Plänen vermutlich den Abriss des Hauses vor, weil das Grundstück dann baulich stärker ausgenutzt werden könnte.
Architekt lobt das Minsk: "absolut erhaltenswert"
Was die anderen Bewerber detailliert vorhaben, darüber kann man im Moment nur spekulieren. Während Herrmann die Öffentlichkeit gesucht hat, schweigen andere zu ihren Plänen – was in einem solchen Verfahren nichts Ungewöhnliches ist. Bei dem gewählten Prozedere handelt es sich den Unterlagen zufolge um einen Verkauf gegen Höchstgebot. Allerdings teilten die Stadtwerke kürzlich mit, dass auch „die Überlegungen der Interessenten zur Nutzung“ mit in die Bewertung der Angebote eingehen würden. Wann über den Zuschlag entschieden wird, ist unklar. Auf eine entsprechende PNN-Anfrage antworteten die Stadtwerke ausweichend: Der Bewertungsprozess laufe noch.
Sollte „(re)vive minsk“ tatsächlich eines Tages Wohnungen ins alte Restaurant hineinbauen, so würde das Gebäude komplett umgestaltet werden müssen. Nur der Rohbau und sehr viele Fassadenbereiche könnten bleiben, sagt Herrmann. Die vorhandene Architektur wolle man „gestalterisch aufnehmen“. Der Architekt lobt das Gebäude, es sei „absolut erhaltenswert“. Die komplette Baugemeinschaft, die das Projekt stemmen soll, habe man zwar noch nicht zusammen, aber um einen festen Kern von Leuten herum gebe es bereits eine Reihe von Interessenten.
Das „Potsdam“ gibt es in Minsk noch heute, allerdings hat es seinen Namen geändert
Zu DDR-Zeiten war das Minsk ein vergleichsweise teures Restaurant. Zum 60. Jahrestag der Oktoberrevolution wurde es 1977 eingeweiht. Da hatte das Restaurant 90 Plätze, zudem gab es eine Bar mit 35 Plätzen sowie ein Selbstbedienungsrestaurant. Vis-à-vis der Schwimmhalle war außerdem ein Imbiss eingerichtet worden. Diese Details hat jüngst der Potsdamer Historiker Thomas Wernicke vom Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte recherchiert.
Seine Forschungen zeigen auch, wie eng die Geschichte des vom Architekten Karl-Heinz Birkholz gestalteten Hauses mit der namensgebenden Stadt in Weißrussland verbunden ist. Demnach hatte es seit Ende der 1960er-Jahre auf Funktionärsebene Kontakte zwischen Minsk und Potsdam gegeben, aus denen heraus schließlich die Idee geboren wurde, in Potsdam das Restaurant Minsk zu bauen – und in Minsk eine Gaststätte namens Potsdam. Beides wurde in den 1970er-Jahren dann tatsächlich realisiert. Das „Potsdam“ gibt es in Minsk noch heute, allerdings hat es seinen Namen geändert und heißt jetzt Grand Café. H. Catenhusen
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