Offene Gefahr: Minsk-Ruine nach Todesfall ungesichert
Der Ort, an dem es früher Kaffee und Kuchen gab, ist zum Tatort eines Gewaltverbrechens geworden. Das frühere Terassenrestaurant Minsk am Brauhausberg ist seither noch immer problemlos zugänglich.
Potsdam - Wirklich einladend ist das Areal des einstigen Terrassenrestaurants Minsk am Potsdamer Brauhausberg nicht. Im Gegenteil. Das Grundstück ist nicht ungefährlich. Überall liegen Baumaterial, Glasscherben und Abfall herum. In den eingeschlagenen Fensterhöhlen im Obergeschoss hängen noch spitze Glasscheibenreste. Gesichert ist nichts. Der Bauzaun ist mehr als löchrig und sperrt das Areal allenfalls symbolisch ab. Denn sogar das Hoftor steht sperrangelweit offen. Es gibt nicht einmal ein Schild, das das Betreten untersagt.
Offenbar wird das Gebäude von mehreren Obdachlosen als Schlafplatz genutzt. Eine Europalette dient als Treppe zu einem nicht gesicherten Fenster im Erdgeschoss des Hofgebäudes. Auch unter den Terrassen sind mehrere Schlafplätze zu sehen. Es liegen Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden. Und nun ist der Ort, an dem es früher Kaffee und Kuchen gab, am Sonntag zum Tatort eines Gewaltverbrechens geworden. Ein 44-jähriger Mann aus Polen starb.
Stadtwerke: Widerrechtliches Betreten des Gebäudes kann nicht vollständig verhindert werden
Bei den Stadtwerken, denen das Grundstück gehört, sieht man die Zustände auch vier Tage nach dem gewaltsamen Tod nicht als Anlass etwas zu ändern. Auf PNN-Anfrage hieß es, man habe nach Übernahme des Grundstücks diverse Schutzmaßnahmen wie Zäune, Schlösser und Bestreifung zur Sicherung des Gebäudes ergriffen. Diese würden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst. Widerrechtliches Betreten könne nicht absolut vollständig verhindert werden. Und auch die Stadtverwaltung erklärt sich für nicht zuständig: Die Bauaufsicht werde nur involviert, wenn die Gefahr vom Gebäude selbst ausgeht, so ein Stadtsprecher. Das sei am Minsk nicht der Fall.
Unterdessen sind die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Gewaltverbrechen vorangekommen. Die von der Mordkommission der Polizeidirektion West geführte Untersuchung habe den Tatverdacht gegen einen bereits festgenommenen 41-jährigen Polen erhärtet, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft Potsdam in einer gemeinsamen Mitteilung am Mittwoch. In seiner Vernehmung habe der Mann „eine körperliche Auseinandersetzung“ mit dem Getöteten am vergangenen Wochenende eingeräumt.
Das Amtsgericht Potsdam erließ noch am Montagabend Haftbefehl gegen den Mann – wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Bei einer Verurteilung bedeutet das laut Strafgesetzbuch mindestens drei Jahre Haft. Der Pole sitze mittlerweile in Untersuchungshaft, hieß es weiter. Von einem Mordverdacht, wie zunächst angenommen, wurde in der Mitteilung nicht mehr gesprochen.
Wie genau kam der 44-jährige Mann am Minsk ums Leben?
Ein 52-jähriger Rumäne, gegen den ebenfalls ein Anfangsverdacht vorlag, wurde nach seiner Vernehmung dagegen wieder entlassen. „Ein Tatverdacht gegen ihn konnten die bis dahin geführten Ermittlungen nicht bestätigen“, sagte ein Justizsprecher. Die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft Potsdam arbeiten derzeit noch an der detaillierten Aufklärung der Umstände, die zum Tod des 44-Jährigen geführt hätten, hieß es weiter.
Die Polizei war wie berichtet am Sonntagnachmittag durch einen Hinweis auf die Leiche am Minsk aufmerksam geworden. Verletzungen hatten auf eine gewalttätige Auseinandersetzung hingedeutet. Durch Zeugen waren die Ermittler auf den 41-jährigen Polen und den 52-jährigen Rumänen aufmerksam geworden.
Areal mit Ruine für zwei Millionen Euro: Bislang noch kein Käufer für das frühere "Minsk"
Das Minsk ist seit Jahren ungenutzt. Eine Investorensuche war bisher erfolglos. Unter anderem hatte die Stadt eine Nutzung als Kita abgelehnt. Das Gelände soll von den Stadtwerken verkauft werden. Das Gebotsverfahren hat im Oktober begonnen. Es gebe ein reges Investoreninteresse, sagte Stadtwerkesprecher Stefan Klotz. Mit den Grundstücksverkäufen am Brauhausberg soll zum Teil das neu gebaute Schwimmbad blu finanziert werden. Für das Areal wird ein Erlös von mehr als zwei Millionen Euro erwartet – nach dem Verkauf ist ein Abriss des in den 1970er-Jahren errichteten Hauses durch den neuen Eigentümer wahrscheinlich.
Die Stadtverordneten hatten zuletzt beschlossen, dass beim bevorstehenden Verkauf darauf geachtet werden soll, dass die mit dem Bebauungsplan gegebenen Möglichkeiten für den Erhalt des maroden Gebäudes „berücksichtigt“ werden.
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