Trockenheit und Hitze: Klimaforscher hält nicht viel von Wasserentnahme-Verbot
Das Rathaus reagiert auf den Niedrigwasserstand. Ein Klimaforscher sieht das Verbot skeptisch und warnt vor negativen Auswirkungen. In Potsdam bleibt es auch in den nächsten Tagen heiß.
Potsdam - Die Stadt zieht die Konsequenzen aus der anhaltenden Hitze und verbietet nach 2019 zum zweiten Mal in Folge die Entnahme von Wasser aus Flüssen, Seen und Kanälen zu Bewässerungszwecken. Die Verfügung gilt ab sofort für alle kommunalen Oberflächengewässer im Potsdamer Stadtgebiet und ist zunächst bis zum 30. September befristet. Zuwiderhandlungen werden hart bestraft: Gemäß Wasserhaushaltsordnung können Geldbußen in Höhe von bis zu 50.000 Euro verhängt werden, teilte die Stadt am Freitag mit.
Vor allem in den Sommermonaten nutzten viele Potsdamer Wasser aus Seen, Flüssen oder Teichen, um Gärten zu gießen, so die Stadt. Zwar seien die entnommenen Mengen nicht sehr groß, aber sie summieren sich in der Masse auf. Die Gewässer seien damit zusätzlichem Stress ausgesetzt, der sich unter anderem „im Rückgang der Wasserstände sowie im vermehrten Algenwachstum und Fischsterben aufgrund von Sauerstoffmangel auswirken kann“. Daher werde die Wasserentnahme „zum Wohl der Allgemeinheit und zum Schutz von Natur und Umwelt“ untersagt. Die Stadt wies zudem darauf hin, dass auch aus Bundeswasserstraßen kein Wasser mehr entnommen werden darf. In Potsdam betrifft das praktisch alle großen Havelseen.
Nachwirkungen von zwei trockenen Sommern
Die Stadt befolgt mit ihrer Verfügung eine Anordnung des Brandenburger Umweltministeriums vom vergangenen Jahr: Sobald in drei aufeinanderfolgenden Wochen am maßgeblichen Richtpegel eines Flussgebietes „der Jahreswert des mittleren Niedrigwasserabflusses erreicht oder unterschritten“ wird, soll der Wasserverbrauch eingeschränkt werden. Der für die Potsdamer Havel maßgebliche Pegel liegt bei Ketzin und beträgt 20,4 Kubikmeter pro Sekunde, der für die Nuthe bei Babelsberg beläuft sich auf 1,84 Kubikmeter pro Sekunde. Aktuell liegen beide Werte nach Angaben der Stadt deutlich niedriger: 16,1 Kubikmeter Havelwasser pro Sekunde passiert den Pegel bei Ketzin, bei der Nuthe in Babelsberg sind es 1,12 Kubikmeter pro Sekunde.
Der letzte Winter habe den niedrigen Wasserstand, der durch die Trockenheit der letzten beiden Sommer verursacht wurde, nicht ausgleichen können, so die Stadt. Angesichts der Wetterprognosen gehe man davon aus, dass sich an der Situation bis zum Herbst nichts ändern werde.
Klimaforscher befürchtet, dass Gärtner nun mit Trinkwasser gießen
Im renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist man nicht ganz so überzeugt vom Sinn des Verbots. Die verstärkte Entnahme von Wasser könne „für kleinere Gewässer problematisch sein, wohl weniger für größere wie die Havel“, sagte der PIK-Klimaforscher Fred Hattermann den PNN auf Anfrage. Zudem warnte er vor negativen Auswirkungen des Verbots, denn die Gartenbesitzer zapften ihr Wasser „alternativ aus dem öffentlichen Wassernetz“, was „natürlich dann die kommunale Wasserversorgung belastet“, so Hattermann.
Der gesunkene Grundwasserspiegel sei indes kein Problem, das allein auf die letzten Dürresommer zurückgehe, so Hattermann. Die Neubildung von Grundwasser sei bereits in den 2000er-Jahren relativ stark zurückgegangen, was sowohl mit „extremen Jahren“ als auch mit einem Anstieg der Verdunstung aufgrund gestiegener Temperaturen zu tun habe, sagte Hattermann. Langfristig gebe es einen „Trend zu fallenden Grundwasserpegeln insbesondere in Regionen, welche weiter von Oberflächengewässern entfernt sind“. Zu diesem Thema arbeite das PIK gemeinsam mit den Stadtwerken Potsdam an einer Studie, so Hattermann. Eine wirkliche Entspannung, was die Bodentrockenheit angeht, sei tatsächlich wohl erst im Herbst zu erwarten, sagte der Klimaforscher.
Meteorologe: "Der ohnehin trockene Boden wird weiter gefönt"
Die aktuelle Hitzewelle wird mindestens noch eine Woche anhalten. „Es bleibt so heiß mit Temperaturen von mehr als 30 Grad“, sagte Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst Potsdam, den PNN. Dazu herrscht ein leichter Wind. „Der ohnehin trockene Boden wird weiter gefönt“, so Endrulat. Als Folge steige die Waldbrandgefahr weiter an. Wie es nach dem nächsten Wochenende weiter gehe, sei noch offen. Einige Wettermodelle gingen von einer Abkühlung auf Temperaturen um 25 Grad aus, so der Meteorologe.
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Abkühlung in den nächsten Tagen aber verspricht nur der Sprung ins Wasser. Und dessen Qualität lässt aktuell nichts zu wünschen übrig. Das Wasser an den drei offiziellen Badestellen am Tiefen, am Templiner und am Groß Glienicker See werde im Vier-Wochen-Rhythmus beprobt, sagte ein Stadtsprecher den PNN. Alle Werte lägen „weit unter den Grenzwerten“ der Badegewässerverordnung des Landes. Gleiches gelte für den Heiligen See, den Baggersee, den Sacrower See, den Lehnitzsee, den Weißen See, den Fahrländer See und den Schlänitzsee. Auch dort werden alle vier Wochen Proben entnommen.
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