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Ortsbeiräte fordern Surf-Verbot: Schutzgebiet rund um den Fahrländer See bedroht

Camps im Schilf, Müll und wild geparkte Autos: Freizeitsportler sorgen für Unmut am Fahrländer See. Die Ortsbeiräte haben konkrete Forderungen an die Stadt Potsdam, um das Schutzgebiet zu retten.


Potsdam - Im Schilfgürtel schlagen Freizeitsportler Zelte auf und grillen, Autos werden auf Äckern wild geparkt und versperren teilweise die landwirtschaftlichen Wege und zu allem Überfluss hinterlassen die ungebetenen Gäste auch noch Müll – in Fahrland und Neu Fahrland wächst der Unmut über Kitesurfer auf dem See. Die Ortsbeiräte wollen die Stadt nun über einen Antrag in der Stadtverordnetenversammlung auffordern, das Verbot des Kitesurfens „unverzüglich und dauerhaft“ durchzusetzen. Dem entsprechenden Antrag des Fahrländer Ortsbeirats Stefan Matz sind auch Fotos von den Zuständen vor Ort beigefügt.

Nicht gerne bei den Ortsbeiräten gesehen: Windsurfer auf dem Fahrländer See.
Nicht gerne bei den Ortsbeiräten gesehen: Windsurfer auf dem Fahrländer See.
© Ottmar Winter

Der Fahrländer See liege im Landschaftsschutzgebiet und sei als Biotop geschützt, weil er als „Brut- und Winterraststätte für zahlreiche Wasservogelarten“ gelte, heißt es zur Begründung. Matz verweist zudem auf eine schriftliche Auskunft des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Brandenburg, nachdem Kitesurfen auf Binnenseen grundsätzlich verboten sei, wenn nicht Ausnahmen per Schild zugelassen werden. Die Stadt als Eigentümerin sieht das etwas anders: Kitesurfen sei nicht ausdrücklich verboten, sagte Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage: „Vielmehr ist es so: Der Gemeingebrauch des Sees ist für alle möglich, solange es nicht Natur und Landschaft schädigt – also abhängig vom Maß der Nutzung.“

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Dass ihre Aktivitäten problematisch sein können, sei den Surfern in Fahrland bewusst, sagt Ortsvorsteher Stefan Matz den PNN. Er und seine Neu Fahrländer Amtskollegin Carmen Klockow seien immer wieder mit den Freizeitsportlern ins Gespräch gekommen. Aber dann heiße es von den Surfern sinngemäß: „Wir machen das schon immer und es kontrolliert ja keiner.“

Mehr Wassersportler in Corona-Zeiten

In der Tat wird der Fahrländer See – bei entsprechend windiger Wetterlage – schon lange von Surfern genutzt, räumt Matz ein. Coronabedingt habe sich das Problem aber deutlich verschärft, wohl auch, weil die Freizeitsportler nicht an Nord- oder Ostsee fahren können. Seien früher vielleicht eine Handvoll Surfer auf dem See zu sehen gewesen, seien nun auch schon mal 30 auf dem Wasser unterwegs, sagt Matz: „Es nimmt Ausmaße an.“ 

Regelmäßig würden die Fahrländer nun liegengelassenen Müll einsammeln und privat entsorgen. Außerdem parkten die Sportler unerlaubt auf Äckern und Wiesen, auch landwirtschaftliche Wege würden zugeparkt, so dass die Landwirte nicht mehr mit ihren Geräten zum Acker kommen. Entsprechend groß sei der Unmut bei den Landwirten. Auch Wege auf dem alten Weinberg am Ufer würden befahren – teils sogar mit Wohnmobilen.

Ortsbeiräte: Surfen soll verboten werden

Die Ortsbeiräte wollen nun, dass die Stadt als Eigentümerin des Sees dem Treiben Einhalt gebietet. An den drei Zugängen in Neu Fahrland und Fahrland sollen Hinweisschilder auf das Verbot und den Landschafts- sowie Biotopschutz aufstellt werden, fordern sie in dem Antrag. Zudem sollen die landwirtschaftlichen Wege, die als wilde Zufahrt und Parkplatz genutzt werden, nach dem Willen des Ortsbeirats entsprechend so gewidmet werden, dass das Ordnungsamt dort tätig werden kann. Zusätzlich wollen die Ortsbeiräte ein ausdrückliches Verbot solcher Sportarten, „von denen eine Schreckwirkung auf Zug- und Brutvögel ausgeht“: Hierzu zählten „insbesondere Windsurfen, Segeln und Eissegeln“, heißt es im Antrag. Gegen ein solches mögliches Verbot hatten Wassersportler unlängst bereits mobil gemacht. Der CDU-Stadtverordnete Matthias Finken hatte sich bei der Stadt um Auskunft zu etwaigen Plänen eines Verbots erkundigt.

Konkrete Pläne gibt es zwar noch nicht, die Untere Naturschutzbehörde ist derzeit aber unter anderem mit den Naturschutzverbänden im Austausch über die Entwicklungen auf dem Fahrländer See, wie Stadtsprecherin Homann nun den PNN sagte. Darüber hinaus würden auch Hinweise und Beschwerden der unterschiedlichen Interessengruppen erfasst „um ein umfassendes Bild zu erhalten“. Die Interessen der Anwohner, der Ortsbeiräte und des Naturschutzes stünden den Interessen der Wassersportler teils entgegen. Durch die Sportler könnten „verschiedene Vogelarten verscheucht werden – mit möglichen Auswirkungen auf deren Rastverhalten, Nahrungsaufnahme oder Bruterfolgen“.

Im "Spannungsfeld"

Der See, den die Landeshauptstadt vor sechs Jahren kostenlos vom Land übernommen hat, liegt im Landschaftsschutzgebiet „Königswald mit Havelseen und Seeburger Agrarlandschaft“. Zu der langen Liste der Schutzziele zählen „die Erhaltung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, insbesondere der Qualität der Gewässer und Uferbereiche sowie ihrer Lebensgemeinschaften, insbesondere die Eignung des Fahrländer Sees als Brut- und Winterraststätte für zahlreiche Wasservogelarten, die Bewahrung der Vielfalt“, aber auch die Nutzung als Naherholungsgebiet für die Region Potsdam-Berlin. Der See stehe damit „im Spannungsfeld eines hohen naturschutzfachlichen Anspruchs und des Anspruchs als Naherholungsgebiet“, so die Stadtsprecherin. Es zeichnet sich ein Dilemma ab, das Stadt und Stadtpolitik in Zukunft noch ausführlich beschäftigen dürfte.

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