Konflikt um Potsdamer Synagoge geht weiter: Joffe gibt nicht auf
Vor wenigen Tagen wurde der Startschuss für den Neubau verkündet. Doch die Einigkeit scheint brüchig. Ud Joffe von der Synagogengemeinde fühlt sich an eine spezielle Vereinbarung nicht gebunden.
Potsdam - Ud Joffe möchte auch in Zukunft federführend mitreden bei der Gestaltung des Synagogenneubaus, obwohl er die Position des Synagogenbeauftragen verloren hat. Bei einer Versammlung am Donnerstagabend machte Joffe klar, dass er nicht bereit ist, einen anderen Beauftragten anzuerkennen. Die Synagogengemeinde möchte außerdem einen Fonds auflegen, um Spendengelder zu sammeln.
„Ich weiß natürlich, dass es bestimmte Leute gibt in diesem Prozess, die mich dort raus haben wollen“, sagte Joffe. Er wisse auch warum. Manchen Verhandlungspartnern sei er ein Dorn im Auge, weil „ein selbstbewusster und identitätsstarker Jude auch störend sein kann“, so Joffe. Wer genau ihn angeblich aus dem Bauprojekt drängen wolle, sagte Joffe zwar nicht, kam aber im Anschluss sehr schnell auf die Kulturministerin Manja Schüle (SPD) zu sprechen.
Erst am 24. April hatte die Ministerin gemeinsam mit Ud Joffe, Mykhaylo Tkach von der Jüdischen Gemeinde Potsdam, dem Architekten Jost Haberland und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) den lange erwarteten Startschuss der Bauarbeiten verkündet. Die plötzliche Einigkeit kam für viele Beobachter überraschend. Seinerzeit hatte auch Joffe versöhnliche Töne angeschlagen. Doch die Gespräche im Vorfeld verliefen wohl deutlich spannungsreicher, als es zunächst den Anschein hatte.
„Wir haben das als juristische Falle verstanden"
Streitpunkt war offenbar eine Vereinbarung, die unter anderem vorsieht, dass die beiden Gemeinden wieder einen gemeinsamen „Ansprechpartner“ bestimmen sollen, der in allen wichtigen Fragen mit dem Bauträger verhandeln soll, dem Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB). An diesen Ansprechpartner würden die Gemeindevorsitzenden ihre Entscheidungsmacht abgeben. Doch das wollte Joffe nicht. „Wir haben das als juristische Falle verstanden und nicht unterschrieben“, sagte Joffe nun. Er machte deutlich, dass er sich an eine solche Vereinbarung nicht gebunden fühlt. Und betonte, dass er in der Synagogengemeinde weiterhin großen Rückhalt habe. Mehrere Teilnehmer der Versammlung traten ihrerseits vor, um Joffe ihre Unterstützung auszusprechen.
Bis Mitte Februar hatte Joffe noch als gemeinsamer Synagogenbeauftragter für beide Gemeinden gesprochen. Doch Evgeni Kutikow, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, hatte ihn von dieser Aufgabe entbunden. Bei der Pressekonferenz Ende April hatte es so ausgesehen, als sei es bereits beschlossene Sache, dass ein neuer Synagogenbeauftragter bestimmt würde. Auf die Frage, wer diese Rolle einnehmen solle, sagte Ministerin Schüle damals nur: „Darüber müssen sich die beiden Gemeinden verständigen.“
Erhebliches Streitpotenzial
Doch offenbar trügte der Eindruck und der Frieden stand auf wackligen Füßen. Wenn es nun doch keinen gemeinsamen Beauftragten geben sollte, müsste die BLB zwangsläufig mit den Vorsitzenden beider Gemeinden verhandeln, um den Baustart nicht zu gefährden. Also wäre Joffe wieder im Spiel und säße gleichberechtigt mit Kutikow am Tisch. Im Gegensatz dazu geht das Kulturministerium weiterhin davon aus, dass es einen gemeinsamen Beauftragten geben wird. Das sei bereits in der älteren "Grundvereinbarung" von 2018 geregelt, die beide Gemeinden unterschrieben haben, teilte ein Sprecher mit.
Beauftragter entscheidet über sakrale Gegenstände
Fest steht, dass der Synagogenbeauftragte laut Vereinbarung auch „die Letztentscheidung über sakrale Gegenstände im Innenraum“ treffen wird. In dieser Frage könnte es erhebliches Streitpotenzial geben, denn es geht um wichtige sakrale Gegenstände wie zum Beispiel um die Torarolle, aus der im Gottesdienst gelesen wird. Und um den Toraschrein, in dem die Rolle aufbewahrt wird.
Ulrich Zimmermann vom Synagogenförderverein kündigte an, Geld für die Anschaffung solcher Gegenstände sammeln zu wollen. Zu diesem Zweck werde der Verein einen Fonds auflegen. In Kürze werde es Spendenaufrufe geben, unter anderem in den sozialen Medien, sagte Zimmermann.
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