Aktuelle Daten: In Potsdam gab es 2019 neue Klima-Extreme
Das Jahr 2019 war genauso warm wie das Hitzejahr 2018. Dafür hat es mehr geregnet. Wegen der hohen Verdunstung hat das aber nicht gereicht. Das könnte gravierende Folgen haben.
Potsdam - Ein weißes Weihnachten ist dieses Jahr in Potsdam nicht in Sicht: Über die Feiertage werden vom Deutschen Wetterdienst vergleichsweise milde Temperaturen bis zu sieben Grad Celsius, graue Wolken und Schauer erwartet. Zum Vergleich: Im langjährigen Durchschnitt zwischen 1961 und 1990 wurden im Dezember in Potsdam im Durchschnitt zwischen null und zwei Grad gemessen.
Mit den für die Jahreszeit Winter zu milden Temperaturen setzt sich ein offensichtlich auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführender Trend dieses Jahres fort, wie Daten der vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) betriebenen Säkularstation zeigen. In dieser Anlage werden nach PIK-Angaben seit 1893 die Potsdamer Wetterdaten aufgezeichnet. Die Daten für 2019 zeigen: Es war das ganze Jahr über, bis auf einzelne Wochen, im Durchschnitt deutlich zu warm. Und wohl sogar – wenn nicht noch vor Silvester eine plötzliche Kältewelle kommt – wärmer als im Hitzejahr 2018. Das sagte Peter Hoffmann, Meteorologe am Pik: „Die Mitteltemperatur in diesem Jahr könnte in Potsdam erneut den Höchstwert aus dem Vorjahr von 11,23 Grad Celsius übertreffen.“ Ein genauer Wert könne vor Jahresende freilich noch nicht angeben. Es werde aber wohl ein knapper Wert – ein Zehntel – über oder unter dem Vorjahresmittelwert sein.
Dabei war schon 2018 ungewöhnlich warm. Schon da lag die Gesamt-Tagestemperatur, bei der alle täglichen Durchschnittstemperaturen miteinander addiert werden, schon bei knapp über 4000 Grad Celsius – wie auch jetzt. Das langjährige Mittel beträgt etwa 3200 Grad, selbst im Rekordsommer 2003 lag die addierte Gesamttemperatur in Potsdam bei knapp über 3500 Grad.
Hoffmann sagte, in Sachen Wärme seien 2019 weitere Extreme zu beobachten gewesen. So habe zum Beispiel der Juni mit im Schnitt 22,57 Grad Celsius „den alten Monatsrekord aus dem Jahr 1917 von 20,16 Grad um 2,41 Grad übertroffen“. Auch über längere Zeit ist eine Veränderung zu beobachten, wie die Wetterdaten zeigen. „Seit April 2018 waren bis auf eine Ausnahme alle Monatsmitteltemperaturen deutlich wärmer im Vergleich zur Periode 1961 bis 1990“, sagte Meteorologe Hoffmann. Und: „Die vergangenen zwölf Monate waren im Schnitt 2,5 Grad zu warm.“
Der Wissenschaflter vom Pik sagte, solche warmen Jahre würden sich häufen. „Ohne den menschengemachten Klimawandel lassen sich die bereits beobachteten Zunahmen von Extremwetterereignissen weltweit nicht erklären. Da sind sich Klimaforscher einig“, so Hoffmann.
Was in den vergangenen Monaten anders war als im Dürrejahr 2018: Es hat deutlich mehr geregnet. Damals wurden nur 357 Liter Regen pro Quadratmeter registriert. Der bisher geringste Jahreswert war 1976 mit 375 Millimetern verzeichnet worden. Normal waren in der Zeit von 1961 bis 1990 im Schnitt rund 600 Liter pro Quadratmeter. In diesem Jahr hat die Säkularstation bisher rund 530 Liter gemessen. Auch dabei waren laut Hoffmann einige Wetterextreme: So wurde am 11. Juni mit 78,4 Litern pro Quadratmetern, die innerhalb weniger Stunden fielen, ein neuer Niederschlagsrekord für den Monat Juni aufgestellt. Zugleich war es die fünfthöchste Regen-Tagessumme, die seit 1893 gemessen wurde.
Bekanntlich zählen die PIK-Forscher als eine Folge des menschengemachten Klimawandels regelmäßig auf, dass solche Wetterextreme zunehmen. Hoffmann sagte: „Durch die fortschreitende Klimaerwärmung verändern sich auch gewohnte Niederschlagsmuster. Länger andauernde Trockenphasen gefolgt von sintflutartigen Regenfällen sind bereits jetzt deutliche Anzeichen für eine sich abzeichnende Entwicklungen in einer wärmeren Zukunft.“
Ein weiteres Problem: Die dieses Jahr wieder gestiegenen Niederschlagsmengen reichen eben nicht: Das lässt sich an der sogenannten klimatischen Wasserbilanz ablesen – diese zeigt die Differenz zwischen dem gefallenen Niederschlag und der potentiellen Verdunstung in Folge von Wärme und Sonnenscheindauer. Für dieses Jahr ergibt sich so ein Minus von rund 200 Litern pro Quadratmeter, im vergangenen Jahr waren es sogar rund minus 425 Liter. Normal in den Jahren zwischen 1961 und 1990 waren Werte zwischen plus und minus 100 Litern im Schnitt. Dazu zeigen die Statistiken, dass gerade die Zeit zwischen April und Juni in diesem Jahr zu trocken waren.
Das hat Folgen. Mehrfach hatte die Schlösserstiftung in diesem Jahr auf die Folgen des Klimawandels für ihre Parks aufmerksam gemacht, einige Bereiche mussten wegen der Gefahr von Astabbrüchen von vertrockneten Bäumen wochenlang gesperrt werden. Auch die Stadtverwaltung hatte mit solchen Problemen bei ihren Straßenbäumen zu kämpfen. Und die neu gewählte Stadtverordnetenversammlung rief im August den Klimanotstand aus – vor allem soll in den kommenden Jahren mehr Geld für die Vermeidung von klimaschädlichem Kohlendioxid ausgegeben werden, wie viel genau ist Teil der aktuell begonnenen Beratungen für den Doppelhaushalt 2020/21. Ebenso geht es um Maßnahmen, mit denen sich die Auswirkungen der Veränderungen abmildern lassen.
Denn langanhaltende Perioden mit zu wenig Regen können aus Sicht von PIK-Meteorologe Peter Hoffmann aber auch noch gravierendere Auswirkungen haben: „Wenn Jahre aufeinander folgen, in denen das Niederschlagsdefizit im Sommer nicht durch genügend Regen im Winter ausgeglichen wird, können sinkende Grundwasserstände erwartet werden.“
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