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Sperrungen im Park Babelsberg.
© Andreas Klaer

Schreck im Park Babelsberg: Baumsterben geht überraschend schnell

Etwa 200 Bäume im Park Babelsberg könnten absterben. Aus Sicherheitsgründen wurden Wege gesperrt. Fällungen sind nötig, aber das hat einen Domino-Effekt.

Von Florian Kistler

Potsdam - Der zweite trockene Sommer in Folge macht den Bäumen in Potsdam zu schaffen. Besonders betroffen ist der Park Babelsberg. Die geringen Niederschlagsmengen lassen dort die Bäume absterben. Weil abbrechende Äste für die Parkbesucher eine Gefahr darstellen, sind seit November Teile des Parks gesperrt. Um die Flächen bald wieder freizugeben, finden derzeit umfassende Baumpflegearbeiten statt.

„Die Geschwindigkeit, mit der die Bäume absterben, ist sehr ungewöhnlich“, sagt Jan Uhlig, Fachbereichsleiter Abteilung Gärten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). „Man muss es so sagen, aber wir können der Situation nicht mehr richtig Herr werden.“ Uhlig warnt davor, dass sich der Parkbereich „in den kommenden Jahren gravierend ändern“ werde. Die anhaltende Trockenheit habe den sandigen Boden, auf dem sich ein Großteil der teils bis zu 200 Jahre alten Bäume befindet, austrocknen lassen. Gleichzeitig mache den Bäumen, so Uhlig, auch die Hitze schwer zu schaffen. Diese „massiven Wasserprobleme“, wie der Gartendirektor der SPSG, Michael Rohde, die Trockenheit beschreibt, führten dazu, dass viele Bäume entweder komplett absterben, oder als Schutz ihre Äste abwerfen. Uhlig sagt, dass deshalb eine „akute Astbruchgefahr“ bestehe. Um die Parkbesucher zu schützen, seien Teile der Wege im Park mit Gittern und Hinweisschildern gesperrt worden. Zu interessieren scheine das viele jedoch nicht. „Es laufen immer wieder Menschen entlang der abgesperrten Wege“, sagt Uhlig, „man muss es so deutlich sagen, aber diese Leute riskieren unter Umständen ihr Leben.“ Er betont, dass es nicht das Ziel der SPSG sei, jemanden auszusperren, die Maßnahmen aber dringend notwendig seien.

Fällungen und Kronenabnahme unumgänglich

In den vergangenen Wochen seit der Sperrung haben bereits umfangreiche Baumpflegearbeiten stattgefunden. Ein Teil der Wege im Park Babelsberg wurden bereits wieder freigegeben, so zum Beispiel der Bereich zwischen Matrosenhaus und Flatowturm. Derzeit sind die Arbeiten zwischen der Sternwarte und der Viktoriahöhe im Gange. Der Hauptweg soll in den kommenden Tagen wieder geöffnet werden. „Uns war es wichtig, dass wir zuerst die größeren Wege wieder freigeben. Anschließend konzentrieren wir uns auf die Nebenwege“, so Uhlig. Die arbeiten dafür würden sich noch in das kommende Jahr hineinziehen, auch Fällungen werde es dann wohl geben. Besonders dringend seien Maßnahmen an den Zuwegungen zum Schloss und zu den Studierendenwohnheimen. Zwischen dem Mühlentor und dem Pförtnerhaus II hätte an zehn Bäumen Totholz beseitigt werden müssen. Zudem seien an der Parkbrücke nach Glienicke, an der Allee nach Glienicke sowie an den Studierendenwohnheimen fünf Fällungen und eine Kronenabnahme unumgänglich gewesen. Insgesamt sei in den vergangenen beiden Wochen etwa an 20 Bäumen Totholz beseitigt worden. An 16 Bäumen wurde die Krone eingekürzt. Die SPSG erhält bei den Arbeiten Unterstützung von Subunternehmen. „Sonst würden wir das nicht schaffen. Wir sind an unseren Grenzen“, sagt Uhlig.

Wie groß der Schaden insgesamt ausfällt, lasse sich derzeit nicht voraussagen. Nach vorläufigen Schätzungen sei aber davon auszugehen, dass etwa 200 Großbäume absterben werden und bereits 50 von ihnen abgestorben sind. Das ganze Ausmaß werde, so Uhlig, aber erst im Frühling sichtbar werden. Besonders betroffen seien Laubbäume wie Buchen.

Rindenbrand droht

Problematisch sei, dass durch Fällungen, die aufgrund der Verkehrssicherheit nicht abzuwenden seien, eine Art Domino-Effekt entstehe. „Gibt es Freiflächen, so sind die übrigen Bäume nicht mehr so gut geschützt“, sagt Uhlig. Sie können dann durch einen sogenannten Rindenbrand Schaden nehmen. Der Schaden entstehe, wenn die Sonne ungeschützt auf die Baumrinde scheine und diese anschließend absterbe. „Wenn die Rinde bei Buchen kaputt ist, dann war es das für den Baum, er muss gefällt werden“, erklärt Uhlig. Ein weiteres Problem seien Schädlinge und Pilze, die sich derzeit besonders gut ausbreiten könnten. Sie hätten leichtes Spiel, weil die Bäume durch die Trockenheit geschwächt sind.

Uhlig macht klar, dass sich der Pflegeaufwand im Park Babelsberg deutlich erhöhen werde. Aufgrund der Trockenheit hätten die Gärtner bereits im vergangenen Sommer „nichts anderes zu tun gehabt, als zu wässern“, sagt Uhlig. In den kommenden Jahren werden zudem Nachpflanzungen von Nöten sein. „Der abgestorbene Baum wird mit derselben Art ersetzt“, so Gartendirektor Michael Rohde. Da dafür aber auch viel Wasser notwendig sei, müsse erst das kaputte 25 Kilometer lange Bewässerungsnetz mit seinen 260 Zapfstellen erneuert werden. In einem ersten Schritt hätten bereits 1,2 Kilometer in Betrieb genommen werden können.

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