Sanierung des Helmholtz-Gymnasiums Potsdam: Altlasten aus DDR-Zeiten
Eigentlich sollte das Helmholtz-Gymnasium zum neuen Schuljahr ab der kommenden Woche wieder öffnen. Nun wurden aber neue schwerwiegende Mängel entdeckt, die Eröffnung ist frühestens im Sommer 2016 möglich.
Potsdam - Die Schüler des Helmholtz-Gymnasiums werden mindestens ein weiteres Schuljahr in einem Provisorium unterrichtet werden. Nach dem Fund des Giftes DDT im Dachstuhl des denkmalgeschützten Gebäudes wurden bei einer erneuten Überprüfung weitere schwerwiegende handwerkliche Mängel entdeckt, wie der Werkleiter des Kommunalen Immobilienservice (Kis), Bernd Richter, am gestrigen Donnerstag sagte.
So müsse der Estrich in den Decken von drei Geschossen komplett ausgetauscht werden. Auch sei an zwei neuen Stellen DDT entdeckt worden, wie beim ersten Fund eine Altlast aus DDR-Zeiten. Zudem habe es im Sommer während eines Gewitters einen größeren Wasserschaden im Keller gegeben. Zum Umfang der jetzt bekannt gewordenen Schäden wollte Richter keine Angaben machen.
Helmholtz-Gymnasium: DDT-Fund bereits im Mai
Die Schulen im Campus Kurfürstenstraße – die Eisenhart-Grundschule und das Helmholtz-Gymnasium – seien bereits über die erneuten Verzögerungen informiert worden, hieß es bei einer Besichtigung der Schule, an der neben Richter auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) teilnahm. Der Kis war nach dem DDT-Fund im Mai davon ausgegangen, das Schulhaus und das Nachbargebäude ab dem kommenden Frühjahr wieder nutzen zu können. Ursprünglich war wie berichtet ein Einzug zum Start des Schuljahres in der kommenden Woche geplant.
Die Sanierung des Campus hatte bereits 2012 begonnen – zunächst an der Grundschule. Deren Haupthaus dient derzeit als Ausweichquartier für das Gymnasium und seine 730 Schüler. Die rund 300 Grundschüler werden nun bis kommendes Jahr weiter in einem Gebäude in der Gutenbergstraße unterrichtet.
Weitere Sanierungsarbeiten, um Gefahren zu vermeiden
Inzwischen haben laut Stadtverwaltung Fachfirmen begonnen, den Schadstoff DDT zu beseitigen. Dabei soll die Decke zur Schulaula abgetragen und entsorgt werden. Anschließend würden die Bohlen und Verstrebungen im Dach mit einem sogenannten Maskierungsstrich abgedichtet, hieß es. Dadurch werde das DDT gekapselt und könne keinen Schaden mehr anrichten, sagte Richter.
Die neuen DDT-Funde wurden nun bei Kontrollen in Räumen im Dachgeschoss neben der Aula entdeckt. Dort müssen ein Estrich-Boden sowie eine Zwischenwand saniert werden, um Gefahren für die Jugendlichen auszuschließen.
Gravierende Fehler
Die Stadt wirft jetzt den ausführenden Firmen und dem Bauplaner gravierende Fehler vor. Der Dachstuhl über der Aula des Gymnasiums galt nach Auskunft des Kis bereits als begutachtet und saniert. Richter betonte, dass die Firmen beauftragt worden seien, die Mängel zu beseitigen. Zuletzt hatte die Stadt angekündigt, gegen den von ihr beauftragten Generalplaner für das Millionen-Projekt, eine Dresdner Architektengemeinschaft, vorzugehen. „Dabei geht es auch um Schadenersatz“, sagte Jakobs.
In dem Fall hatte der Kis auch personalrechtliche Konsequenzen eingeleitet, die mittlerweile abgeschlossen sind. Ein Ergebnis wollte Stadtsprecher Markus Klier auf Nachfrage allerdings nicht mitteilen.
Auch neue Grundschule in Bornim besucht
Ziel der Arbeiten an den Schulgebäuden war bisher vor allem eine energetische Sanierung. So erhielten die Gebäude Fernwärmeanschluss, neue Heizungsanlagen und eine LED-Beleuchtung in allen Klassenzimmern. Die denkmalgeschützten Fenster und Türen wurden repariert und aufgearbeitet. Auch wurde der Brandschutz verbessert. Das Gesamtbudget lag bei 19,3 Millionen Euro. Allein für das Gymnasium standen 14,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Sanierung wird nun wohl aber deutlich teurer werden.
Jakobs besuchte neben dem Campus Kurfürstenstraße am Donnerstag auch den neuen Grundschulstandort in Bornim, zu dem am Samstag die ersten Kinder kommen. Auch dort war im Dach der künftigen Turnhalle im bisherigen Bürgerhaus DDT gefunden worden. Hier habe der Giftstoff aber sicher „abgeschottet“ werden können. „Die Schadstoffe sind jetzt außen“, sagte Richter. Die 33 Kinder werden in den kommenden drei Jahren in Containern unterrichtet. Erst dann soll das neue Schulgebäude errichtet sein.
DDT könnte Krebs erzeugen
Das noch vor einem halben Jahrhundert weltweit verwendete und inzwischen in der EU verbotene Gift DDT steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen und die Fruchtbarkeit bei Menschen und Tieren zu beeinträchtigen. Laut einem Gutachten war die Helmholtz-Aula bislang nicht gefährdet, da der kontaminierte Bereich abgeschottet war. Dies habe sich erst durch die Sanierungsarbeiten geändert.
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Kommentar über Probleme bei der Schulsanierung >>
Stefan Engelbrecht
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