Bornstedter Feld: Im Volkspark wird der Platz knapp
Der beliebte Kinder- und Jugendzirkus Montelino sorgt sich um seine Existenz. Welche Probleme noch durch die Verkleinerung des einstigen Buga-Parks entstehen.
Potsdam - Die lang geplante Verkleinerung des städtischen Volksparks im Potsdamer Norden ab Ende 2018 sorgt für Ärger. Die Ausweichlösungen für mehrere Projekte, die wegen der Verkleinerung zugunsten neuer Wohnhäuser weichen müssen, sind bisher ungenügend. Jüngstes Beispiel ist der beliebte Kinder- und Jugendzirkus Montelino.
Auf die Schwierigkeiten hat jetzt die Fraktion Die Andere in einem Antrag für die Stadtverordnetenversammlung am 6. Dezember aufmerksam gemacht. Dabei geht es um den neuen Standort für das große Zirkuszelt, das derzeit zwischen den Wällen nahe der Biosphäre seinen Platz hat. Wegen der Verkleinerung des Parks muss der von bis zu 400 Kindern und Jugendlichen genutzte Zirkus umziehen. Er soll künftig auf einem Teil des Parkplatzes neben der Biosphäre seinen Standort haben. Dort sind zudem 40 geförderte Plätze der offenen Kinder- und Jugendarbeit für den Zirkus vorgesehen.
Zirkus Montelino soll vorübergehend umziehen
Doch daraus wird zunächst nichts: Denn die Stadtverordneten von SPD, CDU und Grünen haben im Sommer gegen den Widerstand von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beschlossen, dass für die weitere Nutzung der chronisch defizitären Tropenhalle Biosphäre ein mehrstufiges und noch nicht näher definiertes Prüf- und Beteiligungsverfahren durchgeführt werden soll, das voraussichtlich nicht vor 2019 endet (PNN berichteten).
Deswegen sei nun durch die kommunale Bauholding Pro Potsdam als Betreiberin des Volksparks vorgesehen, das Zirkuszelt zunächst auf einen Interimsplatz südlich der Biosphäre umzusetzen, bevor die Entscheidung über den dauerhaften Standort gefällt wird. Das aber bedeutet einen doppelten Umzug und erheblichen Aufwand, weil unter anderem Strom- und Wasserleitungen verlegt werden müssen. Daher fordert Die Andere in dem Antrag, dass der Zirkus Montelino seinen Standort im Park weiter nutzen soll bis zum endgültigen Umzug. Darüber müssen nun die Stadtverordneten entscheiden.
Unterschriftensammlung gegen den Doppelumzug
Die Darstellung von Die Andere bestätigte Montelino-Geschäftsführerin Ute Warbein den PNN. In kurzer Zeit habe das Zirkusteam zahlreiche Unterschriften gegen den Doppelumzug gesammelt. Man habe auch eine Spendenaktion im Internet gestartet, weil die sieben Jahre alte Zeltplane den Umzug wohl nicht heil überstehen werde.
Mehr als 13.000 Euro sind für eine neue „Zirkushaut“ notwendig. Außerdem sei fraglich, ob der erhebliche zeitliche Aufwand für die nötigen zwei Umzüge von den Helfern aus der Elternschaft abgesichert werden könne. Dabei gehe es laut Warbein um rund 1000 Arbeitsstunden, die ehrenamtlich geleistet werden müssten – pro Umzug. Ebenso sorge man sich, dass der Zirkus wegen des Beteiligungsverfahrens zur Biosphäre Nachteile habe, wie Warbein deutlich machte, und das Team am Ende nur mit dem unsicheren Übergangsstandort da stehe.
Überlegungen für dauerhaften Standort
Die Pro Potsdam äußerte sich nicht weiter zu dem Vorgang – das übernahm das Rathaus als Gesellschafter. Ein Stadtsprecher sagte auf PNN-Anfrage, man verfolge das Ziel, der „wertvollen Jugendarbeit“ der gemeinnützigen Zeltpunkt Montelino gGmbH einen „dauerhaften Standort“ im Bornstedter Feld zu geben. Dies wolle man mit Geld aus dem Treuhandvermögen der Entwicklungsmaßnahme unterstützen. Im Auftrag der Stadt werde die Pro Potsdam über den Entwicklungsträger mit dem Montelino-Team Gespräche führen, „um die Möglichkeiten zu erörtern und verschiedene Varianten zu erarbeiten“. Ein Gespräch der Zirkus-Vertreter mit Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) habe es schon gegeben. Das Thema soll auch im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag behandelt werden.
Sorge um Charakter des Parks
Zum Hintergrund: Auf Flächen des beliebten Parks mit rund 400.000 Besuchern pro Jahr sollen an der Georg-Hermann-Allee hunderte neue Wohnungen errichtet werden. Kritiker fürchten, dass der einstige Bundesgartenschau-Park dadurch im mittleren Bereich auf einen schmalen Grünstreifen für Jogger und Radler reduziert werde und seinen bisherigen Charakter verliere.
Allerdings existieren für die Pläne eindeutige Voten der Stadtverordneten. Bei einem Verzicht auf die Bebauung würden dem Entwicklungsträger eingeplante Einnahmen von mehr als sechs Millionen Euro entgehen, so die Stadt. Allerdings hatte der Entwicklungsträger angesichts des boomenden Wohnungsmarktes zuletzt deutlich höhere Grundstückspreise als erwartet erzielen können - nach PNN-Informationen bis zu 550 Euro pro Quadratmeter Bauland. Welche ungeplanten Mehreinnahmen erzielt werden konnten, ist unbekannt.
Auch Beachvolleyballfeld soll verlegt werden
Der Standort für den Zirkus Montelino ist nur eines der Probleme, die mit der Park-Verkleinerung einher gehen. So hat die von Anwohnern gewählte Interessenvertretung für das Bornstedter Feld in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Pläne für die Verlegung der privat betriebenen Beachvolleyballanlage kritisiert. Man spreche sich „mit Nachdruck“ dagegen aus, diese Anlage auf das Veranstaltungs- und Sportgelände zwischen den Wällen zu verlegen.
„Dieser Bereich ist ein beliebter und sehr stark frequentierter Teil des Volksparks – er wird von vielen Besuchern genutzt und ist ein idealer Veranstaltungsort“, so die Interessenvertretung. Schon die Verkleinerung des Parks entlang der Georg-Hermann-Allee sei „ein massiver Einschnitt“. Eine weitere Reduzierung von Flächen, die von der Allgemeinheit genutzt werden können, sei daher nicht akzeptabel, so die von Potsdams CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken geführte Interessenvertretung. Diese hatte sich zuvor – allerdings bislang erfolglos – auch gegen die Park-Verkleinerung gewandt.
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