Kommentar | Synagoge: Im Streit ist Vernunft gefordert
Im Potsdamer Synagogenstreit wird sich ständig mit neuen Manövern und Intrigen übertrumpft. PNN-Autor Christoph M. Kluge fordert, nicht nur an sich zu denken.
Potsdam - Niccolò Machiavelli hätte vielleicht seine Freude gehabt am Potsdamer Synagogenstreit. Dieser vielschichtige Konflikt, dessen Parteien sich ständig gegenseitig mit neuen Manövern und Intrigen zu übertrumpfen versuchen, hätte den Philosophen vielleicht an das frühneuzeitliche Florenz erinnert, das er so sehr liebte. Allerdings nicht aus Zynismus, wie man vielleicht vermuten könnte. Der vielgescholtene Denker analysierte zwar die Skrupellosigkeit der Macht im berüchtigten Buch „Der Fürst“. An anderer Stelle gab er sich jedoch als Verfechter der Republik und der Gleichheit ihrer Bürger zu erkennen.
Was das mit uns zu tun hat? Die klassische Vorstellung, nach der jeder Streit zunächst in Harmonie aufgelöst werden muss, bevor Lösungen gefunden werden können, lehnte Macchiavelli als naiv ab. Er ging davon aus, dass die Mächtigen und die weniger Mächtigen in der Gesellschaft immer im Konflikt zueinander stehen würden. Aus dieser bürgerlichen Zwietracht entstünde die Notwendigkeit für einen rechtlichen Rahmen.
Wie dieser Rahmen aussehen könne, das werde im Streit ausgehandelt. Voraussetzung dafür: Vernunft. Im Potsdamer Synagogenstreit verlangt die Vernunft, an die älteren Gläubigen zu denken, die den Bau noch erleben wollen. Und dabei nicht den legitimen Wunsch nach religiöser Selbstbestimmung zu missachten.
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