VfL Potsdam: Im Flow
Ihren dritten Heimsieg binnen drei Wochen legten die Handballer des VfL Potsdam hin und lieferten damit Bestätigung. Beim souveränen Erfolg gegen den HSV Hannover tat sich Paul Weyhrauch hervor, der nach Rückkehr zum VfL dabei ist, seine Rolle im Team zu finden.
Die Ehrenrunde durch die MBS-Arena war gedreht, Applaus und stehende Ovationen der Zuschauer genossen, da wollten die Handballer des VfL Potsdam noch mal im teaminternen Kreis feiern. Fernab Blicke anderer. „Kabine“, grölten sie und verschwanden in jener. Dort drin – so viel konnte erahnt werden – ging es bestens gelaunt zur Sache. Es war laut, Gesang und Geschepper drangen durch die geschlossene Türe nach draußen.
Als die sich kurze Zeit später wieder öffnete, kamen die Spieler mit breitem Grinsen heraus. „Zurzeit ist es einfach nur klasse. Jetzt haben wir den Flow“, sagte Rückraumakteur Paul Weyhrauch, dessen Adler aufgrund einer fließenden Serie von drei Heimsiegen binnen drei Wochen euphorisch durch die dritte Liga Nord schweben. Der Erfolgshattrick im eigenen Horst wurde am Samstagabend mit einem souveränen 30:24 (16:12) gegen den HSV Hannover perfekt gemacht.
"Es ist jetzt genau in die andere Richtung gekippt"
Es war ein weiterer Schritt der beeindruckenden Wandlung vom VfL in der aktuellen Saison. Zur Erinnerung: Die ersten fünf Spiele hatten die Potsdamer allesamt verloren, sie traten weitestgehend schwach und leidenschaftsarm auf, holten erst am achten Spieltag ihren ersten Saisonsieg. Inzwischen sind es vier. Der einstige Tabellenletzte hat den Anschluss ans Mittelfeld hergestellt. Und präsentiert sich völlig anders als noch zu Beginn: emotionsgeladen, kämpferisch sowie auf spielerisch starkem Niveau. „Der anfängliche Negativlauf, bei dem dann viel die Psyche reingespielt hatte, ist jetzt genau in die andere Richtung gekippt. Wir haben Selbstvertrauen und plötzlich klappen die Dinge“, sagte VfL-Cheftrainer Daniel Deutsch. Er sprach von „ein bisschen Genugtuung und Belohnung“.
Vor allem ist es aber Bestätigung. Dafür, dass im Verein trotz des miserablen Starts die Ruhe gewahrt, am grundsätzlichen Konzept festgehalten wurde. Und: Nun, da das immer besser zusammenwachsende Team die stets hoch gelobten Trainingsleitungen auch in die Partien transferiert, untermauert es, dass die Reden vom großen Potenzial der Truppe vor Saisonbeginn gewiss keine Fehleinschätzung waren. „Denn“, betonte Coach Deutsch, „wir haben ja auch gerade gegen Mannschaften, die weiter oben in der Tabelle stehen, gute Vorstellungen abgeliefert.“ Dem Zweiten Altenholz wurde ein Punkt abgerungen, der Vierte Schwerin zumindest für eine Halbzeit lang vorgeführt, der Dritte Springe bezwungen – und vorgestern hatte der Fünfte aus Hannover nichts zu bestellen.
Zwei Auswärtsspiele gegen Tabellenkeller-Kontrahenten
Unter den Augen von 744 Zuschauern tat sich dabei zunächst ganz besonders Paul Weyhrauch hervor. Aus dem linken Rückraum hämmerte er einen Ball nach dem anderen ins HSV-Tor. „Ich hatte heute eine ganz gute Hand in der ersten Hälfte“, urteilte der 27-Jährige, der vor der Pause sechsmal einnetzte. Nach dem Seitenwechsel kam allerdings nur ein weiterer Treffer hinzu, seine Würfe verfehlten dann öfter das Ziel, als dass sie es fanden. Zum bisherigen Saisonverlauf von ihm persönlich passte das. „Es ist noch etwas holprig. Mal habe ich gute Phasen, mal schwächere“, erklärte Weyhrauch, der im Sommer nach Potsdam zurückgekehrt war. Von 2002 bis 2006 besuchte der gebürtige Belziger die hiesige Sportschule, ging dann nach Magdeburg, ehe er zuletzt acht Jahre lang das Trikot des HSV Bad Blankenburg trug. „Ich bin froh, wieder beim VfL zu sein. Aber nach so einem Wechsel braucht es eben Zeit, bis man seinen Part findet. Das Spiel gegen Hannover hat mir jedenfalls gut getan.“
Es war sein bislang bestes in diesem Jahr. Mit seinen sieben Toren durfte er sich erfolgreichster Potsdamer Werfer beim letzten Hinrundenheimspiel nennen – in den elf vorhergehenden Matches hatte Paul Weyrauch lediglich insgesamt 18-mal getroffen. „Ich hoffe, dass ich daran anknüpfen kann“, sagte er und schob schnell nach: „Wir als Team wollen natürlich auch so weitermachen.“ Schließlich folgen im Kalenderjahr 2017 noch zwei Spiele, die beide große Bedeutung haben, um Distanz zur Abstiegszone zu schaffen: am Freitag auswärts gegen den HC Empor Rostock, der einen Rang hinter dem VfL liegt – zwei Wochen darauf geht es zum aktuellen Schlusslicht Hannover Burgwedel. Es gilt, im Flow zu bleiben.
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