Sommer in Brandenburg: Hitzewellen werden immer extremer
Potsdamer Klimaforscher sehen ihre Prognosen durch die Hitzewellen dieses Jahres bestätigt. Meteorologen erwarten, dass der Sommer weiterhin heiß und trocken bleibt.
Potsdam - Am Dienstag wurde in Potsdam mit 36,3 Grad die bislang höchste Temperatur des Jahres gemessen, in Bernburg an der Saale wurden sogar 39,4 Grad erreicht. Womit der 31. Juli der bislang heißeste Tag diese Jahres ist. Bisher hatte der Rekord laut DWD bei 38,0 Grad gelegen, aufgestellt am 26. Juli 2018 in Duisburg-Baerl. Die höchste jemals in Deutschland gemessene Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881 liegt laut Deutschem Wetterdienst bei 40,3 Grad. Dieser Wert sei am 5. Juli und am 7. August 2015 im fränkischen Kitzingen gemessen worden. Die Temperaturen liegen in diesem Jahr in Deutschland seit Wochen immer wieder über 30 Grad, die Niederschlagsbilanz ist in vielen Teilen des Landes seit April extrem niedrig, die Landwirte werden vor allem im Nordosten Deutschlands von der Dürre in Existenznot gebracht. In Deutschland war der diesjährige Juli der fünftwärmste und zweitsonnigste seit Messbeginn.
Trend bestätigt Erwartungen
Die Hitze und Dürre ist außergewöhnlich, wie nun auch Klimaforscher bestätigen. Vor allem auch, weil sie große Teile der Nordhalbkugel betreffen, so gibt es seit Wochen schon sogar am Polarkreis eine Hitzewelle, die Temperaturen liegen dort vier bis sechs Grad über dem Mittel. Von Japan bis in die Arktis ist es heiß, in Deutschland, Schweden, Griechenland und Kalifornien brennen Wälder. In Teilen Portugals könnte Mitte dieser Woche die Temperatur sogar über 45 Grad steigen.
Ob die Hitze nun eine Folge des Klimawandels ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Grundsätzlich lassen sich einzelne Wetterereignisse nicht auf den Klimawandel zurückführen – und Hitzewellen gibt es immer wieder in Teilen der Erde. Aber an der Häufung von Wetterextremen können Forscher zumindest Trends erkennen – die sich mittlerweile mit Prognosen und Modellen von Klimaforschern decken: Durch die Erderwärmung sind häufigere und schlimmere Hitzewellen und Extremniederschläge physikalisch zu erwarten, erklärt der Potsdamer Forscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Was nicht nur für Hitzewellen, sondern zum Beispiel auch für Starkregen gelte.
Bereits mitten im Klimawandel
Auch Fred Hattermann vom PIK sieht einen Zusammenhang. Wegen der durch den Klimawandel erhöhten Grundtemperatur – global rund ein Grad mehr als vor der Industrialisierung – seien Hitzephasen noch extremer. „Wir befinden uns bereits mitten im Klimawandel“, sagte Hattermann in der ARD. In Deutschland habe die Temperatur seit der industriellen Revolution im Durchschnitt bereits um 1,4 Grad zugenommen, so Hattermann. Das beeinflusse die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen oder extremen Regenfällen mit Überflutungen. Wärmere Temperaturen seien zudem auch für die Landwirtschaft eine große Herauforderung, die sich erheblich auf Ernten auswirken können.
Auch PIK-Forscher Anders Levermann kommt zu dem Schluss, dass die gegenwärtige Hitze auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel äußerst ungewöhnlich ist. Die vergangenen drei Jahre waren global die heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und der Sommer 2018 ist wohl ein Vorgeschmack auf die Zukunft: „Bei ungebremstem Klimawandel werden extreme Episoden wie derzeit wohl noch häufiger vorkommen“. PIK-Forscher Peter Hoffmann erwartet sogar, dass extreme Sommer wie der aktuelle 2050 bereits Normalität sein könnten.
Hitzerekorde nehmen massiv zu
Laut PIK-Forscher Rahmstorf nehme die Anzahl von Hitzerekorden nehme global massiv zu. „Monatsrekorde gibt es bereits fünfmal so oft wie in einem stabilen Klima“, sagte der Wissenschaftler, der auch Professor für Ozeanologie an der Universität Potsdam ist. Das habe eine weltweite Datenauswertung ergeben. „Das entspricht genau dem, was man angesichts der bisherigen globalen Erwärmung um mehr als ein Grad erwartet.“ Die meisten Hitzerekorde wären ohne die Klimaerwärmung nicht aufgetreten, so Rahmstorf.
Dass die aktuelle Hitzewelle Ergebnis von stationären Verhältnissen in der Atmosphäre ist, haben nun auch Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes festgestellt. Wettersysteme verharren dabei für Wochen auf derselben Stelle. Ein neues Phänomen, das Potsdamer Klimaforscher seit einigen Jahren beobachten. Diese Abflachen der sogenannten Planetarer Wellen in der Atmosphäre kann zu für längere Zeit statischen Wetterlagen führen – was wiederum Hitzewellen im Sommer wie auch lange Kälteperioden im Winter – etwa den Märzwinter 2013 – begünstigen kann. Diese Veränderung der Zirkulation bringen die Forscher mit der Erderwärmung in Verbindung. Forscher um Stefan Rahmstorf haben auch herausgefunden, dass es in Europa besonders heiß wird, wenn das Waser im subpolaren ungewöhnlich kalt ist. Das war 2003 und 2015 so - und ist auch 2018 wieder der Fall.
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Sommer bleibt heiß und trocken
Bleibt abzuwarten, wie der Sommer 2018 sich weiter entwickelt. Schon jetzt hat er zumindest in Deutschland das Potenzial, an den Jahrhundertsommer von 2003 heranzukommen, bei dem es in Mitteleuropa rund 70 000 Hitzetote gab. Für die nächsten zehn Tage zumindest sieht es in Deutschland – nach einem Gewitterintermezzo am Mittwoch und Donnerstag – weiterhin nach Trockenheit und Temperaturen um 30 Grad aus. Erst Ende nächste Woche könnte die heiße Luft zurückgedrängt werden. Zu trocken würde es aber auch in diesem Fall weiterhin bleiben. (mit AFP, dpa)
Jan Kixmüller
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