Potsdam Royals gewinnen den Eurobowl: Herausforderung in der heimischen Liga
Die Footballer der Potsdam Royals haben mit außergewöhnlich großem Vorsprung den Eurobowl gegen die Amsterdam Crusaders gewonnen. Für die "Königlichen" gilt es, diesen internationalen Titel jetzt national zu untermauern.
Potsdam - Die Potsdam Royals stehen – im wahrsten Sinne des Wortes – vor einer großen Herausforderung. Sie müssen einen Platz für die 1,10 Meter hohe Trophäe finden, die ihnen am Samstagabend überreicht wurde. Durch ein 62:12 (28:0, 14:0, 13:6, 7:6) gegen die Amsterdam Crusaders gewannen die Potsdamer im heimischen Stadion Luftschiffhafen die 33. Auflage des Eurobowls, den traditionell höchsten Football-Vereinstitel Europas. Vor einem Jahr hatten sie sich bereits den eine Stufe darunter einzustufenden EFL-Bowl gesichert.
Das Brandenburger Team von Cheftrainer Michael Vogt ließ dem niederländischen Rekordmeister keine Chance. Es bezahlte den Europacup-Auftritt aber teuer, denn bitterer Weise zog sich der schwedische Offensivstammspieler Jacob Dahre gleich zu Spielbeginn einen Achillessehnenriss zu und steht damit lange Zeit nicht zur Verfügung. Die „Kreuzritter“ aus Amsterdam, die fast ausschließlich mit inländischen Akteuren antraten, konnten den qualitativ hochwertigen und international aufgestellten „Königlichen“ nichts entgegensetzen. Amsterdam war noch nicht einmal in Ballbesitz, da lag das Team schon 0:14 hinten. Ohne bis dato ein einziges Mal mit dem Ball die gegnerische Hälfte erreicht zu haben, wies die Anzeigentafel dann bereits einen 0:28-Rückstand auf. Erst als die Hausherren in der zweiten Halbzeit mit dem Gefühl des sicheren Sieges einige Gänge zurückschalteten, das Personal wechselten und nachlässig wurden, kamen die Crusaders besser zurecht.
Nur ein Eurobowl-Duell endete bislang noch deutlicher
Am Ende standen dennoch 50 Punkte Differenz zwischen beiden Mannschaften zu Buche. In der Eurobowl-Geschichte gab es bislang nur eine Partie, die noch klarer ausfiel: Das 70:19 der Vienna Vikingsüber die Marburg Mercenaries im Jahr 2007. Die Royals sind das 15. Team, das den Eurobowl gewonnen hat – das fünfte aus Deutschland. Die Bundesrepublik führt mit nunmehr 13 Titeln vor Österreich (acht) und Italien (vier).
Allerdings bleibt nach dem Triumph die Frage: Wie ist das Spiel vom Samstag einzuordnen? Der Club aus der märkischen Landeshauptstadt schaffte es, ein würdiges Event mit viel Unterhaltung zu organisieren. 2300 Zuschauer erzeugten eine gute, stimmungsvolle Kulisse. Doch aufgrund der enorm deutlichen Verhältnisse auf dem Rasen blieb es aus sportlicher Sicht wenig reizvoll. Sowieso stand der diesjährige Eurobowl schon zuvor in keinem strahlenden Licht. Er fand ohne vorherige Wettbewerbsrunden statt. Unstimmigkeiten zwischen dem deutschen Verband und dem Weltverband sowie der Verzicht von potenziellen Teilnehmern ließen das Starterfeld auf ein Minimum schrumpfen. Letztlich nahmen die Royals und die Amsterdam Crusaders, Eurobowl-Sieger von 1991 und 1992, die Einladung an. „Wir sind froh, dass der traditionsreiche Wettbewerb nicht tot ist“, hatte Potsdams Vereinspräsident Stephan Goericke im März gesagt. Es sei eine Ehre, den Eurobowl auszurichten – und noch mehr, ihn zu gewinnen.
Schon mehr erreicht, das mehr bedeutet als dieser Eurobowl
Wegen der aktuellen Entwicklungen rund um diesen sportlichen Vergleich, für die die Royals nichts können, fällt es aber aus objektiver Sicht schwer, den Erfolg als ganz großen Coup zu preisen. Der Verein hat schon weit mehr erreicht, das mehr bedeutet als dieser Eurobowl: Sich durch kontinuierliche, leidenschaftliche Arbeit zu einer etablierten, anerkannten Größe der Szene entwickelt, den Football in Potsdam aus der Nische geholt und mitreißende Begeisterung dafür in der Stadt entfacht, inzwischen bereits acht Mannschaften aufgebaut sowie eine wichtige gesellschaftliche Rolle bei der Kinder- und Jugendförderung sowie Geflüchtetenhilfe übernommen.
Und mit dem EFL-Bowl-Sieg 2018, bei dem sie drei Meister anderer Länder bezwangen, verdeutlichten die Potsdam Royals schon ihre internationale Klasse. Um auf sportlicher Ebene aber ganz besonders hervorzustechen, gilt es für sie jetzt, auch ihr eigenes Ziel von nationalen Top-Platzierungen zu verwirklichen. Denn der Wert des Clubs im europäischen Maßstab wird sich hauptsächlich über die German Football League definieren – sie ist mit Abstand die Beste des Kontinents. Daher betonte Royals-Quarterback Paul Zimmermann am Samstag, dass er und seine Mannschaft zwar Freude hinsichtlich des Eurobowl-Erfolgs verspürten. „Sieg ist Sieg“, sagte er. Aber er sei vor allem eine „Motivation für unsere Liga“. In ihr steckt die größte Herausforderung für die „Königlichen“.
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