Erster Saisonheimsieg der Potsdam Royals: Erfolgreich mit Aushilfskraft
Die Potsdam Royals besiegten den Aufsteiger Düsseldorf Panther souverän. Nach der Partie wurde Quarterback Jacob Tucker verabschiedet - und damit steht das Team erneut vor einer Offensiv-Herausforderung.
Potsdam - Michael Vogt und Stephan Goericke umarmten Jacob Tucker. Sekundenlang sowie kräftig. Es schien, als wollten der Cheftrainer und Präsident des Football-Erstligisten Potsdam Royals den US-Mann am Samstagabend gar nicht mehr loslassen, ihn am besten in Brandenburgs Landeshauptstadt festhalten. Doch Tucker konnte nicht bleiben. Am Sonntag flog er nach North Alabama, um an der dortigen Universität in seinen Job als Trainer zurückzukehren. Für drei Spiele hatte der 26-Jährige sein Comeback bei den Royals gegeben, weil diese kurzfristig ihren eigentlichen Quarterback Cody Williams nach Kanada verloren hatten. „Das war ein schöner, sportlicher Spaßurlaub. Ich bin dankbar, dass ich wieder hier sein durfte. Potsdam ist schon ein zweites Zuhause für mich – und die Royals sind Teil meiner Familie“, sagte Tucker. Vogt erklärte: „Wir sind sehr, sehr glücklich, dass Jacob zu uns gekommen ist und uns in einer schwierigen Situation geholfen hat.“
Sein Einsatz lohnte sich. Nachdem das erste Match gegen Meisterschaftsfavorit Hildesheim Invaders noch mit einer Niederlage endete, folgte anschließend der Derbysieg bei den Berlin Rebels und am Samstag nun der nächste Erfolg. Im heimischen Stadion Luftschiffhafen gewann Potsdam gegen den Aufsteiger Düsseldorf Panther souverän 34:17 (14:3, 10:7, 10:0, 0:7). Damit gelang der Sprung unter die Top 4 der Nordstaffel – das ausgegebene Ziel, um sich am Hauptrundenende für die Playoffs zu qualifizieren. „Es fällt schwer, gerade jetzt wieder zu gehen, wenn die Mannschaft beginnt zu wachsen. Aber ich muss“, sagte Tucker, der 2017 die Royals als Spielmacher ins deutsche Football-Oberhaus geführt hatte und anschließend den Trainerjob an seiner Alma Mater annahm.
Neuzugang oder Paul Zimmermann als Ersatz?
Nach seinem erneuten Abgang müssen die Königlichen wieder eine neue Lösung für die Offensivzentrale finden. Die Hoffnung, Cody Williams würde vielleicht doch noch im Potsdam-Dress auflaufen, hegt Michael Vogt nicht mehr. Nachverpflichtungen sind zudem kompliziert. Aus finanzieller Sicht, aber auch aufgrund des Reglements, denn die erlaubten zehn internationalen Transfers hat der Club diese Saison schon aufgebraucht. „Wir arbeiten daran, irgendetwas hinzuzuwurschteln“, sagte der Chefcoach. Sollte kein neuer Quarterback geholt werden können, wäre das ein Risiko, so Vogt. Nicht weil der für die Position als zweiter Akteur eingeplante Paul Zimmermann keine Qualität hat. „Wir vertrauen ihm. Aber wenn er sich dann verletzen würde, hätten wir gar keinen Quarterback. Da stünden wir ziemlich blöd und unter dem Strich auch chancenlos da.“
Es bleibt das Prinzip Hoffnung. Entweder auf einen Neuzugang oder einen durchweg fitten Paul Zimmermann. Der hatte schon zu Saisonbeginn klar gemacht, dass er die Herausforderung gerne annehmen würde. „Ein deutscher Quarterback in der deutschen Liga ist ja durchaus ungewöhnlich. Ich möchte aber zeigen, dass ich eine gute Lösung bin.“
In der Offensive "klickt es noch nicht"
Egal, wie es bei den Royals weitergeht – es wird wieder ein Umbruch im Angriff. „Wir mussten uns mit Cody einspielen, als er im Training hier war. Dann haben wir uns mit Jacob eingespielt. Und jetzt werden wir uns auf die nächste Veränderung einstellen müssen“, sagte Vogt. „Das ist hart.“ Ein ständiger Findungsprozess, der die Entwicklung bremst. „Es klickt noch nicht“, urteilt der Trainer beim Blick auf die Offensive. Sein Team habe vier außergewöhnlich gute Passempfänger. „Wenn das Zusammenspiel erst einmal richtig passt, wird es für jede Mannschaft schwer, uns aufzuhalten. An dem Punkt sind wir aber eben noch nicht.“
Dank Jacob Tucker ist die Mannschaft ihm jedoch zumindest etwas nähergekommen. Der Vogt-Truppe attestiert der US-Amerikaner jedenfalls eine vielversprechende Perspektive. Das Team sei „voll von Talent. Wenn die Teile zusammengefügt sind, kann viel erreicht werden“, meint er. Von North Alabama aus werde er genau beobachten, wie sich seine Königlichen weiterhin präsentieren. Aus dem Aushilfsspielmacher wird „wieder nur ein Royals-Fan“.
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