Geplantes Digitalzentrum in Potsdam: Hängepartie: Beschluss über RAW verschoben
Der Bauausschuss hat den Auslegungsbeschluss für den RAW-Bebauungsplan am Dienstagabend noch nicht beschlossen. In zwei Wochen soll erneut beraten werden - es zeichnet sich aber eine Mehrheit ab.
Potsdam - Eine wichtige Etappe für das Großprojekt wurde verschoben: Mehrheitlich hat der Bauausschuss am Dienstagabend bereits vor Beginn der Diskussion für eine zweite Lesung des Auslegungsbeschlusses für den RAW-Bebauungsplan gestimmt. Der Antrag kam von der Fraktion die Andere: Man benötige mehr Zeit, um die umfangreichen Dokumente genauer zu studieren, sagte Steffen Pfrogner. Abgestimmt werden soll über den Antrag nun am 8. September bei der nächsten Sitzung des Bauausschusses. Dennoch zeichnete sich bereits in der Debatte eine Mehrheit für den Beschluss ab.
Wie berichtet soll das marode und seit mehr als 20 Jahren leerstehende Gebäude des früheren Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in der Friedrich-Engels-Straße saniert und um einen Neubau ergänzt werden. Entstehen soll auf dem Grundstück in Laufnähe des Hauptbahnhofs ein Digitalzentrum mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen, sowie Geschäfte, ein Fitnessstudio und ein Club.
Positive Grundstimmung für das Großprojekt
Deutlich wurde im Bauausschuss, dass zwar eine positive Grundstimmung für das Großprojekt vorherrscht. Doch während einige Stadtverordnete enthusiastisch für die Pläne warben, äußerten andere Skepsis über die Ausgestaltung. „Die historischen Hallen wirken regelrecht filigran neben dem Neubau. Dieser wirkt wie ein Eisbrecher, der auf einen zufährt“, sagte Wieland Niekisch (CDU).
„Das sprengt einfach den Rahmen“, sagte Saskia Hüneke (Grüne) und forderte Nachbesserungen. Pete Heuer (SPD) dagegen verteidigte das Vorhaben: „Ja, das sprengt den Rahmen, aber hier können wir mutig ein Zeichen setzen.“ Auch Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) schlug in diese Kerbe: “Das ist eine Chance, ein echtes Highlight. Wir können etwas wirklich Spannendes machen, nicht nur historische Fassaden.“ Ralf Jäkel (Linke) plädierte dafür, das große Vorhaben positiv zu begleiten.
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Der Entwurf für den auffälligen und aufgrund seiner Höhe mit bis zu 33 Metern nicht unumstrittenen Neubau direkt an der Bahnstrecke stammt von dem Stararchitekten Jürgen Mayer H. Zwei moderne Gebäudeteile mit viel Glas, ein langgezogener und ein kleinerer, sollen die historische Halle einrahmen. Von einer Überbauung mit einer Art Brücke, wie in einem ersten Plan präsentiert, war nach der Überarbeitung abgerückt worden. Das Investitionsvolumen liegt bei mehr als 100 Millionen Euro. Investor ist der aus Lettland stammende und in Monaco lebende Ölhändler Michael Zeligman.
Chefplaner verteidigt das Projekt
Die Verwaltung verteidigte das Projekt energisch. „Wir sind hier in der Stadt, nicht auf dem Land und auch nicht in der Innenstadt“, sagte Chefstadtplaner Andreas Goetzmann. “Wir können hier mit großen Formen arbeiten. Die alte Halle ist zwar nicht so hoch, aber sie ist ein Trumm in ihrem Ausmaß. Wir können hier mutig sein“, so Goetzmann. Eine Lanze für das Projekt brach auch Potsdams Wirtschaftsbeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos): „Das ist eine sehr wichtige Investition in Potsdam, auf so etwas haben wir viele Jahre lang gewartet.“ Er appellierte: „Auch Sie als Stadtverordnete sind verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.“
Protest gegen die Pläne hatte es im Vorfeld auch von Anwohnern gegeben. Diese fürchten steigende Mieten und letztendlich Verdrängung durch die neuen, kaufkräftigen IT-Angestellten. Einige Anwohner haben sich in der Bürgerinitiative „Teltower Vorstadt“ zusammengeschlossen. „Stadtentwicklung darf nicht an den Bürgern vorbei passieren“, sagte Reiko Käske von der Bürgerinitiative im Ausschuss. Es seien noch viele Fragen offen, es gebe zu wenig Vorgaben etwa zur Erschließung des Areals mit dem Nahverkehr oder der genauen Nutzung. „Wir haben den Eindruck, dass viel geredet, aber wenig geregelt wird“, so Käske.
Die Verwaltung hatte wie berichtet deutlich gemacht, dass eine Baugenehmigung für den Neubau am RAW bereits im Herbst erteilt werden könnte, auch wenn die Pläne dann erst öffentlich auslegen. Voraussetzung dafür ist, dass für die Auslegung keine relevanten Änderungen mehr nötig sind. Für die Sanierung der Halle wurde die Genehmigung bereits erteilt, hier haben die Arbeiten schon im Frühjahr begonnen.
In dem so genannten Durchführungsvertrag, der auch zu dem Beschluss gehört, wird festgehalten, wie schnell der Bauträger Bau und Sanierung umsetzen muss. Das erläuterte Stadtplaner Goetzmann. So habe der Bauträger nach der erteilten Baugenehmigung ein Jahr Zeit, um mit dem Bau zu beginnen. Innerhalb von fünf Jahren muss das gesamte Projekt abgeschlossen sein.
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