Potsdamer Impfzentrum in der Metropolishalle fast startbereit: Gut gelüftet bis zum Piks gegen Corona
Nächsten Dienstag startet das erste Potsdamer Corona-Impfzentrum in der Metropolishalle seinen Betrieb. Am Montag wurden Details vorgestellt, wie es dort ablaufen wird
Babelsberg - Damit in der Metropolishalle in Babelsberg in absehbarer Zeit wieder Messen, Konzerte und andere Großveranstaltungen stattfinden, ist diese ab dem nächsten Dienstag die zentrale Impfstation in Potsdam. Die dafür nötigen Vorarbeiten seien im Plan, hieß es bei einer Pressekonferenz, die am Montag vor Ort stattfand. „Der Vorlauf erfordert eine gigantische Logistik“, machte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) die Dimension deutlich. So eine Herausforderung habe Brandenburg seit 1990 nicht erlebt.
Die wichtige Telefonnummer
Schon ab dem kommenden Montag sollen über ein Callcenter der Kassenärztlichen Vereinigung des Landes Brandenburg (KVBB) die ersten Termine vergeben werden. Angerufen werden könne dann über die bekannte Hotline-Nummer der KVBB für den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Tel.: 116 117, sagte Holger Rostek aus dem KVBB-Vorstand. Für das Management der Termine habe man sich die externe Hilfe eines Callcenters gesichert. Zu den Eigenarten der Corona-Impfung gehört, dass zumindest für das Präparat der Hersteller Biontech und Pfizer zwei Termine nötig sind – und zwar im Abstand von 21 Tagen. Für den zweiten Termin müssten auch genügend Impfdosen in der erforderlichen Menge bereitstehen, hieß es.
Vor Ort ist die Metropolishalle, deren Foyer bereits als Corona-Testzentrum dient, in diverse Einzelbereiche untergliedert. Über einen Nebeneingang kommen Besucher zur Registrierung, dann in einen großzügigen Wartebereich. Mit dem vielen Platz und ständiger Durchlüftung wolle man dafür sorgen, dass das Impfzentrum nicht selbst ein Hot Spot für neue Corona-Infektionen werden, sagte Rostek.
Viele Informationen bereits online
Auch sonst sind viele Details zu beachten. Kein Bürger werde ohne entsprechende Aufklärung durch das Impfzentrum geschleust, sagte Rostek. „Die Impfung ist für jeden eine persönliche Entscheidung“, betonte er. Vor dem Piks werde jeder Bürger noch einmal vom Arzt befragt und könne Fragen stellen. Vorher könne man sich auch auf mehreren Internetseiten wie www.brandenburg-impft.de umfassend zum Thema informieren. Ein zweiseitiges Aufklärungsschreiben des Deutschen Grünen Kreuzes und des Robert Koch Instituts zu der Impfung werde fortlaufend aktualisiert, hieß es weiter.
Auf diesem Aufklärungsblatt, dass die Potsdamer zur Corona-Impfung in der Metropolishalle ausgereicht bekommen, sind zahlreiche Informationen enthalten – gerade mit Blick auf Impfskeptiker. So würde die im Impfstoff enthaltene mRNA „nicht ins menschliche Erbgut eingebaut, sondern im Körper nach einigen Tagen abgebaut“, heißt es. Mit Blick auf den Impfstoff heißt es, nach derzeitigem Kenntnisstand seien etwa 95 von 100 geimpften Personen vor einer Erkrankung geschützt. „Wie lange dieser Schutz anhält, ist derzeit noch nicht bekannt.“ Zu den am häufigsten berichteten Impfreaktionen in der bisher zweimonatigen Beobachtungszeit zählen laut dem Papier in mehr als 80 Prozent der Fälle Schmerzen an der Einstichstelle, in mehr als 60 Prozent Abgeschlagenheit sowie in mehr als 30 Prozent Kopfschmerzen und Frösteln. „Die meisten Reaktionen sind bei älteren Personen etwas seltener als bei jüngeren Personen zu beobachten.“ Bei den umfangreichen Tests im Vorfeld habe man eine einstellige Fallzahl von akuter Gesichtslähmung beobachtet, so das Papier. Ob das im Zusammenhang mit der Impfung stehe, werde noch untersucht.
Ein Schichtsystem für Impfungen
Die Impfungen in der Metropolishalle werden laut Rostek in einem Schicht- und Freiwilligensystem organisiert, vorgenommen werden sie von Ärzten mit Impfberechtigung – dabei wird der Impftstoff in den Oberarm gespritzt. Dafür habe man rund 1000 Bewerbungen erhalten, auch von Hausärzten. Zunächst starte man mit sechs einzelnen Kabinen, später wird dies auf zwölf erweitert. Zugleich sollen 100 Helfer vor Ort sein.
Unter anderem wegen der anspruchsvollen Kühlung und Zubereitung, die für den Biontech-Impfstoff notwendig ist, könne man diesen nicht in normalen Hausarzt-Praxen verabreichen, sagte Nonnemacher. Dies werde auch für den Corona-Impfstoff des Herstellers Moderna gelten, der voraussichtlich am 6. Januar in der EU zugelassen werde soll, machte die Ministerin deutlich. Jedoch hoffe man auf die Zulassungen weiterer Impfpräparate im Frühjahr, sagte sie – damit eben nicht dauerhaft solche aufwendig zu betreibenden Impfzentren nötig sein müssen.
Ist Brandenburg zu langsam beim Start der Impfungen?
Nonnemacher ging auch auf Irritationen ein, warum im benachbarten Stadtstaat Berlin bereits seit Sonntag schon die Impfzentren arbeiten. Die Ministerin sagte, in Brandenburg müsse eine riesige Fläche versorgt werden. Der logistische Aufwand sei um einiges komplizierter – gerade wenn es um den Transport des Impfstoffs in Seniorenheime in Randlagen gehe. Hier sind bereits seit Sonntag mobile Impfteams im Einsatz. Nach Angaben des RKI wurden so bislang 100 Menschen erstmals geimpft, in Berlin waren es gestern schon mehr als 1600. Laut Impfplan sind zunächst prioritär Personen im Alter von über 80 Jahren, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie gefährdetes Personal in Krankenhäusern – zumal der Impfstoff in ganz Brandenburg noch begrenzt ist, seit Samstag 9750 Impfdosen für insgesamt 4875 Personen zur Verfügung stehen. Bis Jahresende sollen noch 30 000 Röhrchen für weitere 15 000 Brandenburger dazu kommen - der Impfstoff wird nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel zwischen den Bundesländern verteilt, wie 2015 bei der Flüchtlingskrise diese Migranten jeweils zugewiesen wurden. Der ausreichende Impfschutz ist laut RKI sieben Tage nach der zweiten Impfung erreicht.
Bald soll es auch für Personal im kommunalen Bergmann-Klinikum soweit sein. „Dort bestehe eine hohe Nachfrage nach Impfungen“, teilte die Stadtverwaltung mit. Der Impfstart ist für diesen Dienstag geplant. „Alle Termine dafür sind vergeben.“ 500 Mitarbeiter sollen so bis zum 1. Januar zumindest einmal geimpft sein. Wohl noch bis Mitte Januar müssen sich wie berichtet die Mitarbeiter im St. Josefs Krankenhaus gedulden, da nach der Impfstrategie des Landes zuerst die sogenannten Schwerpunkt-Krankenhäuser versorgt werden.
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