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Die Lage in Potsdam am Mittwoch: Weniger Böller, mehr Betten

Das Coronavirus breitet sich in Potsdam weiter zügig aus. Darauf wird in der Stadt mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. So stockt das Klinikum „Ernst von Bergmann“ seine Bettenkapazität auf und das Rathaus hat ein Böllerverbot zum Jahreswechsel verhängt. 

Potsdam - Potsdam hat am Mittwoch zum zweiten Mal nacheinander mehr als 100 neue Infektionen vermeldet. Von Dienstag auf Mittwoch kamen 106 Ansteckungen hinzu. Mehr Infektionen wurden – auch wegen Nachmeldungen – nur am Dienstag (130 Fälle) vermeldet. Sieben Potsdamer verstarben von Dienstag zu Mittwoch an oder mit Corona. Seit Beginn der Pandemie haben sich in Potsdam 3071 Menschen mit dem Virus infiziert. 2153 Personen gelten als genesen – 46 mehr als am Dienstag. 1032 Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne, das sind 246 weniger als am Dienstag. 

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner hat erneut einen Höchststand erreicht. Der Wert stieg nach Angaben der Stadt auf 296,7. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Stadt steigt seit dem 15. Dezember an. Ab einer Inzidenz von 300 wird die Stadt Potsdam die mehr als 100 Krippen und Kindertagesstätten im Stadtgebiet ab 4. Januar für zunächst eine Woche bis einschließlich zum 8. Januar schließen. Im Bergmann-Klinikum und im Alexianer-Krankenhaus St. Josefs wurden am Mittwochmorgen 85 Corona-Patienten behandelt – zehn weniger als 24 Stunden zuvor. Wie am Vortag befanden sich 17 Betroffene auf Intensivstationen.

Klinikum vergrößert seine Bettenkapazität

Das Potsdamer „Ernst von Bergmann“- Klinikum hat auf insgesamt 90 Betten für Covid-Patienten aufgestockt, davon 20 Intensivbetten. Das teilte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt am Mittwochnachmittag mit. Er schlug gleichzeitig Alarm, dass das Klinikum damit „langsam an die Grenzen seiner Belastbarkeit“ komme. 

Blick vom Hotel Mercure auf die beleuchtete Breite Straße und das Filmmuseum während in der Silvesternacht Feuerwerk in den Nachthimmel aufsteigt. 
Blick vom Hotel Mercure auf die beleuchtete Breite Straße und das Filmmuseum während in der Silvesternacht Feuerwerk in den Nachthimmel aufsteigt. 
© Kurt Meyer/dpa

Jede weitere Aufstockung von Covid-Kapazitäten bedeute, dass andere Fachbereiche noch weiter reduziert werden müssten und das Klinikum sich „punktuell von der Notfallversorgung“ abmelden müsste. Dabei müsse das Klinikum „dringend am Netz bleiben“, denn es biete als so genannter Schwerpunktversorger medizinische Leistungen, die es an keinem anderen Krankenhaus in der Region gebe. „Uns treibt die Sorge um, dass die Kapazitäten in den kommenden Wochen nicht reichen“, so Schmidt weiter.

Böllerverbot im ganzen Stadtgebiet

Potsdam hat wie angekündigt ein Feuerwerksverbot für das gesamte Stadtgebiet erlassen. Eine entsprechende Allgemeinverfügung wurde am Mittwoch veröffentlicht. Die Verfügung gilt jeweils ganztägig am 31. Dezember und dem 1. Januar. Demnach dürfen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen keine pyrotechnischen Gegenstände der Kategorien F2 verwendet werden – also zum Beispiel Raketen oder Batteriefeuerwerke. Von dem stadtweiten Verbot ausgenommen sind Feuerwerke der Kategorie F1 – dazu gehören Wunderkerzen, Tischfeuerwerke und Knallerbsen, wie es in der Verfügung heißt. 

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Allerdings gilt das Verbot nicht auf privaten Flächen. Davor war die Stadt zurückgeschreckt. „So ist beispielsweise eine Verordnung der Stadt Augsburg, die ein Böllerverbot auch für den privaten Raum vorsah, vor dem Verwaltungsgericht im Eilverfahren gerichtlich gekippt worden“, erklärte Stadtsprecher Jan Brunzlow auf PNN-Nachfrage. „Daher appellieren wir an die Potsdamerinnen und Potsdamer, das Böllern in diesem Jahr insgesamt zu lassen.“ 

Hintergrund des Verbots sind die Verletzungen insbesondere an Augen und Händen, zu denen es auch in Potsdam jedes Jahr zu Silvester durch Feuerwerkskörper kommt. In der angespannten Situation wäre die Behandlung eine zusätzliche Belastung für die Krankenhäuser. Außerdem fürchtete man im Rathaus, dass sich Feiernde mit Böllern in Gruppen treffen und dabei Abstände und Maskenpflicht nicht eingehalten würden. Allerdings bewertet das Rathaus die Einschränkung als überschaubar, weil „aufgrund des ohnehin bestehenden Verkaufsverbots Pyrotechnik nicht beziehungsweise in nur sehr geringem Umfang vorhanden ist“, heißt es in der von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) unterschriebenen Allgemeinverfügung.

Schon am Mittwochabend wurde jedoch der erste Widerspruch laut. Ein Potsdamer meldete sich bei den PNN und berichtete, er habe der Verfügung bereits widersprochen. Er argumentiert, dass wegen des geltenden Verkaufsverbots keine nennenswerte Gefahr für das abbrennen einzelner Feuerwerkskörper entstehe. "Würde man Ihrer Argumentation folgen, müsste man Autofahren verbieten, da auch hier eine Verletzungsgefahr mit nachfolgender stationärer Behandlung gegeben ist", schrieb er an das Rathaus. Die Allgemeinverfügung sei deshalb unverhältnismäßig. 

Teststellen über Weihnachten geschlossen

Unabhängig vom tatsächlichen Infektionsgeschehen könnten die gemeldeten Neuinfektionen nach den Feiertagen zunächst sinken, denn nicht nur Arztpraxen sind geschlossen, sondern auch die beiden Abstrichstellen in der Stadt. So ist das von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) betriebene Testzentrum in der Metropolishalle zwar noch am Donnerstagvormittag geöffnet, an den beiden Weihnachtsfeiertagen ist es jedoch geschlossen, am Sonntag ohnehin. 

„Es wird nur nach Überweisung durch einen Arzt getestet“, erklärt KVBB-Sprecher Christian Wehry den PNN. Da die Praxen über Weihnachten geschlossen sind, schließe auch das Testzentrum. Ähnlich sieht es bei der Abstrichstelle am kommunalen Klinikum aus. Auch sie schließt über die Weihnachtstage für externe Testpersonen. Termine können online wieder für die Zeit ab dem 28. Dezember gebucht werden.

Feuerwehr verteilte Masken an Pflegeeinrichtungen

Am Mittwoch meldete das Rathaus acht Senioreneinrichtungen, in denen es mindestens einen Coronafall gibt. „In einer Einrichtung in der Innenstadt sind in den vergangenen 48 Stunden vier Menschen mit und an Covid-19 gestorben“, hieß es. Zu einem besonderen Einsatz rückte am Mittwoch die Potsdamer Feuerwehr aus: Sie lieferte FFP2-Masken in Alten- und Pflegeeinrichtungen, damit Angehörige die Bewohner während der Weihnachtstage mit größtmöglichem Schutz besuchen können. Am Vormittag wurden die Kartons mit den Masken verladen. 

Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam
Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam
© Andreas Klaer

Bis auf Weiteres nicht möglich sind Besuche im Pflegewohnstift der Deutschen Seniorenstift-Gesellschaft in der Waldstadt II Am Moosfen. Das bestätigte die Einrichtungsleitung auf PNN-Anfrage am Mittwoch. Hintergrund ist ein Ausbruch des Coronavirus in der Pflegeeinrichtung, der vor einer Woche begonnen hat. Inzwischen sei bei zehn von 126 Bewohnern eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt worden. Außerdem sind fünf Mitarbeiter betroffen. 

Nach Weihnachten soll eine Reihentestung weiteren Aufschluss geben. Dann werde auch entschieden, ob und wann das Besuchsverbot wieder aufgehoben werden kann.

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