Diskussion um neues Digitalzentrum in Potsdam: Gestaltungsrat stellt RAW-Planung infrage
Das Potsdamer Gremium fordert einen Architekturwettbewerb für das geplante Digitalzentrum auf dem Areal der RAW-Halle. Der Investor warnt davor, das Projekt zu zerreden.
Teltower Vorstadt - Die Pläne für eine rasche Etablierung eines Digitalzentrums auf dem Areal der RAW-Halle unweit des Potsdamer Hauptbahnhofs haben am Freitag einen Rückschlag erlitten. Wie die Stadtverwaltung am Abend mitteilte, fordert der Gestaltungsrat einen Wettbewerb für das Gelände mit der denkmalgeschützten Halle. Das Gremium rate „angesichts der herausragenden Bedeutung des Vorhabens dringend, für den weiteren Verlauf ein Verfahren durchzuführen, das die beste Lösung in einer Konkurrenz unterschiedlicher Entwürfe sucht“, hieß es. Damit ist der vom Investor beauftragte Entwurf der renommierten Architekten Jürgen Hermann Mayer durchgefallen.
Baudezernent Rubelt unterstützt die Forderung
„Die Weiterentwicklung des historischen Industriestandortes fordere eine klar ausgeprägte Antwort, die im Vergleich unterschiedlicher Ansätze am ehesten zu profilieren sei“, so das Urteil des Gestaltungsrats. Das hochkarätig besetzte Sachverständigengremium berät Stadt und Bauherren, um Bausünden im Stadtbild zu vermeiden. Allerdings ist die Teilnahme nicht verpflichtend und das Votum nicht bindend. Doch auch Potsdams Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) unterstützt die Forderung. „Wichtig ist mir, dass sich das innovative Nutzungskonzept in einer klaren Architektursprache und der stadträumlichen Einfügung des Neubaus widerspiegelt“, so Rubelt. Er gehe davon aus, dass mit der Übertragung dieses Ergebnisses in das Bebauungsplanverfahren eine Ausprägung erreicht wird, die dann auch genehmigungsfähig ist.
Tatsächlich hat die Stadt eine gute Position, denn um Baurecht zu bekommen braucht der Investor die Zustimmung der Stadtverordneten. Und die können ein eindeutiges Votum der von ihnen selbst berufenen Experten kaum ignorieren. Beim Investorenvertreter Mirco Nauheimer kam die Idee allerdings gar nicht gut an. Er warnte davor, das Projekt zu zerreden. Es habe einen langen
Planungsvorlauf gegeben. Außerdem habe man sich bereits im Vorfeld mit dem Gestaltungsrat abgestimmt. „Wir sind kein öffentlicher Bauherr“, sagte Nauheimer. Architekt Jürgen Mayer H. verteidigte seinen Entwurf. Man gehe sensibel mit Sichtachsen um. Der Neubau würde den Blick vom Telegrafenberg zum Park Babelsberg nicht stören.
Investor: 1000 Arbeitsplätze bis 2021
Wie berichtet will die RAW Potsdam GmbH auf dem früheren Gelände des Reichsbahnausbesserungswerks bis Ende 2021 Unternehmen und Gründer aus der Digitalbranche ansiedeln. Rund 100 Millionen Euro sollen investiert und 1000 Arbeitsplätze auf dem seit Jahrzehnten brachliegenden Areal geschaffen werden – eine der größten Ansiedlungen der vergangenen Jahre.
Der bisherige Entwurf sah vor, die denkmalgeschützte Backsteinhalle mit dem Glasdach fast vollständig zu erhalten. Ergänzt werden sollte sie durch zwei Neubauten, die eine Art Rahmen bilden. Öffentliche Kritik gab es an der maximalen Höhe des Zickzack-Dachs, das an seinem höchsten Punkt 33 Meter messen sollte.