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Die Kitas in Potsdam sind ab Montag wieder offen
© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam am Dienstag: Gegenläufige Botschaften und eine virtuelle Corona-Ampel

Das Rathaus musste am Dienstag 18 weitere Verstorbene nach Corona-Infektionen melden - zugleich sank der Inzidenzwert deutlich. Ungewiss ist, ob die Stadt die Kitas wieder öffnet. Eine dazu vorgestellte Corona-Ampel hinterließ mehr Fragen als Antworten

Potsdam - Bedrückende und hoffnungsvolle Botschaften zur Corona-Lage in Potsdam: Die Stadtverwaltung hat am Dienstag 18 bisher öffentlich nicht bekannt gewordene Todesfälle aus Seniorenheimen melden müssen. Zugleich ist die Zahl der neuen Infektionen mit dem Coronavirus weiter rückläufig, wenngleich noch weit von der angepeilten Inzidenz von unter 50 entfernt. Diese Entwicklungen stellten Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), Bildungsdezernentin Noosha Aubel und Amtsärztin Kristina Böhm am Mittwoch vor Journalisten vor.

Seniorenheime meldeten Verstorbene erst mit Verzug

So hätten Senioreneinrichtungen, in denen vermehrt Corona-Fälle aufgetreten waren, daraus resultierende Todesfälle erst verspätet gemeldet, begründete Böhm die hohe Zahl gemeldeter Verstorbener. Damit sind seit Beginn der Pandemie 165 Potsdamer im Zuge einer Infektion gestorben. Zugleich meldete die Stadt am Dienstag lediglich 34 neue Infektionen – am Dienstag vor einer Woche waren es noch 89. Damit sank auch die Sieben-Tage-Inzidenz weiter auf 166, vor einer Woche lag sie noch bei 271. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte die ab einer 200’er Inzidenz geltende und nicht unumstrittene 15-Kilometer-Regel für die Potsdamer zum Wochenende aufgehoben werden.

Es gab aber auch verwirrende Botschaften, gerade für Eltern. So wächst mit den sinkenden Infektionszahlen in Potsdam der Druck die wegen der Pandemie allesamt geschlossenen Kitas stufenweise ab der kommenden Woche wieder zu öffnen, wie dies die Linke-Fraktion am Dienstag erneut forderte – analog zu vielen anderen Kommunen im Land Brandenburg, wo diese Einrichtungen trotz teils deutlich höherer Fallzahlen ohnehin noch offen sind. Allerdings blieb bis Redaktionsschluss unklar, ob das Land Brandenburg bei seinem Kurs bleibt, die Kitas möglichst offen zu halten und wie der am Dienstag von der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten bis zum 14. Februar verlängerte Corona-Lockdown konkret nun in Brandenburg umgesetzt wird. Zuletzt hatte das Land Brandenburg seine Kitas weitgehend offen gelassen und war damit vom deutschlandweiten Lockdown-Kurs abgewichen – mit dem wiederum Schubert die von ihm verfügten Kita-Schließungen begründet hatte. Aktuell wird deswegen in Potsdam nur eine Notbetreuung angeboten, die immerhin rund 40 Prozent der Kinder nutzen. Ob das so bleibt, wolle man am Mittwoch im Corona-Krisenstab entscheiden, sagte Stadtoberhaupt Schubert.

Eine Corona-Ampel, die Bürger nicht sehen können

Um Entscheidungen für sich selbst transparenter und nachvollziehbarer zu machen, hat die Verwaltung nun für den internen Gebrauch ein komplexes Ampelsystem entwickelt, dass ähnlich wie in anderen Städten zeigen soll, wie sich die Lage darstellt. Mit den Ampeln soll zum Beispiel die Frage der Kita-Schließungen einmal an der bekannten Sieben-Tage-Inzidenz je 100 000 Einwohnern festgemacht werden: Grün bedeutet eine Inzidenz unter 50, in der nächsten Stufe bis 200 ist die Farbe gelb vorgesehen, alles darüber ist rot. Bei der aktuellen Inzidenz von 166 ist diese Ampel also gelb.

Viele Ampelfarben zu unterschiedlichen Corona-Themen

Doch Schubert will auch weitere Faktoren in die Entscheidungen zum Beispiel zu den Kitas einbeziehen – unter anderem ob der Trend bei den Neuinfektionen rückläufig ist. Grün bedeutet dabei einen Rückgang, gelb einen leichten Anstieg und eine rote Ampel ein Wachstum von über 40 Prozent. Mit den Rückgängen der vergangenen Tage wäre diese Ampel also grün.

In das System ebenso integriert ist der Blick in die Umgebung, weil Potsdam eine Pendlerstadt ist. So werden die Inzidenzen der Landkreise Potsdam-Mittelmark sowie Havelland und von Berlin jeweils als Ampel dargestellt. Mit einer Inzidenz von fast 250 erhält Potsdam-Mittelmark dabei aktuell eine rote Ampel, das Havelland und Berlin mit Werten von 153 und 163 jeweils die Farbe gelb.

Eine weitere Ampel betrifft die Verfügbarkeit von Intensivbetten in Potsdam und Umgebung. Grün bedeutet demnach, dass weniger als 70 Prozent der Betten belegt sind, gelb wären mehr als 70 Prozent, rot wären 100 Prozent Auslastung plus dem Rückgriff auf Notfallreserven. Momentan ist – mit 94 Personen in den Kliniken, davon 20 in Intensivbetten – diese Ampel gelb.

Ähnlich wird bei einer weiteren Ampel zur allgemeinen Bettenkapazität für Covid-Patienten verfahren, auch dieser Indikator steht derzeit auf der Farbe gelb.

Entschieden wird von Woche zu Woche

Was all das aber nun für den Bereich Kita konkret bedeutet, ließ auch ein vom Rathaus versendetes Konzeptpapier offen. Als Konsequenz aus der darin dominierenden Farbe gelb hieß es in dem Schreiben zwar, in dem Fall würden alle Maßnahmen fortgeführt, erst bei grün seien Lockerungen möglich. Ob dazu aber alle Indikatoren grün sein müssen, blieb offen. Denkbar seien auch stufenweise Öffnungen verbunden mit einem Appell an Eltern, die Kinder möglichst zu Hause zu lassen, sagte Aubel.

Auf Basis des Ampelkonzepts werde man nun von Woche zu Woche über kommunale Eindämmungsregeln neu entscheiden, sagte Böhm. Die Linke-Stadtverordneten Tina Lange und Sascha Krämer forderten eine Veröffentlichung der täglichen Ampeldaten.

3500 Impfungen bisher in der Metropolishalle

Unklar blieb am Dienstag auch, wie viele Potsdamer inzwischen eigentlich eine Impfung erhalten haben – neben hunderten Mitarbeitern in den Kliniken. Amtsärztin Böhm verwies dazu auf die Kassenärztliche Vereinigung KVBB. Dort konnte ein Sprecher lediglich sagen, für das Impfzentrum in der Metropolishalle seien bis gestern insgesamt 3500 Impftermine vergeben worden. Ob diese alle wahrgenommen wurden und wie viele Impflinge davon tatsächlich Potsdamer sind, vermochte der Sprecher aber nicht zu sagen. Insgesamt gibt es knapp 12.000 Potsdamer im Alter von über 80 Jahren.

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