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Andrea Wickleder, Managerin des MediaTech Hub Potsdam.
© A. Klaer

MediaTech Hub: "Geballte MediaTech-Kompetenz in Potsdam"

Potsdam ist seit einem Jahr einer von zwölf deutschen Digital Hubs. Seit Anfang Oktober ist Andrea Wickleder Managerin des MediaTech Hub Potsdam. Sie erklärt im Interview, was das den Unternehmen bringt und warum Medientechnologie mehr ist als Unterhaltung.

Frau Wickleder, ist „MediaTech Hub“ nur ein Label, oder bringt es konkret etwas?
 

Allein durch das Engagement der Unternehmen und Akteure, von denen der Hub getragen wird, bringt es etwas. Diese Dynamik zeichnet den Standort aus. Der Hub ist die geballte MediaTech-Kompetenz in Potsdam. Es ist ein physischer Ort, die global erfolgreichen MediaTech und Technologiefirmen, die hier angesiedelt sind, die Start-ups, die exzellente und angewandte Forschung. Gleichzeitig bringt der Hub mehr als 100 Jahre Erfahrung im „Geschichtenerzählen“ und der Produktion von audiovisuellen Werken mit.

Das ist aber nicht neu. Was verändert der Hub?

Wir wollen einen Raum schaffen für Innovation, einen Ort, an dem sich Gründer ansiedeln können zu günstigen Konditionen. Das ist durch das MediaTech Lab bereits passiert. Hier können Gründer ihre Ideen weiterentwickeln. Wir wollen auch einen Raum schaffen für Inspiration, in dem wir über Branchengrenzen hinweg denken. Diesen schaffen durch die MediaTech Con, einer internationalen Konferenz, die im November hier in Potsdam stattfinden wird. Wichtig ist auch ein Raum für ein gemeinsames MediaTech-Image. Letztendlich ist unsere Aufgabe Standortmarketing. Wir wollen vor allem die Leuchttürme, die durch diese offene Community hier entstehen, das nach innen und außen kommuniziert wird.

Den Hub gibt es seit etwa einem Jahr. Welche Leuchttürme sind schon entstanden?

Das volumetrische Studio Volucap, das vor einigen Monaten eröffnet wurde, ist einer. Es ist durch eine Kooperation von fünf Akteuren ins Leben gerufen worden. Dieses Studio ist auf dem europäischen Festland einzigartig und auch weltweit gibt es nur drei davon: in San Francisco, London und Babelsberg. Das ist ein tolles Projekt, das die Kraft und das Know-how des Standorts zeigt!

Was hat sich sonst getan?

Die Community wächst immer weiter und vernetzt sich. Nicht nur hier in der Stadt, sondern auch zwischen den zwölf Hub-Standorten bundesweit. Das nächste Treffen aller Hub-Manager aus Deutschland wird am 13. November in Potsdam stattfinden.

Seit dem Sommer gibt es die MediaTech Hub Potsdam Management GmbH, bei der Sie nun Hub-Managerin sind. Warum braucht es diese Firma?

Es braucht Menschen, bei denen die Fäden zusammenlaufen, eine Art Schnittstelle. Bisher gab es diesen formalen Rahmen nicht. In der GmbH, im Auftrag und unterstützt von der Stadt Potsdam, arbeiten nun eine Kollegin und ich in Vollzeit. Wir wollen dem Hub auch ein Gesicht geben und den Transformationsprozess begleiten.

Auch die Stadt finanziert den Hub mit. Was machen Sie mit dem Geld?

Die Stadt Potsdam stellt uns 200 000 Euro in drei Jahren zur Verfügung, dazu kommen 600 000 Euro aus GRW-Infrastruktur-Mitteln des Landeswirtschaftsministeriums, ebenfalls über drei Jahre. Neben unserem Büro und Personalkosten finanzieren wir unsere Aktivitäten, etwa Marketingmaßnahmen.

Für viele Potsdamer bleibt das Hub eine Art Ufo. Was haben die Bürger davon?

Medientechnologien sind allgegenwärtig. Das ist wie Strom, den jeder braucht und ohne darüber nachzudenken, wo er herkommt. Genauso ist es mit Medientechnologien. Jeder hat sein Smartphone in der Hand, wird in Zukunft wahrscheinlich Augmented Reality nutzen, zum Beispiel um Möbel für sein Zuhause auszuprobieren. Ich finde es extrem spannend, die Entwicklung hier mitzubegleiten.

Warum ist es Ihnen wichtig, dass Medientechnologie über Unterhaltung hinausgeht?

Medientechnologien werden für und in der Unterhaltungsbranche entwickelt. Sie sind aber sinnvoll einsetzbar für viele Industrien. Im Healthcare-Bereich geht es etwa um Virtual Reality in der Trauma- und Schmerztherapie. Es gibt auch Möglichkeiten, spielerisch auszuprobieren, wie ein Mensch mit Einschränkungen Dinge des alltäglichen Lebens bewältigt oder umgekehrt Verständnis dafür zu wecken, wie es sich anfühlt, mit Einschränkungen zu leben. Ich finde es ganz wichtig, dass diese Anwendungsfelder auch sichtbar werden: Was hier entwickelt wird, geht weit über die Unterhaltungsbranche hinaus. Für alle Akteure des MediaTech Hubs ist es ein Vorteil, sich im Rahmen der Digital Hub Initiative auch mit anderen Branchen vernetzen zu können.

Wohin steuert Virtual Reality Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren?

Ich glaube, in dem Moment, in dem wir im Alltag den Bildschirm – auch unserer Smartphones – verlassen, wird der nächste Schub kommen. Smarte Brillen sind einer von mehreren Ansätzen, die in diese Richtung gehen, mit der wir uns gleichzeitig in der Realität und in der virtuellen Realität bewegen.

Es gibt auch Kritiker dieser Entwicklung. Wie gehen Sie damit um?

Auch auf unserer Konferenz werden wir uns mit kritischen Themen befassen, etwa künstlicher Liebe – ein bisschen wie im Film „Her“. Es ist wichtig, sich darüber auszutauschen, welche Standards wir in Zukunft setzen wollen, welche moralischen und ethischen Grundlinien. Themen wie diese oder auch den Umgang mit Datenbergen, Big Data, werden wir auf der MediaTech Con kritisch diskutieren.

Mit welchen Hindernissen kämpfen Firmen, die sich hier niederlassen wollen?

Infrastruktur ist immer ein Thema. Vieles hat sich verbessert, aber die Nachfrage nach Büroflächen gerade in den Ballungsräumen wie der Medienstadt ist da. Auch die Frage nach Bahnverbindungen taucht immer wieder auf. Aber ich denke nicht, dass diese Faktoren eine Ansiedlung verhindern. Meine Aufgabe wird es auch sein, Themen zu identifizieren, die alle umtreiben. Aber: Wenn die Unternehmer und Gründer das Netzwerk und die kurzen Wege hier gezielt suchen – und die Wahl des Standorts erfolgt meist bewusst – dann kommen sie nach Potsdam.

Das Interview führte Sandra Calvez

ZUR PERSON: Andrea Wickleder, 40, stammt aus Dessau. Sie studierte Gesellschafts- und Wirtschafskommunikation an der Universität der Künste in Berlin und begann anschließend eine Tätigkeit am Erich-Pommer-Institut in Potsdam. Seither war sie im Marketingbereich für verschiedene Organisationen, etwa Medianet Berlin-Brandenburg und zuletzt für die Fachhochschule in Potsdam, tätig. Seit dem 1. Oktober ist sie Managerin bei der im Sommer neu gegründeten MediaTech Hub Potsdam Management GmbH, die von den Geschäftsführern Peter Effenberg und Andrea Peters geleitet wird. 

Sandra Calvez

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